Gründtlicher Bericht Von einem ungewohnlichen Newen Stern, wellicher im October ditz 1604. Jahrs erstmahlen erschienen

Textdaten
Autor: Johannes Kepler
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Titel: Gründtlicher Bericht Von einem ungewohnlichen Newen Stern, wellicher im October ditz 1604. Jahrs erstmahlen erschienen
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Erscheinungsdatum: 1604
Verlag: Schuman
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Erscheinungsort: Prag
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Quelle: MDZ München und Commons
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[1r]
Gründtlicher Bericht
Von einem vngewohnlichen
Newen Stern / wellicher im October ditz
1604. Jahrs erstmahlen erschienen
Gestelt
Durch Johan Khepplern / Röm: Kay:
May: Mathematicum.


Gedruckt in der alten Stat Prag /
in Schumans Druckerey.


[1v] DEmnach nunmehr zwey vnd dreyssig Jahr / das die Astronomi etwas newes / zuvor in allen Büchern / so viel deren auff vns gelanget / vnvermeldetes wunderwerckh am Himmel befunden / das nemlich ein newer sehr grosser heller gläntzender Sterne vnder die höchste Sphaeram vnd vnbewegliche sterne in sydere Cassiopeae vnd der Jacobsstrassen oder via lactea einkhommen / alda in die 16. Monatlang an einem ort still gestanden / vnd entlich widerumb verschwunden ist: Dessen eigentliche würckung noch von niemanden in so vielen Büchern erörtert / von etlichen aber / nach so langer zeit / erst erwartet / oder zwar gegenwertig / aber noch der zeit für vnsichtbar vnd klein / oder als in der saat gehalten würt: Demnach auch vor vier Jahrn ein mittelmässiger Sterne tertiae magnitudinis in pectore cygni vnd auch in via lactea auffgegangen / vnd noch der zeit in einerley größ vnd stell zusehen ist / der zuvor nie an ermeltem ort / wie mit starckhen argumenten vnd gnugsamen kundschafften zuerweisen / weder von Hipparcho vor 1800 / noch Ptolemaeo vor 1400 Jahren / noch jemanden auß nachfolgenden Mathematicis gesehen worden: Also hat sich auch in jetz ablauffendem 1604. Jahr / den 9 oder 10 Octobris abermahl ein sehr grosser heller zwintzerender stern in der constellatione Serpentarij vnd 17. grad / 43. minuto des Schützens cum declinatione Meridiana, latitudine verò Septentrionali gr. 1. 55. m. zwar nit eben in via lactea, aber doch in dem Platz des Himmels / der zwischen den zweyen pfäden deren alda gespaltenen strassen eingeschlossen ist / vnd zwar dem vordern Pfad gar nahend / erstmahlen entzündet / vnd ist den 17. 18. 21. 28. Octobris observando so viel befunden worden / das er kheinen lauff nit habe / ausserhalb des täglichen Auff vnd Nidergangs. Derohalben vnd zu vermeidung vieler grosser Absurditeten wir bekhennen müssen / das er auch gleich den zweyen jetzvermeldeten / am eussersten Himmel vnd firmament vnder andere fix Sterne angehefftet / vnd kheins wegs wie andere Cometen / zwischen den Planeten nidriger / viel weniger vnder dem Mond / oder in dem Element des Luffts zusuchen seye: Wie dann sein klarheit vnd hellschimmerendes Himmelisches liecht diesem beyfall thuet. An wüchtigkheit ist ditz wunderwerck Gottes jenem anno 1572. weit vorzuziehen. Dan das ich geschweige / das etliche fürnehme Personen / wölliche jenen anno 1572. gesehen / starck fürgeben / dieser sey viel grösser vnd heller dan jener / (wie er dan fast [2r] zweymahl so groß geschienen / als sein nechster nachpaur Iupiter) so gibt ditz nit weniges nachdenckhen / das jener ausserhalb des Zodiaci in einem abgelegnen gestirn Cassiopeae gestanden / dahin khein Planet niemahlen khommet: Dieser aber sich zu nechst an der allgemeinen Landstrassen der Sonnen / des Mondes vnd aller Planeten gestelt / der gestalt / das fast alle Planeten bey jme fürüber / auch Saturnus beinahe in puncto mit jme vereinigt werden muß. Jener hat sich zwischen etlichen hellen vnd grossen / aber gemeinen sternen befunden / die kheine besondere art oder bewegnus haben / dieser hat sich mitten zwischen die drey höchste Planeten eingedrungen / vnd hat Martem vnd Iovem zu seinen vorlauffern / Saturnum aber zu einem nachtretter erwehlet. Jener ist im jrdischen Zeichen des Stiers erschienen / in wöllichem dieser zeit kheine grosse conjunctiones Planetarum geschehen. Dieser aber befindet sich im feurigen zeichen des Schützens / in wöllichem der vielbeschreiete fewrige triangel im verschienen Decembri seinen anfang genommen / wölliches alle 800 Jahr einmahl beschicht. Jener hat eine gemeine zeit ohn ein sonderliches merckzeichen angetroffen / vnd ist vngewarneter sachen in die Welt einkhommen / gleichsam als wan ein Feind bey der nacht ein Statt vberfüele / vnd sich ehe auff dem marckh sehen liesse / dan die Bürger wusten das er kommen würde: dieser gereth gerad in das Jahr / darvon die Astrologi so viel geschrieben / das der fewrige Triangul drinnen angehe / gerad in den Monat / drinnen auch Mars zu baiden hochsten Planeten khommen / vnd die grosse conjunction nach Cypriani lehr vollkhommen gemacht / gerad in den tag / an wellichem Mars zu dem letzten nemlich zu dem Jupiter gestossen / gerad an das ort / da Iupiter vnd Mars zusammen khommen. Dan zuwissen / das Iupiter den 9 Octobris ex analogia observationum im 19. 13. gewest / vnd etlich wenig scrupula Septentrionalis, Mars aber / auß verbesserter rechnung im 19. gr. 14. m. cum lat. 1.36. Merid: das also die gewest den 9 Octobris vngefährlich vmb mittag. Nu ist dieser newe sterne den 8 Octob: noch nit / den 10 aber hernach erstmahlen nach vndergang der Sonnen gar hell vnd klar gesehen worden / nechst bey Iove vnd Marte / also das er vngefährlich 2 gr. 26 min. in circulo magno von Iove abgewichen / vnd der gütige Jupiter beynahe mitten zwischen diesem sterne vber jme vnd Marte vnder jme gestanden. Derowegen dan alle Mathematici jr fleissiges auffsehen auff zeit vnd ort dieser conjunction gehabt haben werden / vnd also dieses sterns erscheinung sich nit einem verstolenen [2v] feindlichen einfall / wie jener anno 1572 / sondern einem offentlichen spectakel / Triumph oder einritt eines mächtigen Potentaten vergleichte / da die Furier ein zeit zuvor die quartier auff jne zuberaiten vnd dem Jungen gesindl beginnet die weil lang zu werden / biß er komme: darauff die rüst:küchel: vnd silberwägen hernach khommen / bald das gestrappel der rosse vnd des vortrabs meniglichen auff die gassen herfür zulauffen, vnd an die fenster zu fallen vervrsacht / vnd entlich / wan der pöffel mit auffgesperten meulern die gantze Ritterschafft durchsuchen / als dan der Trometern / Hartschiren vnd Laggeyen compania des hereinkhommenden Monarchen Person also bezeichnen / das es kheines deüttens bedarff / sondern meniglichen bey sich selber spricht / da haben wir jn. Wie nun jener anno 1572 hoch in Septentrione gestanden / vnd nit vndergangen / sondern auch wol bey tage / wann die Sonne sich geneiget herfür gestochen / vnd also wegen seiner klarheit vnd höch den gmeinen pöfel gleich als bey den ohren gezogen die augen auff jne zuwenden: derowegen er auch von gmeinen vnachtbarn Leuten am ersten ist vermerckt worden: also wil es sich ansehen lassen / als ob dieser jetzige sterne (weil er an jetzo näher bey der Sonnen / mitten in der klaren abendröte leuchtet / vnd bald auff die Sonne vndergehet / auch mit andern klaren sternen vmbgeben ist /) etwas nähere verwantnus mit dem Gelehrten hauffen habe / weil er von denen (sonderlich / wölliche auff die Astronomiam gestudirt) besser vnd geschwinder zuvermercken gewest / als vom gmeinen pöfel.

Was nun sein bedeuttung sein werd / ist schwärlich zu ergründen / vnd ditz allein gewiß / das er eintweder vns Menschen gar nichts / oder aber solliche hohe wüchtige ding zubedeuten habe / die aller Menschen Sinn vnd vernunfft vbertreffen. Dan weil er so hoch vber alle Planeten gestanden / das an demselben ort / nach Copernici lehr / nit allein der Planeten Cörper verschwinden / sondern auch jre gantze Himmele selber wie kleine sternlin anzusehen: so vermag man demnach aus der Astrologorum gmeinen lehr vnd dieser grossen conjunctione Saturni, Iovis & Martis nichts auff die entzündung dieses sterns / oder seine substantz erzwingen. Vnd wolte Gott / das doch die jenige / wölliche vnzweiffel in grosser anzahl viel langer gewäsche von vrsprung dieses sternen machen / vnd in truckh geben werden / jnen dieweil nämen / Hern Tychonis Brahe Progymnasmata von dem sterne des 1572 Jahrs zuvor abzulesen / damit sie mit so vngeschickten kindischen gedancken / als solte dieser sterne natürlicher gewohnlicher weise von Iove vnd Marte [3r] (sonderlich weil er rötlich vnd von ferrem / wie ein auffgehende brunst oder feur scheinet) entzündet worden sein / daheimen blieben. Sonsten vnd so fern ditz axioma so gewiß vnd war were / so gewiß ich es für eine Fabel halte / das die vereinigung Iovis & Martis diesen sternen angezündet haben solle: wuste ich mit dieser allegoria wol so lieblich vnd meisterlich zuspilen / als andere thun werden: Wie nemlich die Mathematici nach dreyen grossen Sternen geschawet / aber vnversehens deren vier gefunden / vnd sich an dem newen vbernächtigen mehr vergafft / als an den bleiblichen warhafftigen Planeten. Vnd das der alte hartneckhige Saturnus der prächtige Iupiter / vnd der streitbare Mars auff einem Reichstage in domo & templo Iovis zusamen khommen / alda Iupiter vnd Mars auff eine seiten getretten einen newen Sternen erwehlet / vnd so hoch vber sich gesetzet vnd erhöhet / so tieff sie beide sich zuvor vndern Saturnum buckhen müssen / seyen also nach verrichter sachen ein jeder widerumb darvon seinen Pfad gezogen Saturnus aber rüste sich fuß für fuß / auff diesen newen zu zuziehen: doch / so fern nur der newe so lang zu dauren habe werde Saturnus sich gleich so wol für jme buckhen / vnd vnder jme / wie wol nehrlich / durchziehen müssen. Doch sey ditz nur ein zeitliches / vnd ziehen die Planeten wol davon / da der newe hingegen stehen bleibe sie khommen aber auch wieder / vnd werden jne als dan vnzweiffel alda nit mehr stehend finden: vnd was des dings mehr. Wol wolte ich nit laugnen / das dieser sterne mit conjuctione Iovis vnd Martis so fern gemeinschafft habe / so fern man zugeben wolte / das Gott selber / (der nichts in der Welt weder für klein noch für groß schätzet / vnd das Menschliche geschlecht in diesem so kleinen vnd vnsichtbarn erdenpunctlein wonhafft / als sein Ebenbild / eben so lieb vnd lieber hat / als einen sternen wan er auch gleich hundert tausentmahl grösser were / als die gantze Erdenkugel /) diesem Menschlichen geschlechte etwas namhafftes anzuzeigen / den ort vnd zeit dieser conjunction Iovis & Martis zu ewiger gedechtnus habe hiemit zeichnen / vnd die sachen / wiewol in vnaussprechlich höhern orten / also disponirn wöllen / damit wir Menschen von vnserer Erden hinauff schawend / an dieser stelle einen so grossen sterne zusehen hetten.

Wer ist aber / der nicht sehe / daß ditz mir vnd meniglichen viel zu hohe Assumpta seyen: vnd sich nit wölle à posse ad esse argumentiren lassen:

Hingegen aber / will ich auch mit den jenigen nicht gmeinschafft haben / wölliche diese zusammenstimmung aller dings in Wind schlagen / vnd darfür halten / das es des blinden glücks schuld / das dieser newe sterne eben gerad diß [3v] Jahr Monat tag vnd ort der grossen conjunction getroffen habe. Dan ob wol war /das (zum exempel) ein jeder gerader wolgemachter würffel sechs felder hat / vnd eins so wol fallen khan / als das andere / jedoch wan ein anzahl spieler jeder mit vier oder fünff Würffeln nur einen einigen Wurff thuen solten / vnd einem vnder jnen füele das Sechsen auff allen würffeln / so würde man ein sollichen nit vnbillich wegen einer verborgenen kunst verdacht haben / vnd es schwärlich dem glück zuschreiben: angesehen / das wol hundert tausendt würffe geschehen möchten / ehe wieder einer auff diese weise geriethe. Derowegen wie gesagt / ich diese wunderbarliche eintreffung der zeit vnd ort / nit gern dem blinden glück zuschreiben wolte: zumahl weil die erscheinung selbsten eines newen Sternens für sich allein (auch ohne betrachtung der zeit vnd ort) nit ein gemein ding ist / wie ein spielwurff / sondern ein grosses wunder / desgleichen vor vnsern zeiten nie erhört oder gelesen worden. Aber ich wil diese zweiffelhaffte frag andern auffzulesen fürgeben haben / vnd für jetzo fahren lassen. Damit ich aber doch auch ein kleine vorbereittung mache / die bedeutung mit der zeit zuerkundigen / so nim ich disen sterne an / wie einen andern / sonderlich einen Planeten / vnd achte es der Natur gemäß / das er / so lang er stehet / an der witterung vnd nativiteten der Menschen / so wol gmeinschafft haben werde / als er am liecht gemeinschafft hat: Nemlich weil die gantze Natur / vnd alle deren crefften (animales facultates) eine verborgene art haben / die aspectus der himlischen liechtstralen zumerckhen vnd sich nach denselben zureguliren / werden sie ohne zweiffel auch dieses sternens empfinden. Derohalben auff die jenige tage achtung zugeben / in wellichen er mit den Planeten configurirt würt. Nemlich ist er den 10. Octobris (alda er zum erstenmahl gesehen worden /) grad in sextili Solis gestanden. Vnd weil es dieser tage viel geregnet ohne sonderliche aspecte ist zu bedenckhen / ob nit die natur sich durch ankunfft dieses sternes zu sollichem starckhen schwitzen vnd netzen hab verursachen lassen. Vnd würt vns hierdurch sonderlich gezeichnet der jetz künfftige 9 Decembris / an wellichem Son vnd Saturnus zugleich zu diesem newen sterne stossen / doch baide vnder jme dahin gehen vnd zwar Saturnus den 13. 14. am nähesten zu jme ruckhet / damahlen die Sonne schon ein weglein fürüber. Vnd würt er wegen dieses lauffs der Sonnen von 1. Decembris abends nit mehr mögen gesehen werden.

In gleichem würt Mercurius den 23 vnd 24 Decembris / da anderst der sterne so lang bleibt / sehr nahe bey jme vnd Saturno stehen / vnd ist zuvermuethen / [4r] es werde von da an der newe sterne / frü vor der Sonnen auffgang wieder je mehr vnd mehr zusehen sein. So nun er in natürlichen dingen seine würckung haben würt / möcht solliche maisten theils auff die bezeichnete täge fallen: vnd ein jeder / so den 9. 10 Decembris newen / oder 29. 30 Novembris alten Calenders geboren / ditz Jahr auff seine Revolution vnd zustände achtung geben. Es ist sonst ein alte vermuthung / deren fürneme authores beyfallen / das vnder werenden Cometen / vnd also auch newen sternen fürtreffliche Leute geboren werden. So seind sie auch noch nit alle Todt / die anno 1572 1573. 1574. geboren worden.

Betreffend die qualiteten / so dieser sternen vermuthlich in seiner würckhung erzeigen möchte / werden dieselbige aus seinem liecht vnd farb müssen erlehrnet werden: Vnd vergleicht er sich etlicher massen in denselben dem grossen Hundsterne / doch rötlichter vnd grösser: sonsten sie beide nit anderst als wie ein köstlicher Diamant von vielen eckhen jre farben daher werffen. Vnd weil der Hundsstern nach der Astrologorum fürgeben Jovialischer vnd Martialischer natur / würt auch dieser sterne solliche doch mehr die Martialische Natur an jme haben / wie er dan auch in loco & die conjunctionis Iovis & Martis erschienen.

In Politischen sachen und menschlichen Hendeln acht ich / dieser stern hab trefflich viel zubedeuten / zwar nit seiner Natur nach /sondern per accidens / wegen der Menschen gemüther. Dan anfänglichen bedeutet er den Buchdruckhern grosse vnrhu vnd zimlichen gewin darbey: dan fast ein jeder Theologus, Philosophus, Medicus vnd Mathematicus, oder wer sonsten ohne eine arbeitsame jme anbefohlene verrichtung / seine ergetzlicheit bey den studijs sucht / würt jme besonderliche gedanckhen machen / vnd mit denselben ans liecht khommen wöllen. So werden andere gelehrte vnd vngelehrte ein jeder gern wissen wöllen / was er bedeute / vnd die Authores / so davon geschrieben / zusamen khauffen. Diß meld ich gleichnus weise / dan wie ditz ohne grosse kunst leichtlich ist zuerrathen / also khan es eben so leicht vnd auff gleiche weise beschehen: das der gmeine pöffel / oder wer sonsten etwa baldglaubig es sey nun jetzo gleich ein sinverruckter Mensch / der sich selber zu einem grossen Propheten mache / oder auch ein mächtiger Herr / der zu grössern digniteten ein gut fundament vnd anfang habe / durch erscheinung ditz sternens entweder auffgemuntert werden / etwas newes anzufahen / gleich als het jnen Gott der Herr diesen stern als ein Liecht im fünstern angezündet / [4v] jnen darzu zu leichten: oder aber auch da sie zuvor etwas wagliches bey sich heimlich beschlossen gehabt / jetzo davon abgeschreckhet werden / vermeinende / dieser sterne bedeute ein besonder vnglückh / darein auch sie durch solliches jr verwegen fürhaben gerathen möchten.

Anno 1284 die nacht nach S. Ambrosij, hat sich / wie die Böhemische Histori meldet / ein sehr heller stern an dem obern spitzen des Mondes allhie in Böheim sehen lassen / damahlen das Königreich Böheim vnd dessen junger Erbherr / namens Wenceslaus / vnder einer strengen pflegschafft des Marggraven von Brandenburg / als Keiser Rudolffs statthalters gleichsam gefangen gehalten worden: da haben die Böheim jnen eingebildet / besagtem jrem Erbherren werde ein schieriste erwünschete erlösung angedeutet / vnd haben sich desto mehr bemühet jne auff freyen fuß zubringen / auch dasselbige entlich erhalten. Ditz hat aber jnen der erschienene sterne seiner Natur halben nit zubedeuten gehabt. Dan wie es die Astronomische rechnung bezeugt / so ist in der nacht nach dem sechsten Aprilis ein conjunctio Iovis Septentrionalis & Lunae dividuae astralis gewest in Sagittario, das also ditz khein newer stern / sondern der alte Iupiter gewest sein würt: vnd ist jnen gleichwol jr selbst erdachte außlegung wegen solliches angewendeten fleisses / den der stern in jnen erweckt gehabt / war worden. Vnd so viel sey als zu einer vorbereittung gesagt. Die rechte eigentliche bedeutung aber würt vns die zeit lehren / deren wir / solang es dem Allmechtigen gefelt / im rechtem reinen vertrawen auff Gott / vnd hindansezung aller forcht / so vns einige creatur fürmahlet / erwarten sollen.


Cum facultate Superiorum.
Nit nach zudrucken.