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nahe verzweiuelung / vnd sicherheit / von einander vnterscheiden sind.

17. Es scheint / als müsse im Fegfewer / gleich wie die angst vnd schrecken an den Seelen abnimpt / Also auch die liebe an jnen wachsen vnd zunemen.

18. Es scheinet auch vnbeweiset sein / weder durch gute Vrsachen / noch durch Schrifft / das die Seelen im Fegfewer ausser dem stand des verdiensts / oder des zünemens an der Lieb seien.

19. Es scheinet auch dis vnerweiset sein / Das die Seelen im Fegfewer / zum wenigsten alle / jrer seligkeit gewis vnd vnbekümmert seien / ob wir schon des gantz gewis sind.

20. Derhalben meinet noch verstehet der Bapst nicht / durch diese wort (volkomene vergebung aller pein) das in gemein allerley pein vergeben werde / Sondern meinet die pein allein / die er selbs hat auffgelegt.

21. Derhalben jrren die Ablasprediger / die da sagen / Das durch des Bapsts Ablas der Mensch von aller pein los vnd selig werde.

22. Ja / der Bapst erlesset kein pein den Seelen im Fegfewer / die sie hetten in diesem leben / laut der Canonum / sollen büssen vnd bezalen.

23. Ja / so jrgend ein vergebung aller pein jemand kan gegeben werden / ists gewis / das die allein den volkomenesten / das ist / den gar wenigen / gegeben werde.

24. Darumb mus der grösser teil vnter den Leuten betrogen werden / durch die prechtige Verheissung on alle vnterscheide / dem gemeinen Man eingebildet von bezalter pein.

25. Gleichen gewalt / wie der Bapst hat vber das Fegfewer / durchaus vnd in gemein / So haben auch ein jeder Bischoff vnd Seelsorger / in seinem Bisthumb vnd Pfarr / in sonderheit / oder bey den seinen.

26. Der Bapst thut sehr wol dran / das er nicht aus gewalt des Schlüssels (den Er nicht hat) sondern durch hülffe / oder fürbitt weise / den Seelen vergebung schencket.

27. Die predigen Menschentand / die da fürgeben / das / so bald der Grosschen in den kasten geworffen / klinget / von stund an die Seele aus dem Fegfewer fare.

28. Das ist gewis / als bald der Grosschen im kasten klinget / das gewinst vnd Geitz kome / zunemen vnd grösser werden / Die hülffe aber / oder die fürbitt der Kirchen stehet allein in Gottes willen vnd wolgefallen.

29. Wer weis / ob auch alle Seelen im Fegfewer wollen erlöset sein / wie man sagt / das es mit S. Seuerino vnd Paschalio sey zugangen.

30. Niemand ist des gewis / das Er ware rew vnd leid gnug

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Martin Luther: 95 Thesen. Hans Lufft, Wittenberg 1557, Seite 10v. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:95_Thesen.pdf/3&oldid=- (Version vom 15.8.2018)