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Am Donnerstag, den 1. Juli, wurde hinter Lichtenhof beim Hundschlagerhaus am Walde ein Laufgraben aufgeworfen in der Breite von 15 und Höhe von 12 Schuh. Von Lichtenhof aus liefen die Schanzen und Laufgräben gegen Gostenhof, von da bis an die Pegnitz bei St. Johannis, dann hinter der Burg bis zum Maxfeld und weiter gegen Wöhrd, wo sie sich mit denen von St. Peter und Lichtenhof vereinigten. Drei schöne starke Bollwerke wurden zwischen dem Spittler- und Frauenthor angelegt, zwei vor dem Frauenthor; bedeutende Schanzen wurden errichtet, je eine vor Steinbühl auf der Strasse nach Schweinau, hinter Steinbühl in der Richtung gegen das Lager, bei St. Wolfgang am Wald an der Strasse nach Röthenbach, bei Gleishammer an der Altdorfer Strasse und andere mehr. Von Wöhrd aus lief ein Laufgraben gegen den Rechenberg zu, auf dem vier Bollwerke errichtet waren. Alle diese Redouten und Schanzen, die Stadtmauern, runden Türme und Basteien, die Bastionen am Ein- und Ausfluss der Pegnitz, das Ravelin und Hornwerk zwischen dem Frauen- und Spittlerthor waren mit grossen und kleinen Geschützen besetzt, deren Zahl über 300 betrug.

Am 3. Juli zog Gustav Adolf mit seiner ganzen Armee vor Nürnberg. Das königliche Hauptquartier war in Lichtenhof.

Mit den beiden von Nürnberg geworbenen Regimentern, dem Leublfingischen und Schlammersdorffischen, zählte die königliche Kriegsmacht nicht über 20 000 Mann.

Hiezu kam das Bürgermilitär zu 24 Kompagnien. Die Fähnlein waren nach dem Alphabet bezeichnet, weshalb man sie die Abc-Fähnlein nannte, und mit lateinischen und deutschen Sprüchen versehen. Ich begnüge mich, von diesen Sprüchen folgende anzuführen: Auf dem B-Fähnlein stand:

»Beweis dein Macht, Herr Jesu Christ,
Brich aller Feind’ Gewalt und List«

und in lateinischer Sprache:

Bis vincit, qui se vincit.

Auf dem S-Fähnlein war zu lesen:

»Simson hüt’ Dich vor Delila,
Sie hat viel Schwestern fern und nah«

Empfohlene Zitierweise:
Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00060.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)