« Kapitel B 15 Beschreibung des Oberamts Besigheim Kapitel B 17 »
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Löchgau,
Gemeinde II. Klasse mit 1760 Einwohnern. a. Löchgau, 1735 Einw., worunter 5 Kath. b. Weißenhof, 25 Einw. Evang. Pfarrei; die Kathol. sind nach Stockheim, Oberamts Brackenheim, eingepfarrt.
Löchgau, Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, 3/4 Stunden westlich von der Oberamtsstadt gelegen. Der große, wohlansehnliche Ort, dessen Grundfigur eine Ellipse bildet, liegt frei und offen auf der Hochebene in einer ganz sanften Einteichung, welche dem mitten durch das Dorf fließenden Steinbach als Rinne dient. Die ziemlich regelmäßig angelegten Ortsstraßen sind reinlich gehalten und gekandelt; die Gebäude befinden sich meist in gutem Zustande und verrathen eine gewisse Wohlhäbigkeit. Mit Ausnahme der sogen. Vorstadt ist das Dorf zum größten Theil noch ummauert und trägt überhaupt mehr das Gepräge eines Landstädtchens als eines Dorfs; die 3 Thore desselben sind im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts abgegangen. Gutes Trinkwasser liefern ein laufender und 21 Pumpbrunnen, welche zwar in heißen Sommern zuweilen nachlassen, übrigens nicht in dem Grade, daß eigentlicher| Wassermangel einträte. Auf den Fall von Feuersgefahr ist eine Wette am westlichen Ortsende angelegt. Südöstlich vom Ort befindet sich eine periodisch fließende Quelle, der sog. Suhbrunnen.

Die im nordöstlichen Theile des Dorfs gelegene Pfarrkirche wurde im Jahr 1757 restaurirt, jedoch blieb dem Thurme und dem ein halbes Sechseck bildenden Chorschluß noch Manches von der ursprünglichen germanischen Bauweise. Der Thurm, dessen Höhe bis zum Knopf 120′ beträgt, besteht aus drei Stockwerken, von denen die zwei unteren viereckigen alt und massiv sind, das dritte, erst später aus Holz aufgebaute, bildet ein Achteck und trägt eine pokalförmige, mit Blech gedeckte Kuppel, aus der noch ein kleines Thürmchen emporwächst. Auf dem Thurm hängen 4 Glocken, welche 1699, 1771, 1842 und 1843 gegossen wurden. Das Innere der Kirche ist freundlich und hell; von dem Langhaus führt ein spitzbogiger Triumphbogen in das untere Stockwerk des Thurms, welches die Stelle des Chors vertritt und an dessen Ostseite der Chorschluß angebaut ist; dasselbe hat ein Netzgewölbe mit folgenden Schlußsteinen: 1) eine Rosette, 2) einen Wappenschild mit einem Doppelhaken, 3) das Württembergische Wappen und 4) den heil. Petrus. Die Kirche hat die Stiftungspflege, den Thurm die Gemeinde zu unterhalten.

Der mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts an der Straße nach Bietigheim.

Zunächst (nördlich) der Kirche steht das stattliche, mit allen Bequemlichkeiten versehene Pfarrhaus, welches mit den dazu gehörigen Ökonomiegebäuden, dem Garten und Hof nebst dem herrschaftlichen Fruchtkasten, und einer Scheuer das Bild eines wohlgeschlossenen Pfarrhofes darstellt. Die Pfarrgebäude sind Eigenthum der Königl. Hofdomainenkammer, der auch die Unterhaltung derselben obliegt.

Das in der Nähe der Kirche gelegene Schulhaus ist mit zweckmäßig eingerichteten Schulzimmern versehen; der Schulmeister hat seine Wohnung in einem besonderen, im Jahr 1823 auf Gemeindekosten erkauften Gebäude.

Das Rathhaus, auf dessen First ein Thürmchen sitzt, ist geräumig und in gutem baulichen Zustande.

Die Ortseinwohner sind im Allgemeinen von gesunder Körperbeschaffenheit, geordnet und fleißig; ihre Vermögensumstände sind befriedigend und Gantfälle gehören zu den Seltenheiten.

Ausgezeichnete Löchgauer sind: Joh. Konr. Creiling, Sohn des hiesigen Diakonus, geboren 1673, in Tübingen in der Theologie gebildet, von 1701 bis 1745 allda Professor der Mathematik und Physik, für welche Fächer er sich in Basel und Paris weiter ausgebildet hatte| und deren Studium er in Württemberg sehr emporbrachte. Mit seiner Neigung zur Chemie verband er auch die zur Alchemie; bei dem Volk stund er als Wunderdoktor im Rufe. Zuletzt erhielt er den Prälatentitel und starb den 14. Sept. 1752.

Jak. Löffler, Sohn des bischöflich-speyerischen Rentmeisters daselbst, geboren den 25. Juli 1583, studirte die Rechte und erhielt seine Bildung durch große Reisen, welche er als Hofmeister junger Edelleute machte. Herzog Friedrich ernannte ihn zum Rath und Canzler in Mömpelgard, von wo aus ihn Herzog Johann Friedrich im Jahr 1625 als Vicecanzler nach Stuttgart berief; er wurde zu den wichtigsten Staatsverhandlungen gebraucht und gab sich in Wien viele Mühe, die Wiederherausgabe der Württembergischen Klöster an die Katholiken zu hintertreiben. Der schwedische Canzler Oxenstierna bat sich den der Reichssachen trefflich kundigen und sehr geschäftsgewandten Mann von dem Vormund Herzog Julius Friederich aus, und Löffler wurde sofort schwedischer Vicecanzler, verblieb aber dabei in Württembergischen Diensten, wurde 1632 Württ. Canzler und erhielt 1633 das Rittergut Neidlingen. Im Jahr 1633 kam er als Rath zu dem in Heilbronn gegründeten consilium formatum und wurde hierauf nach Paris geschickt, um Frankreich zum Beitritt zum Heilbronner Bunde zu bewegen, wobei er sich aber Oxenstierna’s Unwillen zuzog, weil er keine bedeutendere Hilfe ausbedungen habe. Ein aufgefangenes Protokoll des consilium formatum zog ihm den schweren Haß des österreichischen Hofes zu, der von Württemberg sogar seine Auslieferung begehrte. Von Schweden erhielt er mit Mühe ein Geschenk von 2000 Reichsthalern und reiste hierauf nach Basel, wo er am 30. April 1638 starb.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Ackerbau, Weinbau und Viehzucht.

Die Güter der namhaften Markung liegen, mit Ausnahme der Weinberge, meist eben und haben im Durchschnitt einen fruchtbaren, ziemlich tiefgründigen Diluviallehmboden, bei dem sich stellenweise die ihn unterlagernden Sandsteine und Mergel der Lettenkohlengruppe, oder der Hauptmuschelkalk etwas geltend machen. Im nordwestlichen Theile der Markung besteht der Boden theils aus Keupermergel, theils aus einem schweren Thon und eignet sich dort besonders für den Wein- und Obstbau.

Auf der Markung befinden sich mehrere Muschelkalksteinbrüche und eine Töpfergrube, welche Eigenthum einiger Ortsbürger sind. Früher bestand hier ein Alaun- und Vitriolwerk (vergl. den allg. Theil).

Die Luft ist rein, jedoch wegen der hohen, freien, nur gegen Westen| durch den Stromberg geschützten Lage, etwas scharf; dennoch sind Frühlingsfröste nicht häufig. Hagelschlag kam seit 1829 nicht mehr vor.

Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem gut und umsichtig betrieben; verbesserte Ackergeräthe und Düngerstätten, wie auch die Benützung der Jauche und des Gypses, sind ziemlich allgemein geworden. Von den gewöhnlichen Cerealien baut man besonders viel Dinkel, welcher sehr gut geräth; in der über die Hälfte angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Welschkorn, Futterkräuter, besonders viel blauen Klee, Ackerbohnen, Angersen, Mohn, Reps, Flachs und Hanf; letzterer wird in besonderen Ländern gezogen und meist im Ort versponnen. Auf den Morgen rechnet man Aussaat an Dinkel 6–7 Simri, an Haber 3 Sri., an Gerste 2 Simri, an Einkorn 3 Simri, an Roggen 2 Simri und ebensoviel an Weizen. Der durchschnittliche Ertrag wird zu 10 Scheffel Dinkel, 6–8 Scheffel Haber, 6 Scheffel Gerste, 8 Scheffel Einkorn, 4 Scheffel Roggen und 41/2 Scheffel Weizen per Morgen angegeben. Der geringste Preis eines Morgens Acker beträgt 80 fl., der mittlere 200 fl. und der höchste 350 fl. Der Absatz der Früchte, besonders des Dinkels und einiger Bracherzeugnisse, wie Kartoffeln, Welschkorn etc. geschieht meist nach Stuttgart und Ludwigsburg. Reps und Mohn wird ebenfalls nach Außen verkauft.

Von den meist zweimähdigen Wiesen, welche per Morg. durchschnittlich 25–30 Ctr. Heu und 12 Ctr. Öhmd ertragen, kann nur ein ganz kleiner Theil bewässert werden, das Wiesenerzeugniß wird zum Theil nach Außen verkauft. Der Morgen Wiesen kostet von 80 bis 300 fl.

Der ziemlich ausgedehnte Weinbau, wird theils östlich vom Ort an einem südlichen, steilen Abhange gegen den Steinbach, theils westlich vom Ort an sanft geneigten, ebenfalls gegen den Steinbach hinziehenden Flächen und nur zum kleineren Theil auf der Ebene, mit vielem Fleiß betrieben; die Stöcke, deren man 2800 auf den Morgen pflanzt, werden bezogen. Die häufigsten Sorten sind Trollinger, Elblinge und Sylvaner; der Wein (Schiller) wird übrigens nicht zu den Ausstichweinen des Bezirks gezählt. Die geschätztesten Lagen sind am Steinbach östlich vom Ort und auf den sog. Bergen. Der höchste Ertrag eines Morgens wird zu 6 Eimer angegeben und die Preise per Eimer bewegten sich in den Jahren 1834 von 28–40 fl., 1846 von 50–60 fl., 1848 von 12–22 fl. und 1850 von 8–15 fl. Die geringsten Preise eines Morgens Weinberg sind 200 fl., die höchsten 600 fl. Der Absatz der Weine geht nach allen Richtungen des Landes.

Die Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit Mostsorten, auch Zwetschgen und etwas Kirschen beschäftigt, ist namhaft und überdieß noch im Zunehmen begriffen; das Obst geräth gerne und der Ertrag| erlaubt neben dem bedeutenden Verbrauch im Ort selbst noch Verkauf nach Außen. Die jungen Stämme werden theils in zwei im Ort befindlichen Baumschulen, theils in den Weinbergen gezogen, häufig aber auch auswärts aufgekauft.

Die Gemeinde besitzt etwa 900 Morgen Waldungen, welche größtentheils mit Laubhölzern und nur zum geringen Theil mit Nadelhölzern mittelmäßig bestockt sind; die Laubwaldungen werden in 20jährigem Umtrieb bewirthschaftet und ertragen der Gemeindekasse jährlich gegen 1000 fl. Die Gewässer sind mit Erlen und Weiden bepflanzt, welche letztere auch zum Korbflechten benützt werden.

Auf der Markung befinden sich 24 Morgen Ödungen oder Weide, welche nebst der Brach- und Stoppelweide von der Gemeinde zur Schäferei um jährliche 200 bis 300 fl. in Pacht gegeben werden.

Was die Viehzucht betrifft, so werden Pferde von mittlerer Landrace, jedoch nur wenig gezüchtet und die Stuten kommen zum Bedecken auf eine Privat-Beschälplatte. Ausgedehnter ist die Rindviehzucht, es wird eine gute, rothbraune und gelbbraune Landrace durch 4 Zuchtstiere gezüchtet, welche auf Kosten der Gemeinde von einzelnen Bürgern gegen jährliche 40–50 fl. per Stück gehalten werden. Die Viehmastung, wie auch der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend. Auf der Markung laufen 500–600 Stücke Bastardschafe, welche im Ort auch Überwinterung finden und theils den Bürgern, größeren Theils aber dem Pachtschäfer gehören; die Wolle kommt auf die Märkte nach Heilbronn und Kirchheim zum Verkauf. Die Pferchnutzung trägt der Gemeinde jährlich etwa 300 fl. ein.

Die Schweinezucht ist namhaft, ebenso die Mastung der Schweine, übrigens werden immer noch eben so viel Schweine eingeführt, als nach Außen, namentlich in die Oberämter Vaihingen und Heilbronn, zum Verkauf kommen. Die Zucht der Ziegen ist gering, Geflügel wird meist nur für das örtliche Bedürfniß gezogen. Die Bienenzucht wird in etwa 50 Stöcken betrieben.

Die Gewerbe beschränken sich auf die nöthigsten, dem örtlichen Bedürfnisse dienenden Handwerker; als Nebengewerbe wird das Handspinnen, jedoch nur für den eigenen Bedarf, getrieben. Im Ort befinden sich 4 Schildwirthschaften, 3 Branntweinbrennereien und 1 Kaufmann.

Die Gemeinde hat das Recht, jährlich zwei Krämer- und Viehmärkte (21. Mai und 17. Nov.) abzuhalten, auf dem Maimarkt ist der Handel mit Vieh lebhaft.

An der Volksschule unterrichten ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Lehrgehilfe; die bestandenen Kleinkinder- und Industrieschulen sind seit einigen Jahren wieder abgegangen.

| Über den sehr geordneten Gemeinde- und Stiftungshaushalt siehe Tab. III. An öffentlichen Stiftungen ist ein Fonds von 2000–2500 fl. vorhanden, deren Zinse zu Austheilung von Brod und Geld an Unbemittelte und zu Anschaffung von Schulbüchern für arme Kinder verwendet werden.

Ein Gemeindewaschhaus und drei öffentliche Backhäuser bestehen schon längst.

Durch die von Bietigheim nach Brackenheim führende Poststraße (Zabergaustraße), welche den westlichen Theil des Orts berührt, wie durch die, von ihr abgehende Staatsstraße (Königsstraße) nach Freudenthal, ferner durch Vicinalstraßen nach Besigheim, Klein-Sachsenheim und Freudenthal, wird der Verkehr vielseitig vermittelt. Im Ort befinden sich 3 steinerne Brücken und 2 Stege; für das frühere Brückengeld werden der Gemeinde vom Staat jährlich 121 fl. Ersatz geleistet.

Die Zehenten auf der Markung sind in Folge des Gesetzes von 1849 sämmtlich abgelöst. Mit Ausnahme eines Distrikts, von welchem die Meßnerei den großen und kleinen Zehenten zu beziehen hatte, gehörte der übrige Zehente zuletzt dem Hofcameralamt Freudenthal, zu 2/3 von der Kellerei Freudenthal und zu 1/3 vom Kloster Rechentshofen herrührend. Den übrigen kleinen und den Obstzehenten, welcher früher zu 1/3 dem Kloster Rechentshofen und zu 2/3 der Pfarrei Löchgau zustand, bezog zu 2/3 das Hofcameralamt und zu 1/3 die Ortsgemeinde. Der Weinzehente stand dem Hofcameralamt allein zu.

An dem Ablösungs-Kapital für sämmtliche Zehenten hat das Hof-Cameralamt 62.606 fl. 48 kr., die Meßnerei 6017 fl. 24 kr. und die Gemeindepflege 160 fl. zu empfangen.

An sonstigen grundherrlichen Abgaben wurden abgelöst: dem Hof-Cameralamt Freudenthal Geld- und Küchengefälle 20 fl. 14 kr., Gülten: Roggen 21 Scheffel 1 Sri., Dinkel 17 Scheffel 2 Sri., Haber 22 Sch. 4 Sri. Landacht auf 1 Jahr gerechnet: Roggen 1 Scheffel 7 Sri. Dinkel 4 Sri. 2 Vrl. Haber 2 Scheff. 5 Sri. Bodenwein 1 Eimer 5 Imi 1 Ms. Forstzins 12 fl. 3 kr., nach den älteren Ablösungsgesetzen für 7994 fl. 3 kr. Der Ortsheiligenpflege: Geldgefälle 11 fl. 6 kr., Ablösungs-Kapital hiefür 225 fl. 55 kr. Gülten: Roggen und Dinkel je 3 Scheffel 6 Sri., Haber 4 Scheffel 1 Sri., Ablösungs-Kapital 769 fl. 52 kr., die derselben Pflege zustehenden Landachten von 3 Jahren, zusammen Roggen 11 Scheff. 4 Sri., Dinkel 4 Scheff. 2 Sri., Haber 16 Scheffel, und ein Weingefäll von 5 Imi 1 Ms. sind noch nicht abgelöst.

Die erste Nennung des Dorfes fällt in den Anfang des 12. Jahrhunderts; damals erscheint Folpertus de Lochenkein in einer Urkunde des Klosters Hirschau (Cod. Hirsaug. 40a). Der freie Herr Beringer| zu Löchgau, im Begriff im Jahr 1147 den Kreuzzug K. Konrads mitzumachen und Behufs der Ausrüstung Geldes bedürftig, verkaufte an Bischof Günther von Speier all sein Besitzthum in „Luochenkein“ mit der Kirche für 26 Pfund, und letzterer begabte damit das Kloster Maulbronn, wohin auch Beringer’s Geschwister, Tragebot, Volpert und Mathilde, ihre hiesigen Güter schenkten. K. Friedrich I. bestätigte den 8. Jan. 1156 dem Kloster Maulbronn seine Besitzungen in „Lochenkein“. Demselben Kloster vermachte Markgraf Hermann von Baden im Jahr 1225 hiesige Güter. Im April 1257 verglich sich das Kloster mit Ida, Wittwe des Schultheißen von Besigheim und ihrem Schwiegersohn Konrad von Gröningen und versprach dessen Tochter in das Kloster Rechentzhofen zu bringen, wofür beide ihrem Recht auf 1/3 Zehenten in Löchgau entsagten. Indeß hatte schon am 19. April 1244 der Bischof zu Speier das Patronat der hiesigen Kirche so wie der von Wimsheim von dem Kloster Maulbronn gegen die Kirche zu Lußheim ertauscht und später veräußerte letzteres Kloster Güter in L. und Meimsheim an Walther, Vogt von Lauffen, dessen Testamentsvollstrecker sie 1260 für 200 Pfund dem Kloster Rechentshofen verkauften. Diesem Kloster freite der Markgraf Hesso v. Baden zum Ersatz für zugefügten Schaden am 12. Dez. 1290 die Güter, welche es von einem Laienbruder Kunemund erhalten hatte.

Löchgau kam mit Besigheim an Baden, von diesem 1463 an Kurpfalz, 1504 durch Eroberung an Württemberg, 1529 wieder an Baden; an Baden jedoch damals nur zur Hälfte, denn Württemberg, das schon 1407 von Hennel von Kaltenthal einen Hof, Kelter und Güter für 300 fl. und im J. 1416 von Albrecht von Liebenstein Leibeigene gekauft hatte, erwarb 1/4 von Kurpfalz den 2. Septbr. 1484 und den 17. Oktbr. 1506 ebenfalls 1/4 von dem Schenken von Winterstetten; diese Hälfte blieb Württemberg beständig, die noch übrige Hälfte wurde sofort den 26. April 1595 von Baden erworben (Sattler, Herzoge 5, 187).

Das sogenannte Widdumsgut wurde mit Freudenthal im J. 1704 von dem Domstift Speier an den Generalfeldmarschall Grafen v. Thüngen verkauft, ging 1709 durch Kauf und Erbschaft auf Johann Gottlob Zobel von Gibelstatt über und von diesem kaufte es 1721 die Gräfin von Würben. Mit Freudenthal kam es sodann später in den Besitz der Kammerschreiberei.

Aus der hiesigen Kirche erwuchs die Kirche in Freudenthal, dessen Einwohner ursprünglich nach Löchgau eingepfarrt waren. Der älteste bekannte Pfarrherr ist Thilmanus rector Ecclesie in Lochinkein in einer Urkunde vom 8. Jan. 1303. Im Jahr 1426 incorporirte das| Hochstift Speier diese Kirche. In der Mitte des 15. Jahrhunderts bestund hier eine Leutpriesterstelle und eine Frühmesserei (Würdtwein, Subsid. 10, 336). Der Kirchensatz vertauschte den 7. Febr. 1545 das Hochstift Speier an Württemberg, doch hatte ersteres noch im Jahr 1663 ein Haus, zwei Scheunen, einen Kornkasten etc. allhier. Es bestunden eine Pfarrstelle und ein Diaconat; im J. 1805 wurde aber letzteres aufgehoben und die kirchlichen Geschäfte desselben der Pfarrei übertragen. Zu Ende des 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts stund das Nominationsrecht bei der Pfarrei den Gutsherren von Freudenthal zu und ging so an die Gräfin von Würben über, kam jedoch mit dem Sturz der letztern wieder an Württemberg.[1]

Im Jahr 1504 litt Löchgau empfindlich durch Brand (Heyd, Ulrich, 1, 111). Im Kriege des schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich von Württemberg, verlegte Herzog Wilhelm von Baiern den 13. Mai 1519 eine Abtheilung des Fußvolks nebst dem Geschütz nach Löchgau (v. Martens, 172). Der 30jährige Krieg schlug dem Dorfe so harte Wunden, daß nach dessen Beendigung von 210 Gebäuden nur noch 69 stehen geblieben waren. Im Jahr 1690 litt Löchgau bei dem französischen Einfall durch Raub, Brand und andere Verwüstung so schrecklich, daß wenigstens 300 Personen Hungers starben und verdarben. Vom 10. Juli bis 20. August 1693 hielt sich alles auswärts auf der Flucht auf. Am 3. Nov. 1799 wurden die Franzosen unter Ney von den österreichisch-württembergischen Truppen aus dem Wäldchen zwischen Löchgau und Bietigheim vertrieben und nach Löchgau zurückgedrängt, wo sie nach kurzem Widerstand den Rückzug antraten.

Der Weißenhof, Weiler, liegt auf der Gemeindemarkung, 1/2 Stde. südwestlich vom Mutterort auf einem gegen das Tiefenthal neigenden Bergvorsprung, von dem man eine freundliche, ziemlich ausgedehnte Aussicht genießt. Der kleine, nur aus wenigen Häusern bestehende Ort, hat ein gefälliges Aussehen und ist mit gutem Trinkwasser, welches ein laufender Brunnen spendet, hinreichend versehen. Die klimatischen Boden- und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind denen des Mutterorts gleich.

Die Gründung des Weißenhofs wurde im Jahr 1739 von zwei Bürgern von Löchgau, Namens Weiß, auf den Grundresten eines abgegangenen Wohnplatzes im sog. Weilerhölzle begonnen. Bei dieser Veranlassung wurden Grundmauern von römischen Bauten, Wasserleitungen, ferner eine Menge römischer Anticaglien gefunden, welche hinreichend nachgewiesen haben, daß auf dieser Stelle die Römer festen Sitz| hatten (s. den allg. Theil.) Der Sage nach soll eine Burg auf einem unfern (südlich) des Hofs gelegenen Bergvorsprung gestanden sein, an dem zuweilen noch Mauersteine ausgegraben werden, und gegen den noch deutlich sichtbare, künstlich angelegte Terrassen hinziehen, welche auf eine ausgedehntere, vermuthlich von den Römern herrührende Befestigung, schließen lassen.
  1. Über verschiedene Alterthümer hiesiger Verfassung und Verwaltung s. Reyscher, Statutarrechte 261, 271, 292, 295.


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