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sich in Getreidefeldern und hinter Gebüschen verstecken! Die Flüchtlinge verbreiteten um sich Schrecken und Entsetzen; man fürchtete die „Ansteckung der Todesstrafe“, die Gemeinschaft des Schafottes. Am Ende ihrer Kräfte angelangt, von Müdigkeit und Entbehrungen erschöpft, wie Verzweifelte umherirrend und fortwährend in Gefahr, waren sie eben auf dem Sprung zu unterliegen und im Tod das Ende ihrer fortwährenden Befürchtungen, ihres endlosen Kummers zu suchen, als eine engelsgute Frau sie rettete.

Madame Bouquey hatte von ihren Qualen und grossen Gefahren gehört und verliess daraufhin sofort Paris und flog ihnen zu Hilfe. Thérése Dupeyrat war die Tochter eines Bürgers von Bordeaux, die in jungen Jahren den Prokurator von Saint-Emilion, Robert Bouquey, geheiratet hatte, ihre Schwester war die Frau des Girondisten Guadet.

Sie lebte ruhig in ihrem behäbigen Heim in Paris, fern von allem aufregenden politischen Leben, nichts vermochte sie in den Strudel der Revolution zu ziehen. Hätte ihre Tat kein Aufsehen gemacht, so wäre ihr Opfer vergessen, sie wäre unbekannt und unbeachtet gestorben. Zwei Frauen der Gironde waren ihr schon im Tode vorangegangen, Charlotte Corday und Madame Roland, aber diese waren im hellen Lichte des Tages gestorben, in der Hitze des Kampfes, im Rausch des Ruhmes. Madame Bouqueys Rolle war bescheidener, ihre Tugend sollte verborgen bleiben; ihr Herz allein leitete sie.

Sie war eine junge Frau mit einem mehr angenehmen als schönen Gesicht, das man ohne Ueberraschung zum erstenmal sah, das man aber mit Bedauern verliess. Ihre dunklen Augen leuchteten von Verstand und Güte.

Wir wollen hier Barbaroux’ Schilderung Madame Bouqueys einfügen: „Reizende Frau! Ihre Züge, in denen sich die Empfindsamkeit des Herzens malte, dieses sanfte, graziöse Gesicht, ihre Feuerseele glänzte in das Dunkel der Nacht der Geächteten, die Seufzer, die Dankbarkeit, die Rührung stieg zu diesem Engel der Nächstenliebe