Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Fremde Ungebildete
Band II,2 (1896) S. 2858 (IA)
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Barbaroi (βάρβαροι, barbari) bedeutete ursprünglich die fremd, rauh Redenden und ist mit sanskritisch barbarás in Verbindung zu bringen. Curtius Griech. Etymologie⁵ 290f. Prellwitz Etymol. Wörterbuch d. griech. Sprache. Pictet Origines indo-europiennes I² 72f.; dagegen Legerlotz und Müller in Kuhns Ztschr. d. vgl. Sprachw. V 116. 141. Daher heissen bei Arist. av. 199 die Vögel βάρβαροι wegen ihrer unartikulierten Laute, und die Karer bei Homer (Il. II 867) βαρβαρόφωνοι. Bald aber überwog der dem Worte anhaftende Begriff des Geringschätzigen, besonders nachdem die Griechen ihre Überlegenheit über den fremdredenden Perser gezeigt hatten; man fasste mit der Bezeichnung βάρβαροι alle die Völker zusammen, die in ihrer Kultur hinter den Griechen zurückstanden, und so wurde das Wort allmählich gleichbedeutend mit Unmenschlichkeit, Roheit und Grausamkeit. In der hellenistischen Zeit verwischt sich dieser Unterschied immer mehr und geht in dem zwischen Gebildeten und Ungebildeten auf, vgl. z. B. Eratosthenes bei Strab. I 66. Bei den Römern wird das Wort zuerst ganz im griechischen Sinn gebraucht, wenn z. B. Plautus Asin. prol. 11 von sich sagt Plautus vortit barbare und wenn er Naevius einen poeta barbarus nennt (mil. glor. 213 u. a. St.). Später aber stellten sich die Römer auf denselben Standpunkt wie die Griechen und bezeichneten alle Völker, die in ihrer Kultur unter ihnen standen, mit demselben Namen; niemals nannten sie die Griechen so und erkannten damit die Überlegenheit der griechischen Kultur an. Im allgemeinen vgl. E. Saglio und G. Humbert in Daremberg et Saglio Dictionn. des antiquités grecques et romaines I 670ff.

[Ruge.]