Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Dionysosfest im boeotischen Orchomenos in Heimlichkeit zur Nachtzeit
Band I,1 (1893) S. 895 (IA)–896 (IA)
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Agrionia (Ἀγριώνια), Dionysosfest im boeotischen Orchomenos. Die Kultlegende verbindet den Festbrauch mit den drei Töchtern des Minyas, Leukippe, Arsinoe und Alkathoe, die im Wahnsinn den Sohn der Leukippe schlachten. Bei dem Feste, welches von den epheubekränzten Teilnehmern alljährlich in grosser Heimlichkeit zur Nachtzeit gefeiert wurde (Plut. qu. Rom. 112), verfolgte der Priester des Dionysos eine Frau aus dem Geschlechte des Minyas mit gezücktem [896] Schwerte und durfte sie, falls er sie fing, töten, was noch zu Plutarchs Zeiten wirklich geschah. Die Frauen heissen in diesem Kulte Αἰολεῖαι, die Männer Ψολόεις. Plut. qu. gr. 38. Noch ein zweiter Brauch knüpft sich an das Fest. Die Weiber suchten den entschwundenen Dionysos, liessen dann vom Suchen ab, weil er zu den Musen geflohen sei und dort sich verberge, wendeten sich zu einem Gastmahl und vertrieben sich die Zeit mit Räthselaufgeben. Plut. qu. symp. VIII prooem. Preller griech. Myth.³ I 567f.