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Eine weitere findet sich in einer Aufzeichnung über das Bannteiding zu Els[1] in Nieder-Österreich vom Jahre 1487. Daraus allein kann man keinen Schluß ziehen. Es darf nicht vergessen werden, daß es sich um ländliche Verhältnisse handelt, wo die Schreiblust nicht grade groß war, und daß die geringen Vergehen, auf die der Bagstein stand, nicht aufzeichnenswert waren. Daß die Strafe aber geläufig war, ist wohl aus den wiederholt gebrauchten Ausdrücken; als recht ist, als gewonlich ist, als von alter herkommen u. dgl. zu entnehmen. Unger’s[2] Annahme, daß das Bagsteintragen im 16. Jahrhundert aufgehört habe, dürfte im allgemeinen richtig sein, denn damals verbreitete sich der Gebrauch der den Stein ersetzenden Fiedel[3]. Inwieweit das spätere Vorkommen des Bagsteins in den Quellen den wirklichen Verhältnissen entsprach, beziehungsweise in wievielen Fällen der altüberkommene[4] Teidingswortlaut unangewendet[5] und unverstanden weitergegeben wurde, läßt sich kaum entscheiden. Interessant ist in dieser Hinsicht das Ebersbrunner Teiding vom Jahre 1586[6], in dem der Satz vom Pfeifer und Pauker mit Bleistift gestrichen ist. Es scheint also im übrigen das Steintragen noch vorgekommen zu sein.

In der Mehrzahl der Fälle wird wohl die Steinstrafe durch Geldzahlung abgelöst worden sein.


  1. Arch. f. Kunde österr. GeschQu. 25, 132.
  2. Steir. Wortschatz S. 45.
  3. S. oben S. 32 f.
  4. S. unten (Anhang 21) den Tattendorfer Text, der nach 300 Jahren noch fortgeführt wurde.
  5. In einer Handschrift des Neunkirchner Marktteidings (1564) aus dem 18. Jahrh. steht beim Steintragen die Bemerkung: Seind aber bishero mit anderen straffen belegt worden. ÖW. 7, 213 Anmerkung 10.
  6. Anhang 24 (Ulrichskirchen). Doch wäre noch zu ermitteln, aus welcher Zeit der Bleistiftstrich stammt.
Empfohlene Zitierweise:
Eberhard von Künßberg: Über die Strafe des Steintragens. Marcus, Breslau 1907, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Strafe_des_Steintragens.pdf/42&oldid=- (Version vom 1.8.2018)