Das Abbringen der Fahnen zum kaiserlichen Palais in Berlin

Textdaten
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Autor: H. Heiberg
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Titel: Das Abbringen der Fahnen zum kaiserlichen Palais in Berlin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 97, 112
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[97]

Das Abbringen der Fahnen zum Kaiserlichen Palais in Berlin.
Nach einer Moment-Photographie von M. Ziesler in Berlin.

[112] Das Abbringen der Fahnen zum kaiserlichen Palais in Berlin. (Mit Illustration S. 97.) Wie die großen Paraden auf dem Tempelhofer Felde ein Ereigniß, ja ein Festtag sind, der halb Berlin in Bewegung setzt, so ist ein nicht minder interessantes militärisches Nachspiel das Abbringen der Fahnen zum kaiserlichen Palais nach Beendigung der Paraden.

Dichtgedrängt und in musterhafter Ordnung gruppirt harrt schon die Menge dem Anmarsch der Fahnen-Kompagnie, welche, mit der Regimentsmusik an der Spitze, gewöhnlich die Fahnen sämmtlicher in der Parade gestandenen Infanterie-Regimenter (die Kavallerie bringt ihre Standarten besonders) abzubringen kommandiert ist.

Lautlos sind Aller Augen auf das bekannte historische Eckfenster gerichtet. Ist doch die Gelegenheit geboten, dort die ehrwürdige Gestalt des geliebten Monarchen zu erblicken, sobald der Aufmarsch der Truppen erfolgt. Denn in der Regel ist der oberste Kriegsherr schon vor diesem militärischen Schauspiel in sein Palais zurückgekehrt.

Diesen Moment des Fahnen-Abbringens zeigt das vorliegende Bild. Mit klingendem Spiel ist das Fahnenkommando aufmarschirt und die Fahnenträger, geführt von einem Officier, treten vor die Front. Hüte und Tücher werden geschwenkt. Der greise Monarch ist ans Fenster getreten. Freundlich lächelnd und huldvoll grüßend erwidert er die enthusiastischen Zurufe der Menge. Hier entfaltet sich ein schönes Bild, hier zeigt sich so recht die Liebe und Verehrung, die dem Heldenkaiser aus allen Schichten der Bevölkerung entgegen getragen wird. Nicht genug, daß Erwachsene die Freude haben sollen, den allverehrten Herrscher von Angesicht zu Angesicht zu schauen, nein, Väter und Mütter heben ihre Kinder hoch empor, damit auch sie des Kaisers Antlitz sehen und in die Händchen klatschen können!

Jetzt ertönt das Kommando: „Achtung! Präsentirt das Gewehr!“ und unter den Klängen des Präsentirmarsches werden die Fahnen, die meist Spuren berühmter Schlachten tragen und mitunter nur noch aus Fetzen bestehen, in des Kaisers Palais gebracht. Dort, in unmittelbarer Verbindung mit den Gemächern des Herrschers, befindet sich das Fahnenzimmer, wo diese Ruhmeszeichen preußischer Waffen ihre Aufstellung finden.

Nun verläßt das Fahnenkommando das Palais wieder, marschiert die Rampe herunter und tritt zu seinem Truppentheil zurück. Dann ertönen die Kommandos, die Tambours schlagen an und in strammer Haltung wird abmarschirt.

Das Eckfenster des Kaisers ist längst wieder leer und mit dem Abmarsch der Truppen zerstreut sich auch die größere Menge. Aber dem Palais gegenüber, unter der Reiterstatue Friedrich’s des Großen, wird es trotzdem nicht leer. Hier sammeln sich immer wieder Gruppen Neugieriger und schauen hinüber zum historischen Eckfenster in der Hoffnung, das greise Haupt ihres Kaisers abermals erblicken zu können. H. Heiberg.