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kleinen Raum, den sie bewohnt hatte, wo sie studierte und die Träume der Jugend geträumt. Wer hatte wohl die Fenster geöffnet? Wer sah sie an? Waren es die lachenden Jahre des Lebens, die ihren letzten Tag grüssten? Waren es die Toten, die sie riefen? Ihre Mutter, Phlipon, das Dienstmädchen, der kleine Onkel? Was erzählten ihr diese Erinnerungen? Sagten sie ihr: „Wenn du fromm und demütig im Herzen gewesen wärest, würdest du leben.“ Oder wiesen sie auf den Ruhm, der auf dem Weg zum Schafott erglänzt und murmelten sie ein Triumphlied: „Du, die den rauhen und gefahrvollen Weg, der über die hohen Gipfel des Lebens führt, den schmalen, dunklen Fusspfad, der sich in Windungen schlängelt und sich im Dunkel verliert, vorgezogen hat, du, die als Opfer deiner Liebe für die Sache des Rechtes und der Gerechtigkeit stirbt. Lass’ gut sein, meine Tochter, heb’ stolz dein Haupt und sei gesegnet“.

Hatte Sie Gewissensbisse oder war sie stolz auf das, was sie getan hatte? Wer kann ihre letzten Gedanken ermessen? Wie schade, dass man ihr an den Stufen des Schafottes Papier und Feder verweigerte, um ihre letzten Empfindungen zu Papier zu bringen.

Goethe sagt darüber folgendes: „Madame Roland auf dem Blutgerüste verlangte Schreibzeug, um die ganz besonderen Gedanken aufzuschreiben, die ihr auf dem letzten Wege vorgeschwebt. Schade, dass man ihr’s versagte; denn am Ende des Lebens gehen dem gefassten Geiste Gedanken auf, bisher undenkbar; sie sind wie selige Dämonen, die sich auf den Gipfeln der Vergangenheit glänzend niederlassen“.

Als der Karren vor dem Schafott hielt, sagte sie zu Lamarque, er solle zuerst hinaufsteigen, da er nicht die Kraft haben würde, sie sterben zu sehen. Der Scharfrichter zögerte, seine Zustimmung zu dieser dem Befehl entgegengesetzten Anordnung zu geben. Da sagte Madame Roland lächelnd: „Können Sie einer Frau ihre letzte Bitte verweigern?“

Nun kam die Reihe an sie. Während man sie an das