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Titel: Die Gebrüder Schlagintweit
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aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 420
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Mitteilung über den Tod Adolf Schlagintweits
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[420] Die Gebrüder Schlagintweit. Im Jahre 1854 am 20. Septbr. verließen die rühmlichst bekannten Gebrüder Hermann und Adolf Schlagintweit in Begleitung ihres jüngeren Bruders Robert S. auf dem Dampfer „Indus“ Southampton, und traten so ihre vielbesprochene wissenschaftliche Mission nach den Territorien der englisch-ostindischen Compagnie an. Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Indien kehrten der Aeltere, Dr. Hermann, und der Jüngste, Dr. Robert S., mit reichen wissenschaftlichen Schätzen an Manuscripten, Zeichnungen und naturhistorischen Sammlungen nach Europa zurück, während Dr. Adolf S. in Indien zurück blieb, um seine Forschungen noch über einige Theile von Tibet und Turkestan auszudehnen. Lange Zeit blieb jegliche Nachricht über den kühnen und unternehmenden Gelehrten aus, als im vergangenen Jahre die beunruhigendsten Gerüchte über ihn nach Europa gelangten.

Die englische und die russische Regierung ließen darauf von ihren asiatischen Beamten Nachforschungen über das Schicksal Adolf S.’s anstellen. Die eingeschickten Berichte aber wurden demnächst mit der größten Zuvorkommenheit den Brüdern Hermann und Robert S. zugestellt. Eine Zusammenstellung dieser Berichte haben die gedachten Herren nun veröffentlicht; wir entnehmen denselben Folgendes:

„Die Nachrichten aus Indien und Rußland von europäischen Officieren und Beamten der angrenzenden Districte, nach Aussage von Eingebornen gesammelt, stimmen leider darin zu genau überein, daß Adolf S. zu Kashgar in Turkestan (Central-Asien) im August 1857 getödtet wurde und als Opfer seines wissenschaftlichen Berufes fiel.

Er war als Europäer erkannt worden, nachdem er verkleidet über den Karakorum und Küenlüen, vor uns noch nie durchreist, auf einer etwas westlichern Route, als die unsrige, weit nach Central-Asien vorgedrungen war.

Die nächste Veranlassung und die Art seines Todes sind allerdings in den verschiedenen Berichten nicht in übereinstimmender Weise angegeben; doch geht aus Allem hervor, daß der politische Zustand dieser Länder und der Umstand, daß Adolf bei aller Vorsicht als Beamter der indischen Regierung erkannt wurde, wesentlich zu seinem traurigen Ende beitrugen. Selbst bei der lebhaften Theilnahme, die England stets für das Schicksal wissenschaftlicher Reisender gezeigt hat, wird es wohl kaum gelingen, daß dasselbe, wie in früheren ähnlichen Fällen so energisch geschah, die Mörder unseres Bruders zur Rechenschaft zieht.

Nach den Aussagen Einiger war es der Umstand, daß er sich gefangener Bhot-Rajputen, britischer Unterthanen aus Bisser im Himalaya, annahm, und zu vermitteln suchte, daß sie nicht getödtet oder als Sclaven verkauft wurden. Nach anderen Angaben war die unmittelbare Ursache die, daß er als Europäer erkannt wurde und durch die Hand fanatischer Mussulmans fiel.“

So schied wieder einer jener braven und edlen Vorkämpfer für Verbreitung wahrer Wissenschaft und Träger der Civilisation – als solcher ist jeder wissenschaftliche Reisende zu betrachten.

Alle, welche den liebenswürdigen und vom edelsten Wissensdurst beseelten, leider durch fanatische Hand gefallenen jungen Gelehrten kannten oder ihm näher standen, betrauern in ihm einen der würdigsten Jünger seines großen Meisters und Freundes, Alexander von Humboldt.