Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Thāles“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 619
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Thāles. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 619. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Th%C4%81les (Version vom 11.12.2024)

[619] Thāles, griech. Philosoph und Stifter der ionischen Schule, geboren um 640 v. Chr. zu Milet in Kleinasien, Zeitgenosse des Solon, Sprößling einer phönikischen Familie, unternahm in seinen reifern Jahren Reisen nach Kreta, Phönikien, Ägypten und lebte auch eine Zeitlang an dem Hof des Königs Krösos. In Ägypten soll er die Höhe der Pyramiden berechnet und den Unterricht der Priester des Landes genossen haben. Sein Tod wird in das erste Jahr der 58. Olympiade (543) gesetzt. Indem er das Seiende auf ein möglichst einfaches Prinzip zurückzuführen und aus diesem die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen abzuleiten suchte, stellte er das Wasser als Grundprinzip aller Dinge auf, aus welchem alles entstanden sei und fortwährend entstehe, sowie alles auch wieder in dasselbe zurückkehre. Aus der Verdichtung und Verdünnung jenes Grundstoffes leitete er, wie es scheint, die Veränderung der Dinge ab. Seine Lehren wurden erst von spätern Philosophen, namentlich von Aristoteles, aufgezeichnet, desgleichen eine Menge Gnomen oder Sentenzen, die man ihm zuschrieb, wie das berühmte „Erkenne dich selbst“, und die ihm eine Stelle unter den sogen. sieben Weisen Griechenlands erwarben. Er soll auch dem Krösos mechanische Hilfsmittel zur Abdämmung des Halys an die Hand gegeben und das Jahr auf 365 Tage bestimmt haben. Die ihm beigelegte Vorausbestimmung der Sonnenfinsternis vom Jahr 585 wurde von Martin („Revue archéologique“ 1864) als unhistorisch dargethan. Als seine vorzüglichsten Schüler werden Anaximander, Anaximenes und Pherekydes genannt.