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Klein-Villars,
Gemeinde III. Klasse mit 221 Einw., worunter 1 Kath., Dorf, Filial von Ölbronn, die Kath. sind nach Michaelsberg eingepfarrt; 5/4 Stunden westlich von Maulbronn gelegen.


Der kleine nur eine Straße bildende Ort hat eine geschützte Lage an einem leicht ansteigenden Abhange gegen ein kleines Seitenthälchen des Salzathals und besteht meist aus niedlichen einstockigen Häusern, die sich in mäßigen Entfernungen, durch Hofräume und Gärtchen getrennt, an der gut unterhaltenen gekandelten Ortsstraße lagern. Obstbaumgärten umgeben den freundlichen Ort, der erst im Jahr 1699 von eingewanderten Waldensern gegründet wurde.

Die kleine, 1737 erbaute Kirche, mit einem Dachreiter auf dem First, steht an der Südwestseite des Dorfs und hat nichts bemerkenswerthes; | zu ihrer Unterhaltung ist die Stiftungspflege verpflichtet. Der Begräbnißplatz wurde im Jahr 1700 außerhalb (nordöstlich) des Orts angelegt.

Das Schulhaus wurde 1803 von einem Ortsbürger erkauft und zu seinem gegenwärtigen Zweck eingerichtet; es enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und Gelasse für den Gemeinderath. Ein öffentliches Backhaus und ein Armenhaus ist vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 2 Pumpbrunnen; überdies sind auf der Markung einige minder bedeutende Quellen, und der Baumbach speist den am südöstlichen Ende des Orts angelegten, 3/8 Morgen großen Feuersee, in dem Weißfische und Karpfen gezogen werden, was der Gemeinde ein jährliches Pachtgeld von 10 fl. einträgt.

Die Einwohner sind geordnete, umtriebsame, sehr sparsame Leute, die sowohl in ihrem Äußeren, als auch in ihrem aufgeweckten Wesen ihre fremde Abstammung nicht verläugnen können; ihre Nahrungsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Taglohnarbeiten. Der vermöglichste Bürger besitzt 20 Morgen, der sog. Mittelmann 10 Morgen Grundeigenthum, die minderbemittelte Klasse ist meist auf den Verdienst im Taglohn beschränkt.

Die nur 394 Morgen große Markung, von der 40 Morgen mit Wald bestockt sind und 100 Morgen die Einwohner von Knittlingen und Ölbronn besitzen, ist, mit Ausnahme der Abhänge gegen die Thälchen, ziemlich eben und hat im allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der theils aus Lehm, theils aus den Zersetzungen der Lettenkohlengruppe und des Muschelkalks besteht; in letzterem ist auch ein Steinbruch angelegt, der Straßenmaterial und Mauersteine liefert.

Das Klima ist ziemlich mild, indessen schaden nicht selten Frühlingsfröste und kalte Nebel, die von den nahen Thälern herrühren; Hagelschlag kommt selten vor, indem einerseits die Ruither Höhe, andererseits der Eichelberg Wetterscheiden bilden.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Brabanterpflugs, so gut als es die sehr beschränkte Markung erlaubt, betrieben; man baut von den gewöhnlichen Cerealien Dinkel, Haber, Gerste und von Brachgewächsen Kartoffeln, Angersen, dreiblättrigen Klee, Zuckerrüben, Mohn, Cichorien, Hanf, und zwar meist nur für den eigenen Bedarf. Die meist einmähdigen Wiesen erzeugen gutes aber nicht reichliches Futter, so daß noch Futter von außen zugekauft werden muß. Die Obstzucht ist verhältnißmäßig ausgedehnt und erlaubt sogar in günstigen Jahrgängen einen Verkauf von einigen hundert Simri nach außen; man pflegt Luiken, Goldparmäne, Goldhämmerlinge, Fleiner, Markgrafenäpfel, Knaus-, Kugel-, Wöhrles-, Brat-, Frankfurter- und Langstielerbirnen, wie auch Kirschen und Nüsse.

Die Gemeinde besitzt 40 Morgen Waldungen, die jährlich | 8–900 Stück Wellen liefern, von denen jeder Bürger etwa 18 Stück erhält; das Stammholz wird verkauft, was der Gemeinde 150 bis 200 fl. einträgt, die sie zur Deckung des Gemeindeschadens verwendet.

Weiden sind nicht vorhanden und überdies hat die Gemeinde Knittlingen das Übertriebsrecht auf der Markung; die vorhandenen Allmanden werden um 12 fl. jährlich verliehen.

Die Rindviehzucht (Land- und Simmenthaler Race) ist gut und wird durch einen Landfarren nachgezüchtet; von dem Vieh wird ein Theil gemästet und nach Baden und Frankreich abgesetzt; die übrige Milch verkauft man an die im Ort bestehende Käserei.

Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 3172 fl., deren Zinse für Schul- und Armenzwecke verwendet werden.

Die Gründung des Orts s. bei Groß-Villars.

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