Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Attălos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 26
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Attălos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 26. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Att%C4%83los (Version vom 28.12.2022)

[26] Attălos, 1) Name mehrerer Könige von Pergamon: a) A. I., geb. 269 v. Chr., folgte 241 seinem Vetter Eumenes I. in der Herrschaft und nahm nach dem Sieg über die Vorderasien plündernden Kelten um 239 bei Sardes den Königstitel an. In seinen Kämpfen gegen Syrien (unter Seleukos Keraunos und Antiochos III.) sah sich A. mehr und mehr zurückgedrängt, weshalb er sich 211 an die Römer anschloß und diese in ihren Kämpfen gegen Philipp III. von Makedonien unterstützte, wofür die Römer ihn von seinem Gegner Antiochos von Syrien befreiten. Als er im zweiten Makedonischen Krieg 200–197 in Griechenland war, um gegen Philipp thätig zu sein, wurde er 197 zu Theben vom Schlage gerührt und starb kurz darauf mit dem Ruhm eines klugen, milden und kunstliebenden Fürsten. Zum Gedächtnis seines großen Siegs bei Sardes stiftete er vier umfangreiche Gruppen auf die Akropolis in Athen (den Kampf der Götter gegen die Giganten, des Theseus gegen die Amazonen, die Schlacht bei Marathon und seinen eignen Sieg über die Kelten darstellend), wovon einige Statuen und Gruppen nach neuern Entdeckungen noch in den Museen zu Venedig und Neapel, im Vatikan und im Louvre vorhanden sind, und begann den Bau des großartigen Altars, den sein Sohn Eumenes II. vollendete, und dessen Skulpturen sich jetzt in Berlin befinden (s. Pergamenische Altertümer). – b) A. II. Philadelphos, Sohn des vorigen, geb. 210 v. Chr., folgte 159 seinem ältern Bruder, Eumenes II., nachdem er bisher die Interessen des pergamenischen Reichs in Rom vertreten hatte. Er setzte den vertriebenen Ariarathes Philopator von Kappadokien wieder ein. Gegen König Prusias von Bithynien mußte er Roms Hilfe erbitten, weshalb er den Sturz des Prusias durch dessen Sohn Nikomedes 148 begünstigte; auch hatte er Anteil an der Erhebung des Alexander Balas auf den syrischen Thron. Den Römern half A. bei Vertreibung des Pseudo-Philippos sowie bei Bekämpfung der Achäer und der Eroberung Korinths. Er starb 138, als Freund der Künste und Wissenschaften gerühmt. – c) A. III. Philometor, Sohn Eumenes’ II., Neffe und Nachfolger des vorigen, wütete grausam gegen Anverwandte und Freunde, ward aber bald darauf von finsterer Schwermut ergriffen, in welcher er, fern von aller menschlichen Gesellschaft und Regierungssorge, nur Gärtnerei, Bildhauerei und Erzgießerei trieb. Er starb 133. In seinem (wahrscheinlich gefälschten) Testament waren die Römer als Erben seiner Güter und Reichtümer eingesetzt; der Senat verstand aber darunter das ganze pergamenische Reich und machte dasselbe nach Besiegung des Aristonikos 130 zur römischen Provinz. Die Attaliden waren eifrige Förderer von Kunst und Wissenschaft, sie sammelten Bücher und Kunstschätze und beriefen viele Gelehrte an ihren Hof. Vgl. Manso, Über die Attalen (Bresl. 1815); Wegener, De aula Attalica literarum artiumque fautrice (Kopenh. 1836).

2) Weströmischer Kaiser, ward durch Alarich 409 n. Chr. zum Gegenkaiser des Honorius erhoben, aber schon im folgenden Jahr, als er selbständig handeln wollte, wieder abgesetzt. Vier Jahre später nahm A. auf des Goten Athaulf Geheiß nochmals den Kaisertitel an, ward aber 416 von Constantius, dem Feldherrn des Honorius, gefangen, zu Rom im Triumph aufgeführt und nach Verstümmelung der rechten Hand auf die Insel Lipari verbannt.