Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Volksstamm in Südetrurien
Band VI,2 (1909) S. 19721973
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Falisci, Volksstamm in Südetrurien zwischen Soracte und Tiber. Die alten Schriftsteller bezeichnen ihn häufig als populus Etruriae (Liv, V 8, 5) oder ähnlich (zahlreiche Nachweise bei Deecke 11f.); dem gegenüber stehen nicht nur die auf Kulte und Gebräuche aufgebauten Hypothesen über den chalkidischen (Iustin. XX 1, 13), argivischen (s. o. S. 1969) und pelasgischen (Dion. Hal. I 17ff.) Ursprung, sondern auch die positive durch die Inschriftfunde bestätigte Angabe Strabons V 226: ἔνιοι δ’ οὐ Τυρρηνούς φασιν εἶναι τοὺς Φαλερίους, ἀλλὰ πόλιν ἰδιόγλωσσαν καὶ τοὺς Φαλίσκους ἴδιον ἔθνος (nach Deeckes Herstellung S. 12). Die F. sind wohl italischen Ursprungs gewesen, aber bei der Einwanderung der Etrusker von diesen unterworfen; von ihren Besiegern haben sie mancherlei Kulturelemente angenommen, charakteristisch ist z. B. ihr aus etruskischen und lateinischen Zeichen gemischtes Alphabet. Über die Geschichte der F. s. o. S. 1969f. Das Gebiet der F. war klein: nach den Alten hatten sie zwei Städte, Falerii und Fescennia (Dion. Hal. I 26. Verg. Aen. VII 695. Plin. n. h. III 52. Solin. II 7); nur die erste ist sicher bekannt, doch sind in ihrer Nähe mehrere bisher namenlose Niederlassungen nachgewiesen, unter denen die von Narce reiche Ausbeute an Funden geliefert hat (veröffentlicht Mon. dei Linc. IV 1894). Das Gebiet der F. war fruchtbar und wohlhabend; die weißen Stiere waren in Rom als Opfertiere gesucht (Ovid. am. III 13, 3; fast. I 83), berühmt die faliskischen Magenwürste (ventres Falisci Varro de l. l. V 111. Martial. IV [1973] 46. 8. Stat. silv. IV 9, 35); ein Collegium faliskischer Köche in Sardinien hat, schon um ca. 200 v. Chr., die Inschrift CIL XI 3078 = Buecheler Carm. epigr. 2 geweiht. Bedeutend war ferner der Flachsbau und die Bereitung feinen Linnens (Sil. Ital. IV 223. Gratt. cyneg. 40). Als Erfinder der Raufe an der Krippe nennt die F. Cato de agric. 4, 1. 14, 1. Vgl. Deecke Die Falisker. Straßburg 1888. Nissen Ital. Landeskunde I 513. II 362f. Inschriften im faliskischen Dialekt s. Fabretti CI Ital. 2440–2453. Gamurrini Append. 828–830. Thulin Röm. Mitteil. XXII 1907, 252ff.