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König in diesen Ruf ausgebrochen sei, und bis zu ihrem Tode nicht aufhören werde, ihren Gefühlen in dieser Weise Ausdruck zu verleihen! Sie wurde, wie sie es gewünscht, zum Tode verurteilt und fuhr im selben Karren wie ihr Mann zur Richtstätte. Ihr Mann lag mit geschlossenen Augen da. Sie rief ihn, er sah sie erstaunt und fragend an. Sie sagte ihm: „Du weisst, dass ich ohne dich nicht leben kann, nun sterben wir gemeinsam!“

Diese Frau nähert sich mancher Grösseren, die in gleicher Liebe das gleiche Schicksal über sich heraufbeschwor, deren ganze Lebensführung aber einen höheren Schwung aufweist, als jener Frauen, deren einzige Bedeutung in ihrer Liebe zum Gatten ruht.

Man verkannte damals, wie zu allen Zeiten die Tapferkeit und den Mut der Frauen, man fand es kaum der Mühe wert, diese Eigenschaften anzuerkennen und sich mit ihnen zu beschäftigen. Der Eifer, mit dem die Frauen die Revolution erfassten, entsprang ohne Zweifel dem Bewusstsein der moralischen Erniedrigung, in die sie gesunken waren.

Nur zwei Männer, Condorcet und Siéyès, beschäftigten sich mit der Lage der Frau in der Republik, sie fühlten, dass sie nicht weiter das bleiben konnte, was sie unter dem Königtum war, dass sie in einem Jahrhundert der Aufklärung nicht die bleiben konnte, die sie in den Zeiten der Barbarei war, das heisst, ohne Eigentum, ohne politische Rechte, ferngehalten von der Leitung der Geschäfte, kaum dazu berufen und zugelassen, die Angelegenheiten ihrer eigenen Familie zu führen, ihr Eigentum, das sie in die Ehe gebracht, zu verwalten, und auch über die Kinder, denen sie das Leben gegeben, rechtlichen Einfluss zu haben. Condorcet und Siéyès fanden, dass es im Staate genug Beschäftigungen gibt, die zu leisten die Frauen geradezu berufen, und zu denen ihre Anlagen besonders geschaffen seien.

Aber der Tod Condorcets machte all’ diese Pläne der Befreiung der Frau aus jahrhundertelanger Sklaverei zunichte.