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und Barmherzigkeit auf, deren umsichtige Hand sie mit allem versah, dessen sie bedurften, deren Heroismus die einzige Scheidemauer war, die die Unglücklichen vom Schafott trennte. St. Brie, Herr Bouquey, Guadet opferten sich ebenfalls, ihr Betragen ist über alles Lob erhaben, denn sie wussten, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzten. Aber Madame Bouquey opferte sich, wie Frauen sich eben opfern, ganz mit jenem etwas von Zärtlichkeit der Geliebten und der Selbstverleugnung der Mutter.“

Während die Flüchtlinge überall bloss unmenschlichen, egoistischen, feigen Männern begegneten, hatte diese grossmütige, unerschrockene Frau in ihrem einfachen Landhause Guadet und Salle aufgenommen. Als Louvet, Barbaroux und Valady sie von ihrer gefährlichen Lage verständigten, hatte sie ihnen sagen lassen: „Sie sollen alle drei kommen.“ Und einige Tage später nahm sie Pétion und Buzot auf, die in den letzten vierzehn Tagen siebenmal ihre Zufluchtstätten zu wechseln genötigt waren. Sie versteckte alle sieben in einem verfallenen, grottenartigen Brunnen, der durch sie den Namen Brunnen der Girondisten erhielt und noch heute den Fremden in Saint-Emilion gezeigt wird.

Dies war die Zufluchtsstätte der verfolgten Girondisten. Nachts brachte ihnen Madame Bouquey Gemüse aus dem Garten, Bohnen von der Bodenkammer, Obst und Wein aus dem Keller, aber sie musste ihnen das Brot sehr knapp zumessen, um nicht den Verdacht der Nachbarn zu erwecken, denn die Lebensmittelzufuhr wurde immer schwerer und jeder bekam nur knappe Rationen zu kaufen. Ein Monat war schon in dieser ruhigen Sicherheit vergangen, worin sich die süssen Freuden der dankerfüllten Freundschaft und des edlen Mitgefühls mischten, als die Flüchtlinge, von den Gerüchten aufgeschreckt, die Gefahr fürchteten, in die ihre Wohltäterin durch sie gestürzt werden könnte, sie teilten ihr ihre Befürchtungen mit. „Habe ich nicht genug gelebt, da ich Sie