Der Ruhm, welchen man Leipzig beyleget, daß es kluge Kinder habe (1714)

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Autor: Andreas Winckler
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Titel: Der Ruhm, welchen man Leipzig beyleget, daß es kluge Kinder habe, […]
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Erscheinungsdatum: 1714
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[1]
Der Ruhm,
welchen man Leipzig beyleget, daß es kluge Kinder habe,
Wird
Als der Wohl-Edle, Groß-Achtbare und Wohlgelahrte
HERR
Christian Gottlieb
Jöcher,
Phil. Baccal.
auf der weltberühmten Universität
Leipzig
den 8. Febr. M DCC XIV.
Die wohlverdiente
MAGISTER-Würde
erhielt,
aus Glück-wünschender und Freundschaffts-ergebenster Schuldigkeit vorgestellet
von
Andreas Wincklern, LL. Stud.

LEIPZIG,
gedruckt bey Andreas Bartheln.


[2]

Leipzig, die berühmte Stadt ist vom Himmel so gesegnet,
Daß ihr manches Glücke blüht, welches andern nicht begegnet.
Seht die Menge der Gelehrten, seht die edle Kauffmanschafft,
Seht die Höflichkeit der Sitten, und der Minen stille Krafft.

Was man sonst nur eintzeln findt von Gemüths- und Glückes-Gaben,
Dieses alles wird man hier auf einmahl beysammen haben.
Unter so viel schönen Sachen findet auch dasselbe statt,
Daß gewiß vor vielen andern Leipzig kluge Kinder hat.

Höre man bißweilen nur auch die Büfgen von zehn Jahren,
Diese thun, als hätten sie alles in der Welt erfahren:
Was sie reden, was sie schliessen, machen sie vielmahl so gut,
Als wol nicht an andern Orten ein erwachsner Kerle thut.

Ob der aufgeweckte Sinn nicht bißweilen etwas liebet,
Da der schnöde Mißbrauch sich mehrmahls zu erkennen giebet,
Davon ist nicht zu gedencken; denn wo trifft man Felder an,
Da sich nicht ein Theil vom Unkraut in den Weitzen flechten kan?

Also saget auch niemand, daß bey den belobten Linden,
Gar kein ungeschickter Kopf sich mit unter solte finden.
Denn wo ist auf dieser Erden wol ein Ort und eine Stadt,
Da man lauter kluge Menschen und nicht auch was tummes hat?

[3]

Unterdessen ist der Schluß bey der Philyris gegründet,
Daß sich viel Gelegenheit klug zu werden bey ihr findet.
Von den Eltern wird die Kindheit anfangs curieux gemacht,
In dem Umgang mit den Leuten wird es weiter fortgebracht.

Ja was iemand anderswo dort und da zusammen treibet,
Dieses trifft er noch wol an, wenn er auch in Leipzig bleibet.
Da sind allerhand Personen, da läufft stets was neues ein,
Und der Helicon steht offen, da so viel Gelehrte seyn.

Hier ist ein geliebter Freund, dem zu Lobe was geschiehet,
Und der als ein edles Reiß an den schönen Linden blühet.
Denn das Zeugnis wird sich geben, und die Wahrheit saget frey:
Daß Herr Jöcher auch ein kluger und geschickter Leipzger sey.

Hat vor dem die Kindheit sich wunderschön an Ihm gewiesen,
So wird itzt um so vielmehr seine Jugend auch gepriesen.
Weil die Klugheit mit den Jahren nach und nach erwachsen ist,
Und der Fleiß in seinem Garten gleichsam Frücht’ und Blumen list.

Ich darff seinen Lebens-Lauff eben hier nicht gantz erzehlen,
Aber Fleiß und Frömmigkeit läst die Rechnung niemahls fehlen.
Wer dem Himmel sich ergiebet, wer die Lüste dämpffen kan,
Wer in steter Arbeit lebet, das ist klug und wohlgethan.

Wo Vernunfft und Welt-Weißheit diß und jenes lernt bezwingen,
Wo die Sprachen alsofort zu der GOttes Lehre dringen,
Wo man auch in schönen Worten alles auszusprechen weiß;
Da besteht der beste Vortheil, und die Klugheit führt den Preiß.

Jetzo folgt die Ehre nach, da wir in der That befinden,
Daß die Lorbeer-Zweige sich bald um seine Schläffe winden.
Denn wer etwas kluges schaffet, der gewinnet Lust und Licht;
Ist die Sonne nur zugegen, fehlt es auch an Strahlen nicht.

[4]

Nun ich muß gestehn, ich bin dessentwegen hocherfreuet,
Wenn der klug und muntre Fleiß meinen Jöcher wohlgedeyet,
Mehr getreue Glückes-Wünsche werden ietzt von mir gethan,
Als die Feder wol beschreiben und das Blat begreiffen kan.

Jöchers Freundschafft soll bey mir allzeit unvergessen bleiben,
Denn die Gegen-Liebe will mich zu steten Dancke treiben,
Was Ihn und sein Hauß vergnüget, das beweget meinen Sinn,
Daß in dem, was Ihm begegnet, ich zugleich vergnüget bin.

Nun Er möge, wie bißher, sich als ein Exempel weisen,
Wenn man ferner Leipzig wird wegen kluger Leute preisen.
Alles mög’ Ihm wohlgelingen, biß Er selbsten Kinder zeugt,
Da die Klugheit in den Proben ihren Vater nicht verschweigt.