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Weißes Plan verwandt werden. Über eine förmliche Aufhebung der Abteilungen ist kein Beschluß gefaßt worden.

So lag zunächst die Haupttätigkeit in den 14tägigen Vereinsversammlungen selbst, die Mittwochs bei Bier und Tabak abgehalten wurden. In Ferien- und Sommerzeit traf man sich zwanglos, z. B. August 1870 in Hollacks Gartenrestaurant, Schießgasse 7, jetzt von der König-Johann-Straße durchquert, wo Trinks und Hotel Imperial steht: im März 1872 regte Gautsch an, die Mittwoche zwischen den Vortragsabenden zu zwanglosen Unterhaltungsabenden zu benutzen, um die Beteiligung zu beleben. Fast regelmäßig fanden Vorträge statt, zum Teil über zwei Abende hin, an die sich zumeist recht ausgedehnte Besprechungen, Berichtigungen, Ergänzungen anschlossen, wenn nicht nur Einzelstücke der Neuzugänge erörtert wurden. Die Protokolle bringen das Genauere, über die Vorträge sind vom März 1870 an regelmäßig durch den Schriftführer in den Dresdner Anzeiger Berichte aus den Protokollen gebracht, z. T. liegen diesen die Originaltexte bei, einige sind jetzt unter den Handschriften der Stadtbibliothek erhalten. (Eine Neubertsche Sammlung der Anzeiger-Berichte bis 1882 befindet sich in der Stadtbibliothek.)

Doch bei dem allen überwog noch eine ziemliche Beschränkung. Man sucht vergeblich nach den wissenschaftlich führenden Persönlichkeiten. Es kam noch nicht zu ertragreicher wirklicher Erschließung der Quellen, die Anregung zur Pflege der Heimatliebe, des „Interessanten“, des merkwürdigen „Details“, – es führte noch nicht zu größeren Zusammenhängen und zu Zusammenfassungen. Es war noch keine rechte Methode im kritischen Sinne in dieser Art der Arbeit, ungeachtet des großen Fleißes, der aufgewandt wurde.

Als Erfolg der ersten Versuche, öffentlich bekannt zu werden, – durch Anzeigen an die städtischen Behörden, andere Geschichtsvereine außerhalb Dresdens, an die Buch- und Kunsthändler – blieb neben geringen Übersendungen der letzteren vor allein die Beziehung zu den anderen Vereinen, aus der bald ein Tauschverkehr der Schriften entstand, erst gering, bis er von 1887/1890 an stärker zunahm und heute 49 Vereine, 12 Bibliotheken, Museen und 4 Gesellschaften der Wissenschaften umfaßt. Der Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen war einer der ersten, mit welchem angeknüpft wurde, er antwortete mit einer reichen Sendung von Vereins- und anderen Werken. Die Dresdener wissenschaftlichen und Wohltätigkeitsvereine wurden ebenfalls um Überweisung ihrer Schriften und Berichte gebeten, ebenso die Schulen um ihre Programme, im Jahre 1872 auch das Stadtverordnetenkollegium um seine Drucksachen.

Nach längerer Besprechung über die Raumfrage, wobei der Wirt des Stadt-Waldschlößchens „wegen seiner Kulanz hinlänglich bekannt“ gerühmt und bei ihm ein Saal, wenn auch durch Ofenrohr verunziert, gewählt wurde, ist der Versuch einer öffentlichen Vortrags-Versammlung am 26. Januar 1870 gemacht worden.

Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/15&oldid=- (Version vom 14.9.2022)