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denn daß eine Buchdruckerey in dieser Sprache angerichtet werde, ohn welche ich meinen Endzweck nicht erreichen kan. Sonst aber habe ich ein Teutsches Register darüber gemacht, welches ich brauche als mein Hand-Buch, und alle Monate einmal zu repetiren suche. Es bestehet in 4. Alphabeten, und wird ins künftige noch können vermehret werden. Dieses Lexicon halte ich nicht so wohl um der grossen Mühe und Kosten willen, welche ich auf dessen Verfertigung gewandt, sondern vielmehr um seiner sonderbaren Nutzbarkeit willen für einen grossen Schatz, den ich nicht um ein grosses missen wolte, weil der Nutzen der dadurch geschaffet werden kan und wird (wie man zu GOtt hoffet) unschätzbar ist.

Ein Poetisches Lexicon,

Bestehende auß 17000. Vocabulis, so auß allerhand poetischen Büchern zusammen getragen sind. Dieses Buch kostet mir grosse Mühe und Unkosten, weil ich 4. Monat lang Malabarische erfahrne Poeten deßwegen im Hauß habe halten müssen. Ich habe es in 12. Theile getheilet, und alle Namen unter gewisse Titul gebracht, daß ich sie also bald finden kan. Das 1. Theil fasset in sich die Poetischen Namen der vornehmsten Malabarischen Abgötter, unter welchen Namen zugleich ihre Eigenschaften und verrichtungen verborgen liegen. Es hat oft nur ein Abgott über hundert Namen. Nachdem sie nun überhaupt drey und dreyßig mal hundert tausend kleine Abgötter, und acht und viertzig tausend Rischi oder grosse Propheten haben, so kan man leichtlich gedencken, wie schwer es in ihrer Theologia sey, nur die Namen der Abgötter außwendig zu lernen, geschweige die viel 1000. Historien, die sich in den 14. Welten mit solchen Abgöttern sollen zugetragen haben. Es sind aber in diesem Lexico nur die Namen der grossen Götter benennet, als die am allermeisten in ihren Büchern vorkommen. Das Poetisch-Malabarische, und das Gemeine ist fast so weit von einander unterschieden als die Lateinische und Teutsche Sprache, indem zwar die Buchstaben und das Lesen eins sind, gleichwol aber kein gebohrner Malabare einen Malabarischen Vers oder Lied verstehen kan, es sey ihm denn erkläret worden, und er die signification[WS 1] der Wörter außwendig gelernet habe. Weil denn nun ihre meisten religions Bücher in schweren Versen geschrieben sind, so haben die allerwenigsten ein recht Fundament von ihrer Religion, weil nur hin und her etwa unter 10000. einer gefunden wird,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Bedeutung
Empfohlene Zitierweise:
Bartholomäus Ziegenbalg: Herrn Bartholomäus Ziegenbalgs Ausführlicher Bericht. Halle: Verlegung des Wäysenhauses, 1710, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:32_Ausf%C3%BChrlicher_Bericht.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)