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zur Beruhigung in gewisser Beziehung mochte nur dienen, dass der König die Zustände im kaiserlichen Lager als sehr schlimm schilderte und versprach, eine Garnison von 4400 Mann zurückzulassen, sich selber aber nicht weit von Nürnberg zu entfernen.

Auch eine Audienz beim Reichskanzler Oxenstjerna hatte keinen Erfolg. Dieser erklärte zwar, der König würde bleiben, wenn man ihm 180 000 Thaler zur Befriedigung seiner Soldaten und Offiziere vorstrecke und ausserdem täglich 50 000 Pfund Brot ins Lager liefere. Aber ein solcher Vorschlag hatte thatsächlich keinen Wert; denn der Rat konnte beim besten Willen solches nicht leisten.

Noch einmal flammte die Hoffnung auf, als der Generalmajor von Schlammersdorf dem Rate mitteilte, Gustav Adolf würde sich noch länger bei Nürnberg aufhalten »und vermittelst des Allerhöchsten Gnaden verhoffentlich einen solchen Straich thun, der zu Gottes Ehren und der ganzen Christenheit zum Besten komen würde«, wenn man ihm täglich mit 40 000 Pfd. Brot und einer gewissen Geldsumme an die Hand gehen wolle. Der Rat beschloss das Äusserste zu thun, um dem König hierin zu willfahren. Die Müller sollten ihre Mühlwerke bei Tag und Nacht gehen lassen, die Pfleger von Lauf und Hersbruck das gemahlene Mehl bei Tag und Nacht hereinschicken, die Bauern und Soldatenjungen das Getreide mit den Handmühlen abmahlen. Auch 45 000 fl. wollte man aufbringen.

Doch es war ein Trugbild. Der König erklärte das Anerbieten des Rates für wertlos.

Am Samstag, den 18. September, verliess Gustav Adolf Nürnberg, bei welchem er 11 Wochen lang gelegen hatte, und brach mit seiner Armee über Neustadt a. d. Aisch nach Windsheim auf. Mit vollem Trommelschlag und Trompetenklang zog er an dem Feinde vorüber; aber weder die Friedländer, noch die Bayern störten die Schweden in ihrem Rückzuge. Fünf Tage nachher brach auch Wallenstein aus seinem Lager auf und marschierte in grosser Eile nach Forchheim.

Noch an demselben Tage, als Gustav Adolf Nürnberg verliess, kamen 4426 Mann Fussvolk, 1 Kompagnie Reiter und 56 Dragoner als Garnison in die Stadt.

Empfohlene Zitierweise:
Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00079.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)