Heinrich mit dem goldenen Pfluge

Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Heinrich mit dem goldenen Pfluge
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 2, S. 239-241
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons,Google
Kurzbeschreibung:
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[239]
519.
Heinrich mit dem goldenen Pfluge.
R. Reineccii expositiones geminae de Welforum prosapia, Frankof. 1581 fol. p. 22. 23.
aus einer handschriftl. altdeutschen Chronik. Deßgl. auch in der deutschen Ausgabe des Reinek. Wittenb. 1580.4.


Eticho der Welf liebte die Freiheit dergestalt, daß er Heinrich seinem Sohne heftig abrieth, er [240] möchte kein Land vom Kaiser zu Lehen tragen. Heinrich aber, durch Zuthun seiner Schwester Judith, die Ludwig dem Frommen die Hand gegeben hatte, that sich in des Kaisers Schutz und Dienst, und erwarb von ihm die Zusage: daß ihm so viel Landes geschenkt seyn solle, als er mit seinem Pfluge zur Mittagszeit umgehen könne. Heinrich ließ darauf einen goldenen Pflug schmieden, den er unter seinem Kleide barg; und zur Mittagszeit, da der Kaiser Schlaf hielt, fing er an, das Land zu umziehen. Er hatte auch an verschiedenen Orten Pferde bereit stehen, wenn sie ermüdeten, gleich umzuwechseln. Endlich, wie er eben einen Berg überreiten wollte, kam er an ein böses Mutterpferd, die gar nicht zu bezwingen war, so daß er sie nicht besteigen konnte. Daher der Berg davon Mährenberg heißt, bis auf den heutigen Tag; und die varensburger Herren das Recht behaupten, daß sie nicht genöthiget werden können, Stuten zu besteigen. Mittlerweile war der Kaiser aufgewacht, und Heinrich mußte einhalten. Er ging mit seinem Pfluge am Hof, und erinnerte Ludwig an das gegebene Wort. Dieser hielt es auch; wiewohl es ihm leid that, daß er so belistet, und um ein großes Land gebracht worden. Seitdem führte Heinrich den Namen eines Herrn von Ravensburg; denn Ravensburg lag mit im umpflügten Gebiet: da seine Vorfahren blos Herren von Altorf geheißen hatten.

Als aber Eticho hörte, daß sich sein, Sohn hatte belehnen lassen, machte er sich traurig auf aus Baiern, [241] zog mit zwölfen seiner treusten Diener auf das Gebirg, ließ alle Zugänge sperren, und blieb da bis in sein Lebensende. Späterhin hieß einer seiner Nachfahren, um Gewißheit dieser Sage zu erlangen, die Gräber auf dem Gebirg suchen und die Todtenbeine ausgraben. Da er nun die Wahrheit völlig daran erkannt hatte, ließ er an dem Ort eine Capelle bauen, und sie da zusammen bestatten.