Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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thrakisches Volk der Trausoi, trugen Goldschmuck, waren tätowiert
Band I,1 (1893) S. 764 (IA)–765 (IA)
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Agathyrsoi, eine wahrscheinlich von den pontischen Skythen (vgl. den Namen Ἰνδά-θυρσος) ausgegangene skoptische Benennung des nördlich vom unteren Ister (Hdt. IV 100) bis weit in das vom Maris (IV 49, jetzt Máros[1]) durchflossene karpatische Bergland hinauf wohnenden thrakischen Volkes Τραυσοί (Steph. Byz. s. v.), welches zur römischen Zeit unter dem nationalen Namen Δάκοι auftritt. Herodot (IV 104) schildert die Sitten als den thrakischen völlig gleich; auffallend war die Sitte der Weibergemeinschaft und das verfeinerte Leben: sie trugen Goldschmuck, vom Waschgold der siebenbürgischen Bäche; auch Diamanten (d. h. die sog. Marmaroscher Edelsteine) gab es bei ihnen. Dion. per. 317. Sie tätowierten nach thrakischer Sitte mit Hülfe einer Nadel Antlitz und Glieder, je höher im Range, desto stärker, und zwar mit einem blauen, unverlöschlichen Farbstoff (Mela II 10: ora artusque pingunt. Solin. 20. Amm. XXII 8, 30; daher picti Agathyrsi Verg. Aen. IV 146); stahlblau färbten sie auch die Haare, Plin. IV 26. Aristoteles (problem. 19, 28) versichert, dass die Agathyrsen zu seiner Zeit ihre Gesetze und Vorschriften in einem sangbaren Liedercodex zusammengefasst [765] auswendig lernten. Thyrsagetae nennt sie mit poetischer Licenz Valerius Flaccus (VI 135), vielleicht weil sie in orgiastischer Weise einem dionysischen Naturkultus huldigten. Einige suchten den von Homer (Il. XIII 363) erwähnten Ort Καβησσός in ihrem Lande. Alle sonstigen Nachrichten über dieses Volk, dessen Wohnsitze nach dem Auftauchen des Namens Daci räthselhaft wurden, sind wertlos; der Pinax des Ptolemaios z. B. versetzt sie ganz willkürlich in den äussersten Norden Europas, was einige Neuere veranlasst hat, sie mit den Acatziri und den türkischen Chazar zusammenzuwerfen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Richtig Maros in Siebenbürgen bzw. Ungarn.