Es war im Lenz der Jugendzeit:
Noch sprengte kaum das Panzerkleid
Ein Steinwurf aus des Knaben Hand
Dem Bach zum ersten Lauf ins Land;
Kaum löste leis das Schwingenpaar,
zu spähn, ob schon, vom Schlaf erwacht,
Maßliebchen regt die Äuglein sacht;
Noch träumt der Wald. Im Wiesenthal
Zu spähn, ob dort schon Lebensspur,
Sich knospendes Gezweig zur Flur;
Am Raine nur der Weidenbaum
Sich schüchtern hüllt in weichen Flaum,
Des Knaben erstes – Flötenrohr.
Im Hüttchen, halb im Busch versteckt,
Der rings das Dach, mit Stroh gedeckt,
Geschwärzt vom Wetter, überragt,
Als kaum der junge Lenz getagt
Da sah ich sie zum erstenmal.
und als die erste Lerche schwang
Sich himmelan mit Jubelklang,
Als Vöglein jauchzten allerwärts,
Die Sonn’ entstieg dem Wolkenthor
Und Veilchen lugten aus dem Moor,
Als ihre Äuglein blinkten blau,
Wie das Vergißmeinnicht im Tau,
Der Seel’ ihr schaut’ in ernster Stund'!
Albert Weiß: Polnische Dichtung in deutschem Gewande. Otto Hendel, Halle a. d. S. 1891, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Albert_Weiss_-_Polnische_Dichtung_in_deutschem_Gewande.pdf/65&oldid=- (Version vom 20.8.2021)