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die Begierde der andern zu schaden, oder sich selbst einen Vortheil zuzuwenden, dem wichtigsten Interesse des Vaterlandes immer vorziehe.“

Allein wenn es nur gewiß wäre, daß der Nation ein so beträchtlicher Vortheil hieraus erwachsen würde, so wollte ich mich ergeben und stille seyn. Wer wird aber wol sagen, daß wenn die Wörter: huren, saufen, stelen, lügen, rauben etc. durch eine Parlaments-Acte, aus der Englischen Sprache und allen Wörterbüchern verbannet würden, wir sogleich den andern Morgen, keusch, mäßig, ehrlich, wahrhaft und gerecht aufstehen sollten? Ist dergleichen Folgerung wol richtig? Oder wenn uns die Aerzte verböten; die Wörter Franzosen, Gicht, Schnuppen, Stein u. s. f. auszusprechen, würde dieses wol ein kräftiges Mittel gegen diese Krankheiten seyn? Ist Zwietracht und Parteyhaß in die Herzen der Menschen nicht tiefer eingedrükt, und auf kein festeres Fundament gesezet, als auf die, von der Religion hergenommene Wörter und Redensarten? Und ist unsere Sprache so arm, daß wir keine andere finden könnten sie auszudrüken? Sind Neid, Hochmuth, Geiz etc. so schlechte Sprachmeister, daß sie ihre Besizer ohne Benennung lassen mußten? Können dann nicht die Nammen, Heyduken, Mameluken, Mandarinen, Patschaws oder andere willkürliche Wörter, die würklichen Minister, von denen die solche gern werden wollten, wenn sie könnten, unterscheiden? Was ist leichter zum Exempel, als die Frage, ob die Kirche in Gefahr sey, in die Redensart zu verändern, ist die [1][WS 1]Gedächtniß-Säule in Gefahr? Weil

  1. Der Verfasser zielet auf die Gedächtniß-Säule der schreklichen Feuersbrunst zu London, im Jahre 1666,

Anmerkungen (Wikisource)