Handeln die Thiere nur mit Instinct, oder auch mit Ueberlegung? (Die Gartenlaube 1867/25)

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Handeln die Thiere nur mit Instinct, oder auch mit Ueberlegung?
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aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 400
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Intelligentes Verhalten eines Fuchses
Blätter und Blüthen
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fertig
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[400] Handeln die Thiere nur aus Instinct, oder auch mit Ueberlegung? Bei einem frisch gefallenen Schnee des Jahres 1842 hatte ich einen Fuchs in einem Bau eingekreiset, welcher lebend ausgegraben und zur Parforcejagd verwendet werden sollte. Der Bau war seicht, der Hund lag vor und nach wenig Arbeit kamen wir auf die Röhre und den Fuchs. Ich nahm eine parat gehaltene Gabel, stellte sie auf den Hals des Fuchses und drückte ihn nieder, gab sodann die Gabel in die Hand des Kreisers, faßte den Fuchs mit beiden Händen an den Lauschern (Ohren), zog ihn aus der Röhre heraus und hielt ihn dem Dachshund zum Beißen hin. Schon beim Herausziehen gab der Fuchs kein Lebenszeichen von sich, auch da nicht, als ihn der Hund biß. Der Kreiser und sämmtliche Anwesende hielten ihn für todt; ich konnte mir dieses jedoch nicht denken, da ihm weiter kein Leid, als das ganz kurze Zeit dauernde Festhalten mit der Gabel, geschehen war. Auch hatte ich schon ähnliche Fälle von Verstellungen mit Füchsen erlebt. Ich ließ mir nunmehr den parat gehaltenen Sack geben, steckte ihn hinein, legte den Sack, nachdem er fest zugebunden, auf den Boden und verhielt mich mit meinen Leuten etwa fünf Minuten ganz ruhig. Der Fuchs regte sich nicht, auch da nicht, als ich den Dachshund wieder an den in dem Sack Befindlichen beißen ließ. Nach etwa dreiviertel Stunden kamen wir mit unserem Fuchs beim Eintritt der Nacht in der Wohnung des Kreisers an. Hier wollte ich mich nun überzeugen, ob der Schlaue wirklich noch lebe oder nicht. Die Wohnstube wurde zugemacht, zwei Männer mit kräftigen Stöcken an die Fenster gestellt, ich machte den Sack auf und schüttelte den Fuchs bis an die Oeffnung des Sackes. Läufe und Kopf hingen herab und die Augen waren halb geschlossen, gerade wie bei einem todten Thiere. Nunmehr glaubte ich ebenfalls, er sei todt, hielt ihm ein brennendes Licht bis auf einen Zoll Entfernung vor die Nase, doch er rührte sich nicht. Nun ließ ich das Licht von Jemand Anderem und zwar etwas höher halten, tippte ihn mit dem Finger zwischen die Augen auf die Stirne, worauf er einen heftigen Zuck, jedoch nur mit den Augen that.

Nunmehr wußte ich, daß er noch lebte, verwahrte ihn in den Sack und machte mich auf den Heimweg in’s Forsthaus, welches eine gute halbe Stunde von der Wohnung des Kreisers entfernt lag. Der Fuchs gab auch bis dahin, nachdem er volle zwei Stunden in dem Sack zugebracht, kein weiteres Lebenszeichen von sich. Im Forsthaus angekommen, wurde im Hausplatz ein Faß aufgestellt und ein hierzu gehöriger Deckel parat gelegt, der Sack über das Faß gehalten und der Fuchs bis an die Oeffnung des Sackes geschüttelt. Aber auch hier, gerade wie in der Wohnung des Kreisers, ließ er bei halb geschlossenen Augen, Kopf und Vorderläufe hängen und zeigte nicht die geringste Spur des Lebens. Jetzt faßte ich mit der rechten Hand den Deckel und mit der Linken ließ ich den Fuchs in’s Faß fallen. Doch in demselben Moment, als der Fuchs den Boden erreichte, that er einen Satz bis an den Rand des Fasses und nur das rascheste Zuschieben des Deckels verhinderte das Herausspringen des Listigen. Nunmehr machte er gewaltsame, jedoch vergebliche Versuche zum Entkommen.

Schließlich sei noch bemerkt, daß der Fuchs ein sehr starkes und dem Aussehen nach ein ziemlich altes Exemplar gewesen, zu noch sechs seiner Gefährten in einem Bau, welcher mit einer tief in die Erde gehenden Mauer umgeben wurde, gebracht, unter dieser sich mit seinen Genossen durchgearbeitet und sie sämmtlich das Weite gefunden.