besonders in bezug auf die Tätigkeit des Vorstandes die bisherigen Erfahrungen genauer zusammen, übertrug ihm die Vertretung in allen gerichtlichen (z. B. als Mieter!) und außergerichtlichen Geschäften, überhaupt kam dank Neubert, der Pietzschs Entwurf überarbeitete, eine klarere Ordnung heraus, Arbeitsteilung, Zuständigkeiten wurden geregelt. Auch wurde der Jahresbeitrag nun auf 2 Taler erhöht, halb-, nicht mehr vierteljährliche Vorauszahlung eingeführt, auch festgesetzt – als Erwiederung für den städtischen Zuschuß –, daß im Falle der Auflösung die Sammlungen der Stadt zufallen sollen. (Ein Textvergleich der Satzungen von 1869, 1873, dann 1878, 1888 und 1913, welcher leider auch anhangsweise wegen des Umfanges nicht mehr abgedruckt werden kann, ist für die Kenntnis der inneren Vereinsgeschichte sehr lehrreich.)
Mit dem Jahre 1873/74, das man vom Juni weiter bis Dezember laufen ließ, um nun dem Kalenderjahre zu entsprechen, führte man einen geregelten Haushaltplan ein, den von 1875–77 Bankier Clauß, dann bis 1887 der Oberaufseher am Historischen Museum Rahnefeld, von da an bis jetzt, also über 30 Zahre, Bauverwalter Adam versah. Man setzte monatliche Vorstandssitzungen fest, in denen aber in dieser Zeit noch selten eigene Beschlüsse, nur Vorberatungen für die Mitgliederversammlung gefaßt wurden (noch fehlte ein überlegener Führer). Sie fanden am Bibliotheks-Freitag statt – vom Okt. 1873–90 war der Vereinsabend Freitags –, den man ebenfalls einführte, um die Bibliotheksbenutzung zu regeln, eine „Ordnung“ gab man hierfür im November 1876. Seit November 1873 wurde ein „Vereinskalender“ für die Mitglieder ausgegeben, der Vorläufer des noch jetzt verteilten. Trotz der anderen Form blieb aber im Vereinsleben die bisherige kollegialische, sozusagen demokratische Art. Als in dem Fragekasten, der für wissenschaftliche Auskünfte bereit stand, anonyme Kritik am Vorstand geübt wurde, wurde das scharf gerügt. Auch hielt man streng daran fest, nicht etwa wegen zu geringer Beteiligung, die zwischen 8 und 23 schwankte, den 14tägigen Vortrag ausfallen zu lassen.
Man arbeitete in der bisherigen Weise fort. Die möglichste Anregung aller Erscheinenden zur Mitarbeit war mit ein Grund, andere etwas abzuhalten. Für den ständigen engeren Kreis war es eine Zeit der „gleichmäßigen ruhigen Weiterentwicklung“ in der bisherigen Bahn.
An Vortragenden traten neu zu bisher schon bekannten Namen Maler C. E. Fischer, der am 20. Oktober 1872 eine erste große Zusammenstellung der archäologischen Funde in Dresden und Umgebung gab, Professor Vikt. Jacobi (Leipzig), der sich u. a. am 24. Januar 1874 erneut an die Erklärung des slawischen Namens Dresden (als Drazdo) machte, sonst noch Privatus C. E. Götz, Inspektor am Grünen Gewölbe Gust. Müller, Partikulier Seelig, Kaufmann Bernhardt. Auch Neubert sprach mehrfach, größere Ratsarchivbestände verwertend.
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/21&oldid=- (Version vom 14.9.2022)