Diskussion:Wilhelm Martens

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  • A. Teichmann: Martens, Wilhelm, in: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog, Band 7, S. 134-135
  • Martens, Wilhelm, Kirchenhistoriker, * 30. Januar 1831 zu Danzig, † 27. März 1902 zu Klosterwald bei Ottobeuren (Schwaben). — M. war der Sohn eines Rechtsanwalts. Nachdem er in Berlin, Bonn und Halle die Rechte studiert hatte, promovierte er mit der Arbeit "De legato debiti" 1852 zu Halle. wurde 1855 Privatdozent der Rechte in Berlin und veröffentlichte eine Arbeit »Über Konkurrenz und Kollision der römischen Zivilklagen«, Lpz. 1856. Im Jahre 1857 zur katholischen Kirche übergetreten, studierte er in Münster die Theologie, wurde 1860 Priester in Pelplin, in Münster mit der Arbeit »De formula concordiae" Dr. theol., nach kurzer Zeit als Vikar zu Oliva bei Danzig Professor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts in Pelplin, 1864 Defensor matrim., 1865 Exam. prosyiwd., Februar 1868 Spiritual und am i. Oktober dieses Jahres Direktor des Seminars. Diese Stelle legte er am i. Juli 1883 infolge der ihm unrichtig erscheinenden Opposition der Bischöfe gegen die preußischen Kirchengesetze nieder, zog sich privatisierend nach Oliva zurück, wo er sich eingehenden kirchengeschichtlichen Studien widmete. Eine ihm zugedachte Berufung für Kirchengeschichte an die kathol. theol. Fakultät in Breslau lehnte er ab. Durch große Gutmütigkeit verlor er nach und nach sein nicht unbeträchtliches Vermögen, nahm deshalb (gegen 1895) eine Stelle als Seelsorgegeistlicher am Stift der Englischen Fräulein in Klosterwald an. Seine bedeutendsten Werke sind »Die Beziehungen der Überordnung, Nebenordnung und Unterordnung zwischen Kirche und Staat. Historisch-kritische Untersuchungen mit bezug auf die kirchenpolitischen Fragen der Gegenwart«, Stuttg. 1877 und »Gregor VII., sein Leben und Wirken«, Lpz. 1894 2 Bände. Daneben sind erwähnenswert »Die römische Frage unter Pippin und Karl dem Großen«, Stuttg. 1881. »Neue Erörterungen über die römische Frage«, Stuttg. 1882. »Die Besetzung des päpstlichen Stuhles unter den Kaisern Heinrich III. und Heinrich IV.«, Freib. 1886. »Heinrich IV. und Gregor VII. nach der Schilderung Rankes«, Danzig 1887. »Das Vaticanum und BonifazVIII.«, Münch. 1888. »Die falsche Generalkonzession Constantins«, ebd. 1889. »War Gregor VII. Mönch?«, ebd. 1891. »Beleuchtung der neuesten Kontroverse über die römische Frage unter Pippin und Karl dem Großen«, ebd. 1898. Seine letzten lesenswerten Schriften waren »Vier kleine Aufsätze zur Musik und Dichtkunst«, Münch. 1898 und »Vademecum für die deutsche Jugend, ausgewählte Gedichte von Eichendorff, Uhland und Reinick«, ebd. 1901.
Gef. Mitteilungen der Herren Professoren Heiner in Freiburg und Ograbiscevski in Pelplin — Zarnckes lit. Centralblatt 1878 Sp. 358; 1895 Sp. 243; 1898 Sp. 1288 — Archiv f. kathol. Kirchenrecht VIII 201—207 (dazu notgedrungene Erklärung in Ztschr. f. Kirchenrecht XX 334); XIX 349; LVIII 355; LX 365; LXXIII 475 — Deutsche Ztschr. f. Kirchen- recht V 168 — Sybels hist. Ztschr. XLVII 32; LIV 345 — Keiters kathol. Literaturkalender, umbearbeitet von Dr. Jos. Jörg. Sechster Jahrgang, Essen a. d. Ruhr 1902 S. 194 — v. Schulte, Gesch. d. Quellen und Literatur des canonischen Rechts III (1880) S. 428 — Beilage zur Allg. Zeit. 1902, II, 16 — Deutsche Literaturzeitung XVII Sp. 1357, 1360; XX Sp. 1318—1322. A. Teichmann.
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