Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Griechisch-römischer Name des Baal von Doliche in Kommagene
Band V,1 (1903) S. 12761281
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Dolichenus Iuppiter Dolichenus, griech. Ζεὺς Δολιχηνός (Dobrusky a. a. O.), auch Dolychenus (CIL VI 367. VII 422), Dolichinus (V 1870), Dolicenus (III 7630. 8084. 11129. V 2313. CIRh. 1455), Doligenus (? CIRh. 1688). Dolecenus (VI 30944), Dolchenus (CIL III 7520. VI 415. 30931), Dolocenus (III 39999), Δολοχηνός (Arch.-epigr. Mitt. XIV 37), Dolochenus (CIL VI 411. VII 991), Dolocenius (III 11926), Dulchenus (III 3316), Dulcenus (III 7625. 7832. 3462. Jahresh. Oesterr. Inst. 1901 Beibl. 77), Dulicenus (CIL III 11927. XIV 110). So heisst bei den Griechen und Römern der Baal des Städtchens Doliche in Kommagene (Steph. Byz. s. v.). Der Name ist vielleicht aus der Wurzel דלקflagrare abgeleitet. Von dem Tempel scheint keine Spur mehr vorhanden zu sein, aber der Hügel, wo er stand, hat den Namen Tell-Dülük beibehalten. In dem benachbarten Ort Marasch (Antiochia ad Taurum) ist ein Denkmal des Gottes, das einzige in Asien, gefunden worden (Puchstein Reise in Nord-Syrien S. 399fr.). Die Geschichte seines Cultes ist in Dunkelheit gehüllt bis zur Zeit, wo das Königtum Kommagene durch Vespasian (71 n. Chr.) dem römischen Reiche einverleibt wurde. Erst damals fing der Dienst des Iuppiter D. an, sich in die westlichen Provinzen zu verbreiten. Die ältesten datierbaren Inschriften sind aus hadrianischer Zeit (CIL VIII 18221, J. 130–133. VI 30943, J. 138), die meisten gehören der Herrschaft der Severe an. Die orientalischen Truppen, wohl besonders die cohortes und alae Commagenorum (s. o. Bd. I S. 1238. Bd. IV S. 273, vgl. CIRh. 645. CIL III 1347), führten diesen Baal in die Garnisonsstädte ein. Er erwarb sich nicht nur unter den syrischen Cohorten (z. B. Canathenorum. CIL III 5973) oder in der halborientalischen Mannschaft der Flotten (VI 3699. X 7949. XIV 110, vgl. X 1575ff. XI 2), sondern auch in den römischen Legionen zahlreiche Verehrer. Soldaten- und Officiersnamen sind in seinen Inschriften besonders häufig, und der deus Dolichenus blieb immer, wie Mithras, hauptsächlich eine Heergottheit, wurde sogar im 3. Jhdt. officiell unter den dii militares des Lagers verehrt (v. Domaszewski Die Religion des römischen Heeres 59ff.). Neben den Soldaten trugen auch die syrischen Kaufleute (negotiatores, CIL III 7761. 7915. VI 367) zur Verbreitung seines Cultus bei. Auch die syrischen Sclaven und Freigelassenen, die in den Privatwirtschaften oder in der kaiserlichen Verwaltung dienten, wurden die Fortpflanzer des fremden Dienstes (CIL III 8243. [1277] VI 366. 413. 3698. 30760. Not. d. scavi 1897, 506 = Kan nr. 104). Daraus ergiebt sich, dass seine Tempel vornehmlich in den Grenzprovinzen und in den grossen Häfen des Mittelmeeres zahlreich gewesen sein müssen, sowie in der Hauptstadt, wo die Sclaven massenweise importiert wurden. In Rom sind Reste von zwei Heiligtümern des Iuppiter D. entdeckt worden, das eine auf dem Aventin (Curios. urbis: Regio XIII Aventinus continet. . .. Dolocenum), das von der Zeit der Antonine (Hettner a. a. O. 21) bis zum Ende des Heidentums bestand, das zweite auf dem Esquilin, das im J. 191 prachtvoll umgebaut und erweitert wurde (Kan a. a. O. 61f.). Ausserdem hat Rom eine beträchtliche Anzahl von Inschriften und Sculpturen geliefert (CIL VI 366f. 406ff. 3698ff. 30763. 30941ff. Bull. com. 1875, 213f. 1886, 136ff.).

Nicht nur in der Umgebung der Hauptstadt, sondern durch ganz Italien dehnte sich der Dienst des Iuppiter D. aus (Portus, CIL XIV 22 [J. 191/2]; Ostia, XIV 110; Tibur, XIV 3568; Terracina, X 6304; Misenum, X 1575. 1577; Aeca, IX 948 [um 180 n. Chr.]; Histonium, IX 2836; Ravenna, XI 2, vgl. 2*; Ariminium, Not. d. scavi 1897, 506f.; Caesena, XI 554; Bononia. XI 696; Concordia, V 1870 [J. 185/192]; Atria, V 2313; Brixia, V 4242). Durch die Flotte wurde er nach Sardinien übertragen (X 7949), und auch an der Küste von Gallien scheint er Fuss gefasst zu haben (Massilia, XII 403; Antipolis, XII 5721 ?), aber im Innern des Landes hat er keine Spur hinterlassen, selbst im Rhonethal nicht; ebensowenig in Spanien und in Africa, ausser der Lagerstadt Lambaesis, wo der Unterbau eines im J. 130/133 gegründeten Tempels zum Vorschein gekommen ist (CIL VIII 2622ff. l8220ff., vgl. Cagnat Armée d’Afrique 521). Dagegen wurde der Gott in den Donauländern eifrig verehrt. In Untermoesien, dessen Besatzungen grossenteils im Orient recrutiert wurden, findet man ihn zu Muouratu in der Dobrudja (Arch.-epigr. Mitt. XIV 37). Tropaeum Traiani (ebd. XIX 86), Nicolitzel, CIL III 7520, Karaorman (Dobrusky Mater, d’archéol. en Bulgarie 63 = Kan nr. 4), Gorsko-Kossovo (Dobrusky a. a. O. 62 = Kan nr. 5), Noviodunum (Tocilesco Fouilles en Roumanie 205 = Kan nr. 152). In Dacien, wo Traian Colonisten ex toto orbe Romano angesiedelt hatte (Eutrop. VIII 6), war sein Dienst durch das ganze Land verbreitet (Bilak, CIL III 7625; Kapjon, III 7630; Varmezö, III 7645 [J. 211/212]; Celei [Tocilesco a. a. O. 152]; Napoca, III 7659f.; Apulum. III 7660f; Ampelum, III 1302. 7832. 7834f.; Sarmizegetusa, III 1431. 7915; Tibiscum. III 7997; Cibinium, III 8044; Micia, III 1347 ?). In Obermoesien sind bis jetzt Denksteine nur aus Ratiaria (III 6920 = 8084), Pincum (Jahresb. Oesterr. Inst. 1901, Beibl. 77) und Kumanova (III 1697 = 8243 [J. 216]) bekannt; in Dalmatien aus Salona (III 8785), Arupium (III 10044) und vielleicht Josephsthal (III 10059). In Pannonien hatte sich der D. in den Festungen des Donauufers und selbst in den Städten des Innern eingebürgert (Sirmium, III 3238?; Gradina, Kan nr. 24; Acumincum, III 3253. 10243, Lussonium, III 3316f. 10297; Stuhlweissenburg III 3343; Poetovio, III 4035f (?); Aquincum, III 3462. 10606; [1278] Latobici, III 3908f.; Daruvar, III 3998f. [J. 198–209]; Brigetio, III 10991; vgl. Kan 109). Der Brennpunkt seiner Verehrung war Carnuntum, wo einer seiner Tempel mit zahlreichen Inschriften und Denkmälern ausgegraben worden ist (Arch.-epigr. Mitt. XVI 1893, 176ff. 11129ff. 11186, vgl. 4401). Von dieser Hauptstadt aus hat sich der Cultus weit fortgepflanzt (CIRh. 204, vgl. Kan S. 15). Auch in Noricum und in Raetien schlug er Wurzel, in Virunum (III 4789f. 6015, vgl. Kan S. 55), bei Celeia (III 5103), in Trigisamum (v. Domaszewski a. a. O. 60 Anm. 254), in Pfünz (III 11926f.), bei Boiodurum (III 5973), in Aalen (Haug und Sixt Röm. Bildw. Württembergs 43 nr. 57) und in Faimingen (Kan S. 107). Wohl aus den Donauländern ist er dann durch die Truppen nach Germanien überführt worden. Viele Castelle und Waffenplätze längs dem Limes und dem Rhein haben Denksteine des Gottes geliefert (Köngen, Haug und Sixt a. a. O. 142 nr. 186; Pforzheim, CIRh. 1688; Stockstadt, CIRh. 1752 [J. 191]; Heddernheim, CIRh. 1455ff. Korr.-Bl. Westd. Ztschr. 1884, 36. Nassauer Annalen I 196. Zangemeister Bonn. Jahrb. CVII 61ff.; Gross-Krotzenburg, Wolff D. Römercastell von Gross-Krotzenburg 1882, 50ff.; Mainz, CIRh. 1022; Saalburg. CIRh. 1426 [um das J. 180]. Korr.-Bl. Westd. Ztschr. 1885, 398, vgl. Kan 101; Remagen, CIRh. 645; Bonn, Kan S. 100 nr. 135; Köln, Korr.-Bl. Westd. Ztschr. 1895, 85 [J. 211]; Xanten, CIRh. 204, vgl. ausserdem Bonn. Jahrb. XXXV 31f.). In Boulogne, dem Hafen der classis Britannica, hat man einen vicus Dolucensis mit ihm in Verbindung gesetzt (vgl. Vaillant Epigraphie de la Morinie 1890. 37f.). Selbst in Britannien hatte er Anhänger in den Lagern (CIL VII 98) oder in den Stationen des hadrianischen Vallum (Condercum, VII 506; Cilurnum, Eph. epigr. VII 1016; Aesica, CIL VII 725. Cagnat Ann. epigr. 1898 nr. 25; Magnae, CIL VII 753; Bewcastle, VII 976; Habitancium, VII 991, ausserdem in Plumpton, VII 316; Gainford, VII 422; Mansio, VII 419 und in Birrens in Schottland, Cagnat a. a. O. 1897 nr. 58).

Diese Kampf- und Siegesgottheit wurde von den Kaisern – besonders von Commodus und den Severen – begünstigt. Beinahe ein Viertel der erhaltenen Widmungen geschehen pro salute augustorum oder in honorem domus divinae. Hohe Beamte, Senatoren und Legaten sind dem Beispiel des Monarchen gefolgt und haben dem asiatischen Gotte gehuldigt. Trotz dieser officiellen Gunst, scheint das Gedeihen dieses Cultus den Zusammenbruch des Heeres im 3. Jhdt. nicht überlebt zu haben. Die letzten datierten Denksteine gehören den J. 244 (CIL VI 413) und 250 (CIRh. 645) an (vgl. VI 417 aetatis circiter Gallieni). Nur der aventinische Tempel scheint bis ins 4. Jhdt. bestanden zu haben.

Über den Charakter der commagenischen Religion geben die Inschriften wenig Auskunft und die bedeutungsvollen bildlichen Darstellungen sind noch nicht genügend erklärt worden. Vieles bleibt also noch unsicher. Der Iuppiter D. wird regelmässig auf einem nach rechts schreitendem Stiere stehend dargestellt. In der linken Hand hält er den Donnerkeil, in der erhobenen rechten das Doppelbeil (bipennis), das ursprünglich ebenfalls ein [1279] Symbol des Blitzes ist (Preller-Robert Griech. Myth. I 141, 2). Er ist, wie der römische Mars Ultor, vollkommen bewaffnet, nur dass er oft statt des Helmes die phrygische Mütze trägt. Dass dieser Typus auf eine altorientalische Überlieferung zurückgeht, ist durch ein in Marasch entdecktes Relief bewiesen, welches wohl dem 1. Jhdt. v. Chr. gehört, und wo der Gott in ähnlicher Haltung aber in persischer Tracht dargestellt wird (Puchstein a. a. O. 399). Übrigens ist die Sitte, Gottheiten von Tieren getragen darzustellen – wohl ein Rest des primitiven Tiercultus – im alten Orient ganz geläufig. Sie ist speciell für die benachbarten Baalim von Hierapolis (Luc. d. dea Syra 31) und von Tarsos (Babelon Monnaies des rois de Syrie CLVIff.) bezeugt. So wird auch seit uralter Zeit der Baal der Stadt Doliche abgebildet worden sein. Ob er in seiner Heimat einen besonderen Namen hatte (Reschaf ?), ist unbekannt. Dass er im Zeitalter der hettitischen Macht mit dem Sanda der fremden Eroberer verschmolzen worden sei, hat man neuerdings wahrscheinlich gemacht (Kan 2ff), aber sein Wesen blieb doch immer semitisch und den andern Baalim ähnlich (vgl. o. Bd. II S. 2648). Er wird als der höchste Gott gepriesen (praestantissimus CDL VI 406. 413?; exuperantissimus IX 948) und als der allgebietende Herr seiner Gläubigen angesehen (VI 406 = 30 758 quos elexit I. O. M. D. sibi servire). Man fasst ihn als den Erhalter des Himmels, wo er waltet (s. Balsamem), und als den Ernährer der Menschen auf (ebd. conservatori totius poli numini exibitori [d. h. nutritori] invicto). Er wird zuweilen dem Sonnengott gleichgestellt (Kan 77f. nr. 89ff.) oder mit dem Iuppiter Heliopolitanus (s. u.) verschmolzen (CIL III 3462, vgl. 3908. 11 131). Wie dem griechischen Zeus ist ihm der Adler heilig, und als Kriegsgott wird ihm die Entstehung des Eisens zugeschrieben: ubi ferrum nascitur CIL III 11 927. VI 30 947. Rhein. Jahrb. CVII 62, vgl CIL III 1128 nato ubi ferrum exoritur. Diese rätselhaften Worte, die wohl ein semitisches Epitheton vertreten, spielen auf irgend einen unbekannten Mythus an (vgl. Rev. Philol. 1902, 7) und beziehen sich sicher nicht darauf, dass in der Nähe von Doliche solche Erzberge sich befunden haben sollen.

Wie gewöhnlich in Syrien (s. Baltis) wird dem D. eine weibliche Gottheit beigesellt, welche in den Inschriften Iuno regina (CIL VI 365, vgl. *465), Iuno sancta Hera (VI 367. 413 vgl. VII 98) heisst, und auf den Denkmälern ihm gegenüber auf einer Kuh (Kan nr. 63. 117), einer Hindin (Kan nr. 56. 86. 90 [?]. 91. 145 b) oder einer Löwin (Kan nr. 154) steht. Den epichorischen Namen dieser πάρεδος wissen wir ebensowenig wie den ihres Gatten. – Obwohl der Iuppiter Dolichenus selbst als ewig betrachtet und aeternus genannt wurde (VI 406 = 30 758. VI 412, vgl. III 1301 a = 7834), scheint neben ihm oder vielmehr über ihm ein deus aeternus verehrt worden zu sein (Rev. Phil. 1902, 3). Dieses höchste Wesen ist wohl durch den dolichenischen Clerus den in Commagene einflussreichen Magiern entnommen worden. – Ausserdem wird neben dem Iuppiter D. der Sonnengott angebetet (CIL VI 412 Sol dignus praestantissimus. 413 Apollo), und die Büsten von Sol und Luna erscheinen häufig auf [1280] den Denkmälern dieses Dienstes, das in enger Beziehung zu den Mithrasmysterien gestanden hat (vgl. Cumont Mon. myst. Mithra I 333). – Der deus paternus Commagenus, der mit dem Iuppiter D. nicht verwechselt werden darf (CIL III 10 243, vgl. 1301 a. b. 7832), ist wohl der Landesgott von Commagene, der neben dem Stadtgott von Doliche verehrt wurde (vgl. die πάντροφος Κομμαγηνή des Antiochos bei Puchstein a. a. Ο. 282. 319f. und den θεὸς Ἀραβικός Clermont-Ganneau Rec. d’archéol. Orientale II 14). – Die Castores (VI 413) oder Dioskuren spielen vielleicht dieselbe Rolle wie in der Mithrasreligion (Mon. myst. Mithra I 85f.). Dagegen sind die anderen Gottheiten, die auf den Denkmälern dargestellt sind, Minerva, Mars, Victoria, Hercules, wohl einfach die römischen Heergötter (Kan S. 23). Dass Aesculapius und Hygia mit dem Iuppiter D. verbunden werden (CIL III 1614 = 8044. VIII 2624), wird so zu erklären sein, dass der letztere auch als Heilgott thätig war. Die Widmungen werden sehr oft von dem Gotte selbst geheischt (ex viso, ex iussu u. s. w.), und es ist vermutet worden, dass die Incubation in seinem Dienste geübt wurde (Loeschcke Rhein. Jahrb. CVII 66). Neben dem Heiligtum von Doliche entsprangen vielleicht heisse Quellen, und ein heiliger Brunnen scheint überall in den abendländischen Tempeln, wie in den Mithraeen, eingerichtet worden zu sein (CIL VI 414 nymphaeum; vgl. VI 30 988 Nymphis sanctissimis; eine Statue im caldarium der Thermen zu Carnuntum, III 11 106).

Sonst ist von den Tempeln und dem Cultus wenig bekannt. Das einzige vollkommen ausgegrabene Sacellum ,hat die Gestalt eines ziemlich regelmässigen Vierecks, welches ungefähr nach den Weltgegenden orientiert ist‘ (Dell Arch.-epigr. Mitt. XVI 178). Die Tempel (templum CIL VI 406 = 30 758. 409. VII 976. Cagnat Année épigr. 1895, 86; sacrarium VI 414) waren reichlich geschmückt (Dell a. a. O.; vgl. VI 406. 414). Ein cantharus cum base sua (VI 407) oder crater cum columella (VI 414) werden ohne Zweifel das Weihwasser enthalten haben. Andere columellae (VI 414 b) sind vielleicht die semitischen Chammanim. Es werden dem Gotte dreieckige, mit Relief oder Gravierung versehene Täfelchen gewidmet, die oft versilbert sind, wohl weil das Silber dem Planeten Iuppiter heilig war (Loeschcke a. a. O. , vgl. jedoch Berthelot Alchim. grecs I 76ff. Bousset Archiv f. Relig.-Wiss. 1901, 238ff.). Die Erwähnung eines triclinium (III 4789. VI 30 931) oder cenatorium (XI 696) beweist, dass heilige Gastmahle üblich waren. So fanden wohl gewöhnlich in der schola (VI 30945) oder dem tetrastylum (VI 414, vgl. Kan S. 29f), statt, wo die Eingeweihten sich versammelten (vgl. Waltzing Corporations professionelles I 224f.).

Die Anhänger des fremden Gottes (cultores VI 406 = 30 758, vgl. 10 292) bildeten wie gewöhnlich Collegien mit zahlreichen Würdenträgern (principes VI 406, vgl. 413; curatores III 11 131; curator templi VI 406; scriba III 11 131. VI 407; notarius VI 30 758–9 [vgl. Waltzing a. a. Ο. I 423]; pater, patronus ebd.). Wie in den Mithrasgemeinden, nannten sich die Mitglieder des [1281] Vereines gegenseitig ,Brüder‘ (VI 406 fratres carissimi et collegae honestissimi, vgl. III 3908). Die mehrmals erwähnten candidati sind wohl die Novizen, die sich dem Priesterstande widmen wollten (VI 406 = 30 758 pro salute sacerdotum et candidatorum et colitorum, vgl. VI 409. 413. III 11 135. V 4242. Rev. Phil. 1902, 5).

Je nach seiner Wichtigkeit hatte jeder Tempel einen oder mehrere Priester (sacerdos, sacerdotes III 7520. 7835 u. s. w., οἱ ἱερεῖς, Dobrusky a. a. O.; συνιερεύς Arch.-epigr. Mitt. XIV 37), die ohne Zweifel allein die Kenntnis des syrischen Ritus hatten. Dieser Clerus hat demgemäss immer einen ausgesprochenen syrischen Charakter behalten, wie die semitischen Namen seiner Mitglieder es beweisen (Marinus [= marîna ,unser Herr‘?] sehr häufig, vgl. Hettner 8. Kan S. 132, Adde Barsemei [nicht Addebar Semei]. CIL III 1301 b; Barlaha III 8785; Barsemias X 6304; Barsemon und Damas, Tocilesco a. a. O., vgl. Antiochus III 4401. VI 406; Antiochianus, Dobrusky a. a. O.). Den Priestern lag der Gottesdienst ob (aram posuit per . . . sacerdotem CIL VI 412; vgl. sub sacerdotibus III 4401. 11 133. X 1577. Not. d. scavi 1897, 506 = Kan 104. 105), aber abgesehen von einigen Einzelheiten wissen wir nichts von der Kirchenordnung. Die Erwähnung von lecticarii dei hat man als einen Beweis betrachtet, dass das Bild des Gottes herumgetragen wurde, um Orakel zu erteilen (Kan 32, vgl. Bouché-Leclercq Hist. divination III 401ff.). Von dem Gebrauch des Weihwassers und den heiligen Gastmahlen ist oben die Rede gewesen. Die Kalendae Novembres, an denen zwei Widmungen stattfinden (III 8243. 10 784), waren vielleicht ein Festtag. Eine Versammlung der sacerdotes totius provinciae ist CIL III 3342 verzeichnet, wenn hier nicht vielmehr an Priester des provincialen Kaisercultus zu denken ist.

F. Hettner De Iove Dolicheno, Bonn 1877, wo die frühere Litteratur. Ed. Meyer in Roschers Lexikon I 1191 f. Sal. Reinach in Daremberg et Saglio Dictonnaire II 329. A. H. Kan De Iovis Dolicheni cultu, Groningen 1901 (vollständigste Materialsammlung). Einige Nachträge bei Cumont Rev. phil. 1902, 1ff. Zangemeister und Loeschcke Rhein. Jahrb. CVII 1901, 6 1ff.

[Cumont. ]