habe / viel weniger kan Er gewis sein / ob Er vollkome vergebung der Sünden bekomen habe.
31. Wie selten einer ist / der warhafftige rew vnd leid hab / So selten ist auch der / der warhafftig Ablas löset / das ist / es ist gar selten einer zu finden.
32. Die werden sampt jren Meistern zum Teuffel faren / die vermeinen durch Ablasbrieue jrer seligkeit gewis zu sein.
33. Fur denen sol man sich sehr wol hüten vnd fursehen / die da sagen / des Bapsts Ablas sey die höchste vnd werdeste GOTtes gnade oder geschenck / dadurch der Mensch mit GOTT versünet wird.
34. Denn die Ablas gnade sihet allein auff die pein der Gnugthuung / welche von Menschen auffgesetzt ist worden.
35. Die leren vnchristlich / die furgeben / das die / so da Seelen aus dem Fegfewer / oder Beichtbrieue wollen lösen / keiner rew noch leides bedürffen.
36. Ein jeder Christ / der ware rew vnd leid hat vber seinen sünden / der hat vollige vergebung von pein vnd schuld / die jm auch one Ablasbrieue gehöret.
37. Ein jeder warhafftiger Christ / er sey lebendig oder tod / ist teilhafftig aller güter Christi vnd der Kirchen / aus Gottes geschenck / auch one Ablasbrieue.
38. Doch ist des Bapsts vergebung vnd austeilung mit nichten zu verachten / denn / wie ich gesagt habe / ist seine vergebung ein erklerung Göttlicher vergebung.
39. Es ist aus der massen schweer / auch den aller gelertesten Theologen / zugleich den grossen reichthumb des Ablas / vnd dagegen die ware rew vnd leid fur dem Volck zu rhümen.
40. Ware rew vnd leid sucht vnd liebet die straffe / Aber die mildigkeit des Ablas entbindet von der straffe / vnd das man jr gram wird / zum wenigsten / wenn dazu gelegenheit furfelt.
41. Fursichtiglich sol man von dem Bepstlichen Ablas predigen / das der gemeine Man nicht felschlich dafur halte / das Er den andern wercken der Lieb werde furgezogen oder besser geachtet.
42. Man sol die Christen leren / das es des Bapsts gemüt vnd meinung nicht sey / das Ablas lösen jrgend einem werck der barmhertzigkeit mit jchtes solte zu vergleichen sein.
43. Man sol die Christen leren / das / der dem Armen gibt / oder leihet dem Dürfftigen / besser thut / denn das er Ablas lösete.
44. Denn durch das werck der Liebe wechst die Liebe / vnd der Mensch wird frömer / Durch das Ablas aber wird er nicht besser / sondern allein sicherer vnd freier von der pein oder straffe.
45. Man sol die Christen leren / das der / so seinen Nehesten sihet
Martin Luther: 95 Thesen. Hans Lufft, Wittenberg 1557, Seite 11r. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:95_Thesen.pdf/4&oldid=- (Version vom 15.8.2018)