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genossen, so sollten auch sie andere Leute in Frieden lassen. Das Bergteiding von Klosterneuburg drückt dies so aus: All junkfrawen und frawen sullen in dem perg fridsam sein, auch den frid in dem mund halten. Noch deutlicher war das Bannteiding der Stadt Eggenburg[1]: Alle erbahre frauen die sein friedber also lang hints das sie dem fried selber brüchet. Man konnte sie dann bußlos beleidigen[2]. Aus den Weistümern hört man deutlich den Ärger über das Frauengezänke[3] heraus.

Meist wurden die Frauen durch Scheltworte oder durch üble Nachrede[4] straffällig. Dem typischen Formalismus des deutschen Rechts entspricht es, wenn seit jeher in den verschiedenen Rechtsquellen bestimmte Wörter (Vorwurf unehrlicher Abstammung, unehrlicher Handlungen, Belegen mit Tiernamen u. dgl.) als verba interdicta, verkorene wort u. ä. bezeichnet werden. Die Quellenstellen, die vom Bagstein reden, haben dafür den Rechtsausdruck verbotene worte[5], führen aber keine bestimmten Worte an[6]. Es wurden wohl auch besondre Verbote erlassen[7]. Insbesondre durften die Schmähungen nicht treue und ehre[8] angehen, also nicht ehrenrührerisch[9] oder gar ehrtötend[10] sein.

Dem Wortstreite und den Gebärden[11] folgten Tätlichkeiten[12]. Da ist handeln[13] im Sinne von „mit der Hand etwas tun“ gebraucht.


  1. ÖW. 8, 609. (17. u. 18. Jh.)
  2. ÖW. 8, 444 Stockerau vor 1465. – ÖW. 8, 609; 949.
  3. ÖW. 8, 731. 889. 7, 1013. Namentlich die Weistümer von Els und Hartenstein (Anhang 5) im Hinblick auf einen konkreten Fall.
  4. lugpan ÖW. 5, 369.
  5. ÖW. 6, 58. 7, 105 u. s. f.
  6. Wirklich vorgekommene Fälle im Archiv f. K. öst. GeschQu. 25, 132 ff – Statt „verbotene Worte“ heißt es auch unziemliche, unbescheidene, unschambare, untichtiye wort u. ä.
  7. wort die … von der obrigkait oder richter verpotten seind. ÖW. 7, 432. Zwölfaxing c. 1569.
  8. ÖW. 7, 628; 953; 983. – Archiv f. K. öst. Gesch.Qu. 25, 105. Verstümmelt in treu und vor ebda 25, 117. – ehre und glümpfen. ÖW. 8, 788. –
  9. ÖW. 8, 59. ähnlich ÖW. 7, 993; 8, 259; 510 u. s. f.
  10. Zwettl (Anhang 25).
  11. ÖW. 8, 259 Windigsteig 17. Jh.
  12. mit unzüchtigen worthen … und volglichen mit schlägen. ÖW. 8, 816 Nondorf 1681.
  13. Gedersdorf (Text Stratzdorf, Anhang 20). – an einander handeln ÖW. 8, 658. übelhandeln ÖW. 8, 652; 1034. – freventlich handeln Grimm. Weist. 3, 684. – verhandeln ÖW. 8, 680.
Empfohlene Zitierweise:
Eberhard von Künßberg: Über die Strafe des Steintragens. Marcus, Breslau 1907, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Strafe_des_Steintragens.pdf/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)