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gekommen war, begab man sich in den Salon und legte überall die Gerichtssiegel an. Ein besonders Eifriger verlangte auch, dass ein Siegel sogar auf dem Klavier angebracht werde. Mit Mühe konnte Madame Roland durchsetzen, dass man ihr erlaubte, das ihrer Tochter Gehörige an Wäsche und Kleidern und für sich das Allernotwendigste für die Nacht aus den Schränken zu nehmen.

Währenddessen kamen und gingen so an hundert Leute von der Strasse in der Wohnung ein und aus, die Luft war ganz verpestet, keiner der Kommissäre hatte den Mut, diese Menge Neugieriger fortzuweisen, einer oder der andere wagte eine schüchterne Bitte, die jedoch von gar keinem Erfolg begleitet war! Dabei lagen hunderterlei Dinge umher, die leicht fortgetragen werden konnten, ohne dass man es bemerkt hätte, ohne dass man es hätte verhindern können.

Während sich all’ das zutrug, sass Madame Roland an einem Tisch, um an einen Freund zu schreiben, dessen Obsorge sie ihr Kind empfahl. Als aber der Kommissär die Durchsicht des Briefes forderte, zerriss sie ihn, um den Freund nicht zu kompromittieren.

Um sieben Uhr früh verliess Madame Roland ihre Tochter, die sie der Obhut ihrer Leute überlassen musste; sie ermahnte alle zur Ruhe und Geduld; sie fühlte sich durch die Tränen ihrer Leute sehr geehrt und nichts vermochte ihren Mut zu beugen. Der Kommissär bemerkte: „Sie haben Leute um sich, die Sie lieben.“ „Ich hatte niemals andere,“ antwortete Madame Roland und stieg die Treppe hinab. Vor dem Toreingang, vom Treppenabsatz bis zum bereitstehenden Wagen auf der anderen Seite der Strasse standen zwei Spaliere bewaffneter Männer und ein Haufen Neugieriger. Madame Roland ging mit kleinen Schritten tapfer vorwärts, indem sie diese feige, verführte Schar aufmerksam betrachtete. Die bewaffnete Macht folgte dem Wagen in zwei Reihen. Das Volk hielt am Wege, an dem der Wagen vorbeikam, inne und schrie: „Auf die Guillotine“!