Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Leute d. ihre Arbeit in d. Dienst d. Volkes stellen
Band IV,2 (1901) S. 2856 (IA)
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Demiurgoi (δημιουργοί), nach der Etymologie des Wortes (δημιοϝεργός aus δήμιος und ἔργον) Leute, welche ein öffentliches Geschäft verrichten, Volksarbeiter. Danach werden so genannt 1) bei Homer (δημιοεργοί) diejenigen, welche nicht nur zu eigenem Nutz und Frommen arbeiten, auch nicht im Lohne eines einzelnen stehen, wie die Lohnarbeiter (θῆτες und ἔριθοι), sondern ihre Kunstfertigkeit und Arbeit zu Diensten des ganzen Volkes stellen, natürlich meist gegen Vergütung ihrer Mühen. Diese Leute als ,Handwerker‘ zu bezeichnen, ist unpassend, denn einerseits wurden in jenen Zeiten die meisten Handwerksarbeiten im Hause selbst verrichtet (Odysseus; Od. V 243ff. XXIII 189; Alexandros: Il. VI 314) und nur durch Leistung derselben nicht zu eigenem Gebrauche unterscheiden sich die D., die zugleich freilich durch beständige Übung in einem speciellen Fach (Anfang der Arbeitsteilung) auch eine höhere Kunstfertigkeit erlangten; andererseits wurden zu den D. solche Berufsclassen gerechnet, die unter den Begriff ,Handwerker‘ schlechterdings nicht passen, so der Wahrsager, der Arzt, der Sänger (Od. XVII 383), der Herold (ebd. XIX 135). Diese Berufsleute waren wohl angesehen, sie galten als Lehrlinge und Schützlinge der Athena und des Hephaistos (Od. VI 233; Il. V 60f. XV 412), sie wurden bisweilen von weitem hergeholt und reich belohnt, ihre Namen erhielten sich im Gedächtnis selbst späterer Generationen, so die Sänger Phemios und Demodokos, die Seher Kalchas und Melampus, die Ärzte Podaleirios und Machaon, die Herolde des Agamemnon, Talthybios und Idaios (Il. VII 276), des Odysseus Eurybates (Od. XIX 247f.), der Freier Medon (Od. XVII 173 u. a.), der reiche Eumedes in Troia (Il. X 315. 378ff.), der σκυτοτόμων ὄχ’ ἄριστος Tychios aus Hyle (Il. VII 220f.). Von den eigentlichen ,Handwerker-‘ classen werden genannt: der Erzarbeiter [χαλκεύς Il. IV 187. XII 295; Od. IX 391), der Goldschmied (χρυσοχοός Od. III 425), der Lederarbeiter (σκυτοτόμος Il. VII 220), der Hornarbeiter (κεραοξόος Il. IV 110), der Töpfer (κεραμεύς Il. VIII 601), der Wagner (ἁρματοπηγός Il. IV 485), der Maurer, Schreiner, Zimmermann, alle als τέκτονες bezeichnet, letzterer bisweilen als τέκτων δούρων (Il. VI 315. XVI 212. XXIII 712; Od. XVII 340. 384. XIX 56. XXI 43). Auffallend muss es freilich erscheinen, dass die meisten dieser Stellen aus den jüngeren Teilen des Epos stammen, aber irgendwelche weitergehende Schlüsse darauf zu bauen, wäre doch zu gefährlich.

Litteratur: Grote Hist. of Greece II 97f. Gladstone Homer. Stud., Deutsch. Bearb. von Schuster 350f. Nägelsbach Homer. Theol. 264. Friedreich Realien bei Homer. 414. Schömann-Lipsius Griech. Altert. I⁴ 36. 44. 73. Riedenauer Handwerk und Handwerker in d. Hom. Zeit, 1873 (Hauptwerk).