Dem Kaiser und König Wilhelm I.
Dem Kaiser und König Wilhelm I.
Winter war es im Land, und Winter war’s in den Herzen,
Als zu gewaltigem Amt Gott Dich in Schmerzen geweiht.
Unerforschlich Geschick! Dem sterbenden Bruder und Dulder
Nahm es die Krone und drückt’ Dir sie aufs trauernde Haupt.
Doch Du ermanntest Dich stark, und königlich trugst Du die Bürde;
Fast an Jahren ein Greis, schienst Du ein Jüngling an Kraft.
Also botest Du Trotz den Stürmen, die Dich umtobten,
Und wie Siegfried einst, schufst Du Dir selber Dein Schwert.
Als es gehärtet zu Stahl im Feuer des schmerzlichen Streites,
Schwangst Du die Waffe zuerst wider den inneren Feind,
Schlugst Du vernichtend daheim aufs Haupt den Drachen der Zwietracht,
Daß er vom tödtlichen Streich nimmer sich wieder erhob.
Weise dann warst Du bedacht auf Schutz der errungenen Güter,
Legtest zu künftigem Bau sorglich granitenen Grund.
Emsig planten die Meister, und freudig baute Dein Volk mit;
Sieh’, schon strebten zum Licht mächtige Pfeiler empor!
Aber der tückische Nachbar schaut es mit gierigem Neide;
Mitten in friedlicher Rast warf er ins Haus Dir den Brand.
Hui, wie flog bei Seite da Hammer und anderes Werkzeug,
Zornig in jeglicher Hand blitzte das rächende Schwert.
Ströme des Nordens und Südens durchbrachen die trennende Schranke,
Brausten, ein einziges Meer, über das feindliche Land. –
Winter wiederum war’s; da, König, standst Du als Sieger
Strahlend in Feindes Palast, um Dich in Waffen Dein Volk.
Ein Jahrzehnt erst trugst Du die Königskrone der Väter,
Jubelnd bietet man Dir, Kaiser, die Krone des Reichs!
Heil uns, daß Du sie nahmst! – Wen könnte sie würdiger schmücken? –
Frage die Fürsten im Kreis, alle sie huldigen Dir,
Der ein Held Du zugleich und erster Bürger des Staates,
Pflichtstreng gegen Dich selbst, Anderen gütig und mild.
Mäßig im Siege dereinst, nun schirmst Du den Frieden der Erde,
Nimmer ermüdend daheim, rüstig zu krönen den Bau.
Hüter der Arbeit, des Rechts, und Schützer der Armen und Schwachen,
Schütze ein gütiger Gott lang noch Dein Leben dem Reich! – –
Winter ist es im Land, doch Frühling rings in den Herzen.
Heil ihm, der ihn geweckt! Kaiser und König, Du bist’s!
Ernst Scherenberg.