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Das, was ich dort anfänglich bemerkte, war nicht darnach angetan, mich zu ändern. Der Adel, die Geistlichkeit, der zersetzteste Hof Europas. Ich zeigte mich dort als Freund des Volkes, als unerschrockenen Verfechter der Menschenrechte. Ueberall war ich geachtet, gesucht und geehrt; aber ich wurde bald gewahr, dass nicht alle eine gleiche Seele dahin brachten, die gleicherweise von dem persönlichen Interesse jeder Privatabsicht frei war. Ich zog mich dann wieder in das Dunkel zurück und trat erst wieder gegen das Ende hervor; im Augenblick, als ich zu bemerken glaubte, dass die Zahl der wahren Patrioten ungemein abgenommen hatte, und dass ich nicht weiter das Stillschweigen beibehalten dürfte, ohne sie noch mehr zu schwächen. Insbesondere zeigte sich mein Widerwille ohne Rückhalt gegen das Königtum, anlässlich der Flucht des Königs. Als die konstituierende Versammlung ihre Sitzungen zu Ende geführt hatte, kehrte ich wieder nach Evreux zurück, wo ich alles Gute tat, das in meiner Macht lag.“

Kehren wir nun wieder zu den Vorgängen der Septembertage zurück. Am 2. September, gegen 5 Uhr nachmittags, es war ein Sonntag, glaubte Madame Roland aus dem rückwärtigen Teil ihrer Wohnung Geschrei zu vernehmen. Sie begab sich in die nach dem Hof gelegenen Zimmer und sah einen Menschenauflauf in dem grossen Hof. Sie ging ins Vorhaus und erkundigte sich um den Anlass. Roland war ausgegangen, aber jene, die nach ihm fragten, waren mit dieser Auskunft nicht zufrieden und wollten ihn unter allen Umständen sprechen. Die Diener widersetzten sich dem Versuch der Leute, in die Wohnung einzudringen, indem sie der Wahrheit gemäss wiederholten, dass Roland nicht zugegen sei. Madame Roland befahl, man solle zehn Leute aus der Menge einladen, hinauf zu kommen. Als sie kamen, fragte sie Madame Roland sanft nach ihrem Begehr. Sie versicherten, sie seien tapfere Bürger, die sich nach Verdun begeben wollten, denen es aber an Waffen fehle, deshalb seien sie zum Minister gekommen, um welche von diesem