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 Hochansehnliche Versammlung!


 Zur Feier des 400jährigen Geburtstages Melanchthons, der am 16. Februar 1497 in Bretten in der damaligen Kurpfalz, jetzt dem Großherzogtum Baden zugehörig, als der Sohn eines berühmten Waffenschmieds geboren wurde, sind wir hier versammelt. 400 Jahre sind ein ausgedehnter Abschnitt auch inmitten einer mit wunderbarer Schnelle dahineilenden Zeit. Welche Gedanken steigen in uns auf, wenn wir auch nur mit flüchtigem Blick diese 400 Jahre übersehen und dann stille stehen am fernen Rande dieses Zeitraums, an der Wiege eines Mannes, der nach mancher Segnung und Weissagung, die über ihn ergangen, von Gott seinen besonderen Weg geführt und in einer welt- und kirchengeschichtlich außerordentlich bewegten Zeit ein hochbegnadetes Werkzeug Gottes zur Lösung einer hohen Aufgabe geworden ist! Diese 400 Jahre tragen nach mehr als einer Seite die Spuren seines Wirkens. Bei einer Geburtstagsfeier sind wir immer bedacht, die ganze Vergangenheit in die Gegenwart zu rücken. Das ist nun auch heute meine Aufgabe, weniger das äußere Leben Melanchthons, das ohnedies allbekannt ist, als seine innere Entwicklung, sein Gesammtwirken und Gesammtwesen, die Segensfrucht, welche dieses vom Jahre 1497 bis zum Jahre 1560 sich erstreckende, unendlich reiche Leben geschaffen, vor unser Geistesauge zu rücken. Klare Erkenntnis dieser Segensfrucht, auch ernstes Gelöbnis treuer Bewahrung derselben, Aufnahme edler vorbildlicher Züge in dem Leben des Gefeierten in unser eigenes Leben – soll für den Wert unserer heutigen

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Adolf von Stählin: Philipp Melanchthon. J. A. Schlosser, Augsburg 1897, Seite (3). Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_Philipp_Melanchthon.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)