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wie wir denn keinen im Beichtstuhl annehmen, er habe sich denn erst acht Tage vorher bey uns angemeldet, und die acht Tage über stets im Hause das Wort GOttes gehöret, da ihm denn die Beichte und das Hauptstücke des heiligen Abendmahls erkläret wird, nebst den zehen Geboten. Sonsten aber pflege ich gemeiniglich dasjenige Nachmittage zu catechisiren, was ich vormittage erkläret habe.      Was diejenigen anlanget, die da sollen getauft werden, so halte ich ihnen einen eigenen Exegeten[WS 1], der Sie die Hauptstücke der christlichen Lehre außwendig lernen lässet, und von Morgen bis zu Abend mit ihnen zu thun hat; sintemal einige diese, einige aber andere Stunden kommen; je nachdem sie Zeit und Gelegenheit haben können. Eben diese Ordnung hat auch mein getreuer Collega in seinem Hause, mit denen so da Portugisisch verstehen. Hiernebenst so haben wir auch alle Mittwochen Teutsch zu predigen in der Gemeine zu Zion, (welches der Name der Dänischen Kirche ist) und alle Tage in unserm Hause in teutscher Sprache, mit denen Europäern eine Bet-Stunde zu halten.      Was diese Mittwochs-Predigten anlanget, so hat es mit selbigen diese Bewandniß. So bald als wir nur vom Schiffe alhier ankamen, wurden wir von denen vielen Teutschen ersuchet, daß wir doch Teutsch predigen möchten. Wir aber sagten, daß solches zwar nicht eben wider unser Amt lieffe, aber gleichwol hätten wir insonderheit uns um die Heyden zu bekümmern; wolte aber solches der Herr Commendant und die gantze Gemeinde verlangen, so würden wir es nicht abschlagen können, sintemal GOtt schon so viel Kraft darreichen würde, daß wir solches ohne Versäumniß unsers Amtes abwarten könten. Darauf schwiegen wir 4. Monat still, und verhielten uns hierinn gantz passiue.[WS 2]      Als aber immerdar viel Teutschen zu uns kamen, und uns klagten, wie sie die Dänische Sprache noch nicht recht verstünden, und wie GOtt uns sonderlich würde segnen, wenn wir uns ihres Seelen-Heyls ein wenig wolten annehmen, so verstatteten wir ihnen endlich, daß sie des Sonntags nach der Predigt um 4. Uhr, in unsere Erbauung[WS 3] kommen möchten, die wir bisher unter uns gehalten hatten zur Stärckung unserer Seelen.      Es geschahe aber, daß wir eben denselbigen Sonntag vom Hrn. Commendanten zu Gaste genöthiget wurden, als wir hiervon Nachmittags um 4. Uhr den Anfang machen wolten, dahero conferirten wir darüber mit dem Hrn Commendanten, der da sagte: er könte uns dessen nichts verwehren, und wolte es

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Exegese ist griechisch für Auslegung, Erläuterung.
  2. passiv
  3. Erbauung bedeutet hier Andacht.
Empfohlene Zitierweise:
Bartholomäus Ziegenbalg: Herrn Bartholomäus Ziegenbalgs Ausführlicher Bericht. Halle: Verlegung des Wäysenhauses, 1710, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:10_Ausf%C3%BChrlicher_Bericht.jpg&oldid=- (Version vom 10.11.2018)