G. F. Leonhardt am Markt in Hainichen, Flanellfabrik: Spinnerei, Weberei, Walkerei und Appretur

Textdaten
<<< >>>
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: G. F. Leonhardt am Markt in Hainichen, Flanellfabrik: Spinnerei, Weberei, Walkerei und Appretur
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

G. F. Leonhardt am Markt in Hainichen.
(Zweig-Etablissement G. Fr. Leonhardt in Böhrigen.)
Flanellfabrik: Spinnerei, Weberei, Walkerei und Appretur.


[Ξ]
G. F. Leonhardt am Markt in Hainichen.
(Zweig-Etablissement G. Fr. Leonhardt in Böhrigen.)
Flanellfabrik: Spinnerei, Weberei, Walkerei und Appretur.

Die altehrwürdige Firma, deren Wirksamkeit wir in diesem Artikel näher betrachten wollen, besitzt eine nahezu hundertjährige Geschichte. Ihre Anfänge reichen in jene Zeit zurück, wo noch mit der Hand gesponnen wurde und wo der fleißige Weber, dessen Hände das Schifflein unermüdlich hin- und hergleiten ließen, noch keine Ahnung von der dereinstigen Vollkommenheit seiner Kunst hatte und sich wohl kaum vorstellen konnte, daß in nicht allzuferner Zeit die natürlichen Wasserkräfte seiner Heimath, im Verein mit der künstlich erzeugten Dampfkraft, ihm den größten Teil seiner Arbeit abnehmen, und daß ein auf die höchste Vollkommenheit gebrachter mechanischer Webstuhl viele der manigfaltigen und verwickelten Handgriffe selber besorgen und selbstthätig Erzeugnisse hervorbringen werde, wie sie der geschickteste Handarbeiter trotz aller Mühe und trotz allen Fleißes doch nicht zu liefern im Stande ist.

Vor ungefähr hundert Jahren, am 3. Juli 1794, widmete sich Gotthelf Friedrich Leonhardt in dem am Markt gelegenen Stammhause der Tuchmacherei. Die Zeiten waren unruhig, die Stürme der französischen Revolution durchtobten damals die Welt, schwere Kriegsjahre kamen und die Gewerbe des Friedens lagen darnieder, ein verheerender Brand legte im Jahre 1832 nahezu ganz Hainichen und mit ihm das Geschäftshaus in Asche. Aber durch Fleiß, Ausdauer und treue Pflichterfüllung ließen sich auch böse Jahre überwinden und trotz der Zeiten Ungunst entwickelte sich das junge Unternehmen.

Nach dem Tode des Gründers, im Juni 1839, übernahm dessen Sohn, Herr Carl Gustav Leonhardt, die Leitung der Firma und führte sie vierzig Jahre lang. Am 26. Oktober 1885 feierte er sein fünfzigjähriges Jubiläum als Meister der Tuchmacher-Innung zu Hainichen. Seine Wirksamkeit war für das Geschäft von tiefgehender Bedeutung. Während seiner geschäftlichen Thätigkeit vollzog sich der große Umschwung in unserer heimischen Industrie, indem sich aus den handwerksmäßigen Einzelbetrieben allmählig die Großfabrikation zu entwickeln begann. Mit sicherem Blick erkannte Herr Carl Gustav Leonhardt den Zug der Zeit und suchte sein Geschäft in die Bahnen des Großbetriebs überzuleiten. Durch die im Jahre 1859 erfolgte Anlegung des Zweigetablissements in Böhrigen mit Spinnerei, Weberei und Walkerei (Bild 2) und durch Ankauf benachbarter Grundstücke in Hainichen (Bild 1) wurde der Betrieb wesentlich erweitert.

Im Jahre 1879 ging das Geschäft an die langjährigen Mitarbeiter des Vorgenannten, an seine Söhne, die Herren Gustav Leonhardt, Prokurist und Leiter des Böhrigener Zweigetablissements, und Richard Leonhardt, sowie an seinen Schwiegersohn, Herrn Johannes Georg Gotthilf Anhalt über, die ihrerseits das Geschäft nicht nur in gutem Betrieb erhielten, sondern auch beträchtlich erweiterten und neuerdings die Fabrikanlagen der Firma durch die Errichtung einer neuen mechanischen Weberei (Bild 3) vergrößerten.

[Ξ] Anfänglich wurden weiße Köpermoltons, Köperfinetts und Hemdenflanelle hergestellt, wie sie in Hainichen und in Böhrigen vielfach erzeugt werden. Diese Fabrikate sind schon seit Jahrzehnten unter der Marke „Saxony- Flannels“ besonders auf den überseeischen Märkten rühmlichst bekannt und bestens eingeführt. Später wurde auch die Fabrikation von melirten, einfarbigen und bunten Flanellstoffen aufgenommen, die besonders auf dem europäischen Continent, aber auch in den überseeischen Ländern Absatz finden. Neuerdings bilden Gesundheitshemdenflanelle und feinere Wollenstoffe für Confectionszwecke eine Spezialität der Firma.

Dampf- und Wasserkräfte sind den Betrieben dienstbar gemacht, und zwar wird in den Etablissements zu Hainichen mit Dampfkraft und in denjenigen zu Böhrigen mit Wasserkraft in Verbindung mit Dampfkraft gearbeitet.

Die Firma beschäftigt ungefähr dreihundert Arbeiter, einschließlich derjenigen, welche die Handweberei außerhalb der eigentlichen Fabriketablissements in ihren Wohnungen betreiben.

Die Rohstoffe, aus welchen die Fabrikate erzeugt werden, sind sehr verschiedener Natur und können hier kaum alle einzeln aufgeführt werden. Am meisten zur Verwendung kommen: feine deutsche und überseeische Wollen, Streichgarne, Kammgarne, Baumwollgarne, Seide u. a. m.

Die Fabrikate der Firma genießen im In- und Auslande einen guten Ruf und wurden auf verschiedenen Ausstellungen, so zu London im Jahre 1862, zu Sydney im Jahre 1879, zu Leipzig im Jahre 1880 und zu Amsterdam im Jahre 1883 durch Preismedaillen ausgezeichnet.

An Werkführer und Arbeiter der Firma wurde vom Königl. Ministerium des Innern mehrfach die „Medaille für Treue in der Arbeit“ verliehen, es sind auch zu verschiedenen Malen Arbeiter durch Ehrendiplome des Zentralvereins deutscher Wollwarenfabrikanten ausgezeichnet worden.

Einer der schönsten Beweise für die Vorzüglichkeit der erzeugten Fabrikate kann darin erblickt werden, daß der Firma oft die hohe Ehre zuteil wurde, Aufträge für die Kammer Ihrer Majestät der Königin Carola von Sachsen auszuführen.

So gebührt denn auch der fast hundertjährigen Wirksamkeit der Firma G. F. Leonhardt am Markt in Hainichen, deren Schicksale wir hier in Kürze wieder gegeben, ein Blatt aus dem Ruhmeskranz der weltbekannten sächsischen Textilindustrie.