Ἰαρίβωλος (auch Ἰαρέβωλος, Ἰεράβλος). Neben Bel (s. o. Bd. II S. 2649), Malakbel und Aglibol (s. Malakbel) wurde Iarchibol ירחבול in Palmyra als πατρῷος θεός verehrt. Er wird in semitischen (Vogué Inscr. sem. 15) und griechischen Inschriften (Le Bas-Waddington 2571 c. 2598 = Inscr. graec. Rom. III 1083) dieser Stadt und der benachbarten Hemesa (Rev. archéol. 1902, I 387ff. Dussaud Notes mythol. syrienne 1903, 104) genannt und palmyrenische Soldaten oder Kaufleute widmen ihm Stiftungen in Koptos (Inscr. graec. Rom. I 1169: θεῲ μεγίστῳ Ἰεράβλῳ) und in Rom (Vogué S. 64 Anm. 2 = ISI 972). In Palmyra ist auch Ἰεραβώλης (oder -εύς) ירהבולא als Personennamen häufig (Vogué nr. 2. Le Bas-Waddington 2587. 2627. Chabot Journal asiatique XII 1908,85. Inscr. graec. Rom. III 1169. Sobernheim Palmyrenische Inschr. Mitteil. Vorderas. Gesellsch. 1905, 40). Aus den Inschriften kann man nur ersehen, daß Ἰ. Zeugnis abgelegt hat für die gute Amtsführung eines Strategen (μαρτυρηθῆναι ὑπὸ θεοῦ Ἰαριβώλου, Le Bas-Waddington 2598), und daß er der Schutzgott einer Schwefelquelle bei Palmyra war und ihren Aufseher bestimmt (Le Bas-Waddington 2571 c: ἐπιμελητὴς αἱρεθεὶς Ἐφκᾶς πηγῆς ὑπὸ Ἰαριβώλου τοῦ θεοῦ, vgl. Clermont-Ganneau Recueil d’archéol. orient. II 2ff. Dussaud a. a. O. 74). Der Gott wird also wohl in der Form von Orakeln seinen Willen verkündigt haben. Ob er auf dem erhaltenen Bruchstück des Reliefs von Hemesa (jetzt in Brüssel) dargestellt ist, ist zweifelhaft. Ihn mit Bel zu identifizieren (Dussaud Notes 73, 104) scheint mir jedenfalls nicht statthaft. Um den Charakter des Gottes festzustellen ist man also auf die Etymologie angewiesen. Man hat längst ירח–בול als ,Herr des Mondes‘ erklärt (Bol ist die palmyrenische Form für Baʿal). Also war Ἰ. ein männlicher Mondgott wie der ,Lunus‘ (= Sîn) von Karrhai (Hist aug. Caracall. 6, 7). Dagegen scheint eine in Sarmizegetusa gefundene Widmung: Deo Soli Hierobolo zu sprechen (CIL III 1108 = Dessau Inscr. sel. 4344), denn Mommsens Gleichsetzung von Hierobolus mit Ἰαρίβωλος ist kaum abzuweisen. Wie alle syrischen Baʿalim wäre also auch dieser Mondgott durch die Theologie der Kaiserxeit in einen Sonnengott verwandelt worden, und sein Name wird, wie
[751]
Vogué (p. 63) vermutet, ähnlich wie Menotyrannus (eigentlich Μὴν τύραννος, s. Men) zu ,Herr der Monate‘ umgedeutet worden sein. Bäthgen Beitr. z. semit. Religionsgesch. 1888, 87ff. Drexler in Roschers Myth. Lex. I 2656f.