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Die 4. (jetzt sogenannten) Satzungen vom 18. Januar 1888 brachten die neue Formulierung des § 2 vom Zwecke des Vereins (nun „Verein für Geschichte Dresdens"), zwar ohne nennenswerte direkte Neuerung, aber so, daß man den neuen Geist doch erkennt: ... „die Erforschung der Geschichte Dresdens und seiner Umgegend durch Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten (als erstes!) sowie durch Vorträge und Besprechungen zu fördern, für die Erhaltung geschichtlich merkwürdiger (nicht mehr „aller"!) Gegenstände, Abbildungen und Schriften an ihrem Orte oder durch Aufnahme in die Sammlungen des Vereins Sorge zu tragen und den Sinn für heimatliche Geschichte zu beleben (so die allgemeine höhere Richtung!)". Neben geschickter Verkürzung und Verbesserung der Form in manchen Paragraphen ist sachlich wichtig, daß das Eintrittsgeld jetzt fortfällt, vielleicht glaubte man hiermit ebenfalls eine Hemmung wegzuschaffen, ferner war der Bibliothekar nicht mehr nötig, nur noch ein (nicht mehr Konservator, sondern) „Sammlungsverwalter". (Die beiden Bezeichnungen waren aber seit Jan. 1887 schon nicht mehr recht im Brauch.) Das Recht des Vorstandes zu Ausgaben wurde auf 30 Mk. erhöht, die Paragraphen über die Vorstandsmitglieder stark vereinfacht, wobei der Vorsitzende als „Leiter" mehr hervortritt, wenn er auch an die von dem Vorstände bzw. den Versammlungen gefaßten Beschlüsse, für deren „Ausführung er zu sorgen hat", gebunden ist. Einer wissenschaftlich so überlegenen Persönlichkeit wie Otto Richter war es ohne Konflikte selbstverständlich, die wirkliche Leitung zu haben und der Vereinsarbeit seinen Stempel aufzudrücken.

Wie die meisten verwaltungsrechtlichen Festsetzungen nur die Folgerungen aus schon angebahnlcn sachlichen Vorgängen oder bereits vorwärtsgehenden Entwicklungen zu ziehen suchen, so geschah es auch in den Vereinssatzungen.

Der Schritt aus einem engeren Vereinsleben heraus war getan, der Gewinn einer entsprechenden Stellung im Dresdner wissenschaftlichen Leben war die weitere Aufgabe, welche dank Otto Richter und einem engeren Kreise von Gelehrten glänzend erreicht wurde, wenn wir auch offen sagen müssen, daß auch jetzt noch manche große und kleinere Untersuchung und Darstellung ihrer Erfüllung harrt.

Die eigene Altertumssammlung ging zunächst noch fort. So wurde im Mai 1887 das in der Petrikirche zu Bautzen befindliche, dort bei der Renovation entfernte Grabdenkmal des Chronisten kursächsischen Archivares Anton Weck durch den dortigen Kirchenvorstand dem Verein überwiesen, nachdem das Landeskonsistorium es dem Kgl. Sächs. Altertumsverein „oder einem verwandten Verein" abgeben wollte, und im Treppenaufgang Scheffelstraße 5 aufgestellt. Vom Privatus Krohn wurde ein Modell der Festungswerke des ehemaligen Wilsdruffer Tores in demselben Jahre geschenkt. Eine verbesserte plastische Ausführung Hagedorns wurde im Dezember 1889 angekauft, ebenso im Februar 1892 eine gleiche Darstellung des ehemaligen Jakobshospitales an der Annenstraße, ebenfalls durch Hagedorn

Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/36&oldid=- (Version vom 14.9.2022)