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durch Zeit und Ort näher stund, dem wird es nicht unbekannt geblieben seyn, daß Schiller selbst die meisten derselben lieber Balladen genannt wissen wollte, ungeachtet der Altmeister Goethe nur den Kranichen des Ibykus, aber nicht einmal Hero und Leander diesen Namen zuerkennen mochte, weil er den Balladen durchaus eine dämonische Einwirkung als unerläßlichen Bestandtheil zutheilte, wie er dieß auch in allen seinen Dichtungen vom Erlkönig herab bis zur Bajadere genau beobachtet hatte.

Sey dem nun, wie ihm wolle, wir bleiben bei Schillers eigner Benennung. Dem Vater gebührt das erste Recht sein Kind zu benennen. Und so bleibt es auch bei der Behauptung, daß Moritz Retzsch einer der beliebtesten Balladen Schillers mit reicher Phantasie einen Bildercyclus untergelegt hat. Und so mag es endlich auch Verzeihung finden, wenn wir einem in Eile entstandenen Klinggedicht, das diesem Streite seinen Ursprung verdankt, hier noch zum Schluß einen kleinen, leicht zu bewilligenden, Platz erbitten.

Du nennst das Lied von Fridolin Romanze.
     Der Dichter nennt’s Ballade. Schwermuths-Töne
     Haucht ja sein Lied und sagt uns, wo das Schöne,
Weil es auch fromm ist, strahlt im Gnaden-Kranze.

Doch die Romanze winkt im Rosenglanze
     Dem Minne-Sold, daß Liebespein sie söhne,
     Die Liebenden mit Myrtenzweigen kröne,
Und zur Guitarre Braut und Bräut’gam tanze.

Doch sey’s, daß hier Balladen sich gestalten,
Sey’s, daß Romanzen ihren Reiz entfalten,
     Das Lied steht hoch, es schwang sich in die Sterne.

Da hat’s der fromme Dichter angeschrieben,
Der Künstler, von Begeisterung getrieben,
     Sieht’s dort und malt den Grafen von Saverne.
 B.