Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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westjordanischer Berg, Festung
Band VII,1 (1910) S. 766767
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Garizin (Joseph. bell. Iud. I 2, 6. III 7, 32; ant. XIII 9, 1. Euseb. Onom. 242, 86 Γαριζειν; Hieron. ebd. 126, 12 Garizin. Plin. n. h. V 68 mons Argaris? Joseph. bell. Iud. I 2, 6 Ἀργαριζειν. Madebakarte Τουρ Γαριζιν. Damascius Vita Isidori bei Phot. 242 p. 345 B Αργαριζος), Berg im westjordanischen Palästina und zugleich befestigter Ort auf diesem Berg. Der heutige Name des Bergs ist Dschebel eṭ-Ṭōr, 870 m hoch. Er liegt bei Sichem (Nābulus), westlich von der Wasserscheide des Westjordanlandes (Deut. 11, 29f.). Zusammen mit dem ihm nördlich gegenüberliegenden Berg Ebal (s. Gebal) bildet er die Eingangspforte von der Ebene el-Machna im Osten her in das Tal von Sichem. Ebal und G. sind im Alten Testament die [767] Berge des Fluchs und des Segens (Deut. 11, 29. 27, 12). Der G. insbesondere ist stets ein heiliger Berg gewesen. Nach dem Exil der Juden bezw. nach der Trennung der Samaritanersekte von den Juden trug er den Tempel der Samaritaner (Joseph. ant. XI 8, 2. XIII 3, 4). Antiochos IV. benannte ihn dann (168 v. Chr.) nach dem Zeus Xenios oder Zeus Hellenios (II. Makk. 6, 2. Joseph. ant. XII 5, 5). Schon damals trug der Berg Festungswerke bezw. einen Ort (II. Makk. 5, 23). Der Tempel wurde dann im J. 129 v. Chr. von Johannes Hyrkanus zerstört, aber der Berg blieb bis auf den heutigen Tag die Opferstätte und das Heiligtum der Samaritaner (vgl. Joh. 4, 20), wo sie noch immer Jahr für Jahr ihr Passahlamm schlachten (eine Beschreibung des Festes s. bei Ebers-Guthe Palästina I 264ff.). In christlicher Zeit errichtete dann Zeno eine Kirche dort (Joh. Malalas chronogr. II 93). Iustinian baute eine Festung (Procop. de aedif. V 6, 324ff.). Reste von beiden Bauten sind noch auf dem Gipfel im Norden zu sehen. Der Berg verdankt den heiligen Charakter seiner kosmischen Bedeutung: Ebal und G. zusammen sind für Palästina der doppelgipfelige Weltberg, der Gottesberg mit dem Paß dazwischen. Damit hängt wohl zusammen, daß die beiden Berge anderweitig mit dem Gilgal zusammengestellt werden, das ebenso kosmische Bedeutung hat, dem Steinkreis aus 12 Steinen (= 12 Tierkreisstationen), der nach Überschreitung des Wassers aufgerichtet wird (s. Galgala). Da ‚der‘ Gilgal schlechtweg, den die Israeliten nach Überschreitung des Jordan aufrichteten, ganz allgemein bei Jericho gesucht wurde, sahen sich spätere Schriftsteller veranlaßt, auch den Ebal und G. dort zu suchen, so schon eine Glosse im Deut. 11, 30, dann Eusebius, der ausdrücklich (Onom. 242) die Meinung der Samariter bestreitet, daß die beiden Berge bei Sichem liegen, ferner Procop. (Gaz. 905 C): κατὰ τὸ ἀνατολικὸν μέρος Ἱεριχοῦς, und Epiphanios (adv. haer. IX 2). Auch die Madebakarte gibt ein Γεβαλ-Γαριζειν bei Jericho, neben dem Τουρ Γαριζιν und Τουρ Γωβηλ bei Sichem. Robinson Palästina III 317ff. Guérin Samarie 386ff. Baedeker Palästina⁶ 192f. Riehm Handwörterbuch 474f. Guthe Bibelwörterbuch 193. Cheyne Encycl. Biblica II 1707f. Thomsen Loca sacra 24f.

Nachträge und Berichtigungen

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Band S III (1918) S. 539
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S. 766 zum Art. Garizin:

Auf Münzen von Neapolis ist der Berg mit seinen Bauten und Treppen öfter dargestellt, Mionnet Suppl. VIII 346, 59 Taf. XVIII 2. Donaldson Architectura num. 116ff. Taf. 33. De Saulcy Num. de la Terresainte 248 nr. 1ff. Taf. XIII 1.

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Band R (1980) S. 115
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Garizin

Palaestin. Berg und Festung. (L) S III.