Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Röm. Patriziergeschlecht
Band VIII,2 (1913) S. 23212322
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2ff.) Horatius ist der Name eines römischen Patriziergeschlechts (vgl. Lyd. de mens. IV 1 p. 63, 15 Wünsch), der in die älteste römische Sagengeschichte verflochten ist, in den Fasten der ältesten Republik an bedeutsamer Stelle erscheint und in dem Namen einer Tribus fortlebte. Das patrizische Geschlecht ist schon im 5. Jhdt. v. Chr. erloschen; aber die moderne Kritik, die allen seinen Angehörigen ohne Unterschied ihre Existenz absprechen will (vgl. Pais Storia di Roma I 1, 474 u. ö. Sigwart Klio VI 350), schießt über das Ziel hinaus; die Glaubwürdigkeit der Fasten wird im allgemeinen durch eine Prüfung der Tradition über die einzelnen Horatier nicht erschüttert, zumal da später niemand ein Interesse daran hatte, einen gar nicht in den Fasten stehenden Namen in sie einzuschwärzen. Ob der Redaktor der Capitolinischen Fasten einen bestimmten Stammbaum der Horatier vor sich hatte, ist zweifelhaft; bei dem Versuch, seine Angaben über die Filiation von Nr. 8 und 13 miteinander und mit genealogischen Angaben des Dionys. V 23, 2. 32, 3. XI 5, 1 zu vereinigen, zeigt sich, daß der Stammbaum mit zahlreicheren unbekannten Persönlichkeiten rechnen und eine größere Verzweigung aufweisen müßte, als es gewöhnlich bei den ältesten Geschlechtern der Fall ist. Nach der Mitte des 5. Jhdts. kommen Horatier nicht mehr vor; die Erwähnung von Horatii unter den römischen Feldherren in Spanien bei Cic. Balb. 40 ist irrig oder verderbt (aus Hostilii?); republikanische Denare mit der Aufschrift Cocles sind gefälscht, und wenn auf der Traianischen Restitution eines Denars, der als Wappen des Münzmeisters einen Frauenkopf zeigt und etwa während des Hannibalischen Krieges geschlagen ist, die Aufschrift Cocles hinzugefügt ist, so scheint es doch sehr zweifelhaft, ob diese Aufschrift Glauben verdient, das Wappen also das der Horatier und der Münzmeister ein H. war, oder ob nicht vielmehr reine Willkür des späten Stempelschneiders vorliegt (vgl. Mommsen Röm. Münzwesen 485. Babelon Monn. de la rép. rom. I 545. II 576. Häberlin und Bahrfeldt [Wiener] Numismat. Ztschr. XXVIII 132-140. XXXII 50f. Grueber Coins of the rom. rep. in the Brit Mus. I 94, 1. II 216, 2). Selbst auf Inschriften republikanischer Zeit ist der Name H. selten (Beispiele aus Rom CIL I 1057 = VI 9458, in Sassina I 1418 = XI 6528 = Dessau 7846) und bleibt es auch weiterhin; in der Literatur wird nur nach Caesars Tod noch einmal ein H. genannt (Nr. 3), also bereits ein Zeitgenosse des Dichters (Nr. 10). Diese späten Horatii aber leiten ihren Namen nicht mehr direkt von dem des alten Patriziergeschlechts ab, sondern sie oder ihre Väter haben ihn erst wieder aus dem der Tribus Horatia neugebildet, und zwar, da zu dieser Tribus u. a. die Kolonie Venusia gehörte (CIL IX p. 44), auch der von dort stammende [2322] Libertinensohn, der den Namen unsterblich gemacht hat.