Textdaten
<<< >>>
Autor: Bn.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Liebhaberkünste
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 801
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[801] Die Liebhaberkünste. In Nr. 7 der von uns schon früher genannten Zeitschrift „Die Liebhaberkünste“ (München, Oldenbourg) vertheidigt Professor M. Haushofer die vielangegriffene Neigung zur dilettantischen Kunstübung mit folgenden Sätzen, die einer allgemeinen Beherzigung werth sind. „Die Liebhaberkünste sind eine berechtigte Reaktion gegen die weit gediehene Berufsgliederung der Gegenwart, der Mensch ist von Natur aus nicht zur einseitigen Berufsmaschine bestimmt. Jeder normale Mensch hat etwas vom Künstler, vom Erfinder, vom Konstrukteur in sich, weil in den Anfangszuständen der Kultur jeder diese Eigenschaften brauchte, sobald er sich über das Thier erheben wollte. . . . Wenn man bedenkt, wie fein und verwickelt der Mechanismus ist, den die Natur in unsere zehn Finger gelegt hat, so kann man es nur sehr beklagen das, so viele Menschen diesen leistungsfähigen Mechanismus völlig veröden lassen. Gegen diese Verwahrlosung der Handfertigkeit richten sich die Liebhaberkünste. Sie richten sich aber auch gegen die Vernachlässigung der Phantasie und der Erfindungsgabe, welche unbestreitbar unter die höchsten menschlichen Eigenschaften gehören. Aber wie wenig Berufsarten geben Gelegenheit, diese Eigenschaften berufsmäßig zu üben und auszubilden!“

Nachdem Haushofer nachgewiesen, daß gerade der Kaufmann, der Beamte, der Richter und viele andere eine glückliche Ergänzung ihres rein verstandesmäßigen Arbeitens in solcher Thätigkeit finden und ihre freien Stunden damit doch wohl fruchtbringender ausfüllen könnten als mit Skat oder Kegelspiel, entkräftet er zum Schlusse noch den Vorwurf der Stümperei mit der sehr berechtigten Bemerkung, daß jede Stümpernatur Stümperarbeit hervorbringt, ob dies nun in Berufsarbeiten oder in Liebhaberkünsten geschieht. „Nur ist’s bei ersteren bedenklich und gefährlich, bei letzteren harmlos. Damit aber die Liebhaberkünste keine Stümperarbeit liefern, verdienen sie, erzogen zu werden.“

Mit diesem Worte hat er sehr glücklich Richtung und Verdienst der neuen Zeitschrift gekennzeichnet. Ob sie Vorlagen zu Ofenschirmen, Thürfüllungen, Gläsern, Vasen und Tellern, zum Punzieren und Fournieren, zu Stickereien und zum Metalltreiben, zur Plastik aus Gummi, zur Verschönerung von alten Oefen und Verwendung von anscheinend unbrauchbaren Dingen geben – überall steht dabei die Mahnung, ordentlich zeichnen zu lernen, um nicht werthlose Spielereien statt erfreulicher Arbeiten zu liefern. Ein stark in Anspruch genommener Fragekasten giebt Aufschlüsse und Anregungen und dient als Sprechsaal der Abonnenten untereinander.

Wir sehen in der vortrefflich geleiteten Zeitschrift einen wahren künstlerischen Hausfreund, den wir für die Weihnachtsarbeiten unseren Lesern und Leserinnen nochmals bestens empfehlen möchten. Bn.