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Worte an ihn: „Mein Herr, ich danke Ihnen für den Mut mit dem Sie mich verteidigt haben, der einzigen Art, die Ihrer und meiner würdig war. Diese Herren konfiszieren mein Eigentum, aber ich will Ihnen den grössten Beweis meiner Dankbarkeit geben, indem ich Sie bitte, für mich das zu zahlen, was ich im Gefängnis schuldig bin. Ich rechne auf Ihren Edelmut“.

Ihre Schulden beliefen sich auf 36 Francs, die Chauveau-Lagarde am darauffolgenden Tag dem Kerkermeister bezahlte.

Nach der Verhandlung wurde Charlotte Corday augenblicklich in die Conciergerie zurückgeführt, von der sie nur herauskam, um aufs Schafott zu steigen. Sie blieb völlig heiter und unverändert. Es dauerte nicht lange, so kam der Scharfrichter in die Zelle, um sie zum Richtplatz zu führen. Als er Charlotte Corday die Hände festband und die Haare abschnitt, sagte sie: „Dies ist eine Toilette, die ich nur nicht gewohnt bin.“

Im Augenblick als sie den verhängnisvollen Karren bestieg, ging ein heftiges Gewitter über Paris los und übertönte das Brüllen und Heulen der Menge, die sie zur Richtstätte begleitete. Nichts konnte die unerschütterliche Seele ausser Fassung bringen. Sie liess ihre sanften ruhigen Blicke über die Menge schweifen. Sie trug den Kopf hoch, ohne Stolz, sie hatte einen freien Blick ohne Verachtung, ihre Züge waren ausdrucksvoll und belebt, ganz ungezwungen. Das rote Hemd, das an sich so scheusslich anzusehen ist, schien ihre natürlichen Reize noch zu heben. Auf dem ganzen Weg, von der Conciergerie bis auf die Place de la Revolution, verliess sie ihre heldenhafte Ruhe auch nicht einen Augenblick. Das Blut strömte ihr beim Anblick des Schafottes ins Gesicht. Sie stieg die Stufen zum Schafott so rasch hinauf, als ihr das Gehen durch die auf dem Rücken zurückgebundenen Hände möglich war. Sie fiel mutig auf das verhängnisvolle Brett. Eine tiefe Stille herrschte und das fürchterliche Beil fiel.