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Die Form der Strafsteine war verschieden: entweder waren sie gewichtähnlich[1], oder flaschenförmig[2]; sie entlehnten ihre Gestalt wohl auch den Schandlarven[3] und Schandtafeln[4].

Das Gewicht der Steine schwankt zwischen den Grenzen 25 Pfund und 180 Pfund[5]. Häufig ist es vom Rechte vorgeschrieben,

  1. So in Dottendorf bei Bonn. Vgl. die Abbildung im Jahrb. d. Ver. v. Altertumsfreunden i. Rheinlande Heft 57 (1876) Tafel 1, Figur 4. – Heydinger, Descriptio Archidiaconatus in Longuino – –. Trier 1884. S. 252, Anm. 20. – O. Rieder, Beitr. z. Kulturgesch. d. Hochstifts Eichstädt. I, 65 (Neuburger Kollektaneenblatt 54. [1890]).
  2. Daher die Bezeichnung flasche. Grimm, RA4. 2, 316. – Korschelt, Strafen d. Vorzeit i. d. O.-Lausitz, S. 314 ff. – Distel, Strafrechtsgesch. Findlinge, S. 338 f. – Katalog d. städt. Museums in Eger (1894) No. 1377. – Manche Schandflaschen waren aus Holz. Distel a. a. O. – Birnförmig war der Stein in Delsberg. Stöber, der Klapperstein (Alsatia 1876) S. 95.
  3. Der bekannteste dieser Art wurde in Mülhausen i. E. getragen. Er ist abgebildet im Anzeiger f. K. d. d. Vorz. 1857, 86 und in der Alsatia 1876.
    In Mühlberg war der Doppelstein in Gebrauch. Dieser wird so beschrieben: „Der eine Stein, welcher die Brust bedeckte, ist sehr schön, mit einem jugendlichen Kopf mit spitzigen Ohren, auf einem Horn blasend; der Stein aber, welcher auf den Rücken zu hängen kam, mit einem Mannskopf durch Bildhauerarbeit verziert“. [Neue Mitteilungen a. d. Gebiet histor. Forschungen hgg. v. thür. sächs. Ver. Bd. 10. 1. Hälfte (1863) S. 256.]
    Im Germanischen Museum in Nürnberg findet sich ein Stein, der wahrscheinlich hierher gehört. Er ist ungefähr 35 cm lang, 25 cm breit, ebenso hoch; an einer Seite ist eine Kette. Das Stirngebilde zeigt eine menschliche Fratze mit breiter Nase, spitze Tierohren. Der Körper und die bloß angedeuteten Glieder haben Tierformen.
    Doepler, 1, 745 spricht von Steinen „teils als ein Mannskopf, teils als ein Esels- oder Hasenkopf“.
  4. Im Bayrischen Nationalmuseum ist eine Marmorplatte [32 cm × 25 × 4] mit der Inschrift: »Lasterstein anno 1710«.
  5. 25 Pfd. Mühlhausen i. E., Winterthur (Stöber 95); 30 Pfd. swer silbergewichtes, Rb. n. Dist. (Ortloff 1, 304); 30 Pfd. oder mer, Geißlingen (Kerler, Gesch. d. Grf. v. Helfenstein, Anhang S. 16). 33 Pfd. Bautzen (Stöber 90). wagstain der da hat ein halbm zenten, Straßhofen, ÖW. 7, 234. ½ Zentner Monum. Boica 24, 239. Stöber a. a. O. S. 94. Drei Steine, der kleinste 60 Pfd., der größte 180 Pfd., Schaffhausen, Stöber 95. 1 Zentner Dortmund (Frensdorff, Dortm. Statuten 35), Grimm RA4. 2, 315, 2 LPfd 2 Pfd. und 2 LPfd 8 Pfd. (Dreyer Antiqu. Anmerkg. 1792, S. 117) ein jklich stein soll einen gewegen stein behalden (Grimm RA4. 2, 315). Vgl. S. 8 f. zentnersteine; wagstein.
Empfohlene Zitierweise:
Eberhard von Künßberg: Über die Strafe des Steintragens. Marcus, Breslau 1907, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Strafe_des_Steintragens.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)