Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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von Angina vorkamen. Die Indicata waren des noch anhaltend prädominirenden biliösen Charakters wegen im Allgemeinen leichte Vomitoria, Rhabarbarina und zuletzt bittere und anhaltend stärkende Mittel, seltner leichte Gaben von Mittelsalzen, und in allen interkurrirenden und auch chronischen Krankheiten durften solche mit nöthiger Berücksichtigung des besonderen Lokalleidens nicht außer Acht gelassen werden. Von 46 Kranken d. M. starb ein 68jähriges Weib am Nervenschlag.

Der September war bis auf den 21ten andauernd heiter, mehr warm als heiß mit anhaltender Tröckne, so daß viele Quellen und Brunnen versiegten, und die Mühlen aus Mangel des nöthigen Wassers stille stunden. Erst von da fieng es etwas zu regnen an, und abwechselnd trübe und heiter, wolkicht und regnerisch waren die Tage, und kühl die Nächte. Er herrschte meistens Westwind; der Barometerstand war mehr hoch, am höchsten war er 28″. 0, und am niedrigsten 27″. 6‴, 0. Die größte Wärme war +22°, die geringste +12°, am Morgen +7°. Die Ruhranfälle wurden frequenter und stärker, zogen sich sehr in die Länge, und ließen bey manchen eine habituelle Diarrhoe mit leicht daraus folgender Auszehrung zurück; die Heilung war hartnäckig, und nicht selten folgten Recidive; gewöhnlich war im Anfang die Ruhrwurz, dann anhaltend stärkende Mittel in Verbindung mit schleimichten, dergleichen Klystire, seltner Opiata, am dienlichsten. Die vorkommenden akuten Fieber schienen einen mehr nervösen Charakter zu verrathen, so wie auch die Dysenterie hin und wieder dergleichen

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Zufälle begleiteten. Das Scharlachfieber, welches sich schon im vorigen Monat zu zeigen angefangen, kam jetzt etwas häufiger vor; außerdem sahe man die Gelbsucht, Entzündungsgeschwülste, schmerzhafte Magen- und Abdominalbeschwerden, zum Theil mehr rheumatischer Natur, vorkommen. Die Kindbetterinnen wurden gerne mit etwas anhaltenden Unterleibsschmerzen und starkem Blutfluß, der schnelle Stillung durch Elix. accid. Hal. und Mohnsaft erheischte, befallen. Gestorben sind von 47 Kranken d. M. ein 60jähriges Weib an der Ruhr, und eine lungensüchtige Frau.

Der Oktober hatte anfangs mehr trübe und regnerische, dann mehr heitre und angenehm warme, und zuletzt wieder Regentage; im Ganzen aber war dieser Monat sehr warm, so daß viele Blätter und Keime neu grünten, und in Blüthen und Blumen aufschossen. Der Barometerstand war meistens hoch, der höchste war 28″. 0, der tiefste 27″. 1‴, 0. In der größten Wärme stand das Thermometer +22°, in der meisten Kälte +10°, des Morgens +5°. Die im Anfang des Monats noch öfter vorkommende Dysenterie verlor sich gegen Ende desselben ganz; dagegen aber wurde das Scharlachfieber frequenter, so wie auch Hals- und Brustaffectionen, arthritische Zufälle wieder häufiger zum Vorschein kamen, und die bisher bestandene gallichte Constitution in die rheumatische, und später in die rheumatisch-entzündliche überzugehen anfieng. Das hitzige Nervenfieber, welches sich schon im vorigen Monat hin und wieder zeigte, war jetzt in der Stadt und auf dem Lande häufiger vorkommend mit frühzeitigen Delirien und