Berichtigung der Füsselischen Reisebeschreibung durch die 6 Ämter, oder die Amtshauptmannschaft Wunsidel im Baireutischen Fürstenthum

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Autor: Anonym
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Titel: Berichtigung der Füsselischen Reisebeschreibung durch die 6 Ämter, oder die Amtshauptmannschaft Wunsidel im Baireutischen Fürstenthum
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 1, S. 264–287
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
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Erscheinungsdatum: 1790
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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IV.
Berichtigung der Füsselischen Reisebeschreibung durch die 6 Ämter, oder die Amtshauptmannschaft Wunsidel im Baireutischen Fürstenthum.

Unser Tagbuch oder Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grosen Theil des fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Baiern und Passau nach Linz. I. Th. Erlangen bey Palm 1787. 8. S. 368. ohne die Vorrede, kostet 1. fl. 12 Kr. Rhein. II. Th. daselbst 1788. 347. S. kostet 1 fl 12. Kr. Rhein.

| In der Vorrede erzählt der Herr V. Johann Michael Füssel von Thiersheim, jetzt Pfarrer zu Gefrees, die Veranlassung so wohl zu dieser Reise, die er mit seinen Eleven, den beyden Söhnen des Herrn Oberhofmarschalls von Eichler, Friedrich und Ernst, und einem Herrn von Crousaz aus Lausanne machte, als auch des Drucks dieses Tagbuchs, dazu ihn besonders Herr M. Degen in Anspach aufforderte, weil es ein nicht unbeträchtlicher Beytrag zur bessern Kenntniß unsers Vaterlandes wäre. Dieses Verdienst kann man ihm nicht absprechen, man muß aber zugleich bekennen, daß das Buch manche Unrichtigkeit enthält. Bisweilen wird man gar auf die Gedanken gebracht, daß der V. eine Zauberlaterne mit sich auf der Reise gehabt habe, durch welche er seine Eleven das sehen ließ, was er wollte, daß sie sehen sollten, oder glaubte, daß es zu sehen sey. Ein neuer trauriger Beweis wird dieses Tagebuch zugleich, wie wenig zuverlässiges man von Reisebeschreibungen zu erwarten habe, davon in unsern Tagen der reisende Franzose, Nicolai, Sander, der Verfasser der Reisen durchs südliche Teutschland und andere, Beweise genug gegeben haben. Es sey mir daher erlaubt,| unserm Hrn. Verf. in unserm Vaterlande, und sonderlich in den sechs Ämtern nachzugehen, und zu bemerken, was einer Berichtigung bedarf.

S. 76. sagt er: Das Seminarium zu Baireut habe einen Rector, dann den Stadtcantor und Organisten, einen Schreibmeister und Adjunct zu Lehrern, und im Gymnasio gäben 4 Professores und ein französischer Sprachmeister Unterricht. Dieses ist nicht ganz richtig. Am Seminario ist kein Adjunct, sondern der jedesmahlige Rector Seminarii ist zugleich Adiunctus Gymnasii, und lehrt nebst den ordentlichen Herren Professoren wöchentlich etliche Stunden in der dritten Classe desselben, wie die jährlichen Lectionskatalogen deutlich bezeugen.

S. 84. sagt er von der Ordenskirche zu St. Georgen am See: „In dieser sollen die St. Georgensritter geschlagen und zum Theil begraben worden seyn.“ An die St. Georgensritter ist hier nicht zu gedenken, welche zu Ende des 14ten Jahrhunderts sonderlich in Schwaben anfingen, wie Datt in tract. de pace publica Lib. II. Cap. III. und Burgermeister im Grafen- und Rittersaale Part. III. Abschn.| 7. u. 8. S. 389. ff. umständlich behaupten; sondern da Markgraf Georg Wilhelm zu Anfang dieses Jahrhunderts diese Stadt als damahliger Erbprinz zu bauen anfing, und dessen Frau Mutter Sophia Louise 1702 eine Kirche dahin zu bauen beschloß, an welchem Bau sie der Tod zwar hinderte, welcher aber doch durch ihren Sohn ausgeführet, die Kirche 1711 eingeweihet und die Sophienkirche genennet wurde: so widmete er solche auch zu einer Ordenscapelle, da er den Concordienorden seines Herrn Vaters in den Orden de la Sincerité umwandelte und am 17 Nov. 1712. gewisse Ordensstatuten drucken ließ. Mehreres kann man davon nachlesen in Kripners Rede de origine civitatis S. Georgii ad lacum, 1736 zu Baireut gedruckt, ferner in Spiesens Brandenb. Münzbelustigungen II. Th. S. 137-160. III. Th. 185-200; Harrers Jubelfestpredigt der Stiftung des Ordens und Erbauung der Kirche 1761.
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Auf dieser Seite gedenket der Hr. V. wohl auch eines Spitals, welches aber eigentlich das Gravenreuthische Stift sammt dessen Kirche ist, wodurch Georg Christoph von Gravenreuth auf Calenreut in Pfalzsulzbachischen| in seinem 1735 errichteten Testament sein Andenken verewigt hat.

S. 125. bemerkte er bey dem Dorfe Bindloch nur einen schönen neuen Kirchthurm, auf dessen Erbauung das dasige Gotteshaus seine beträchtlichen Reichthümer verwendet haben soll; aber es ist ausser diesem Thurm die ganze Kirche von Grund aus neu erbauet, mit einem neuen prächtigen Altar, Orgelwerk und Taufstein, dann Stukkaturarbeit und Mahlerey herrlich staffiret und vergoldet worden. Obwohl auf diesen Bau so viel an Kosten verwendet wurde, als das Gotteshaus im Jahr 1766 im Vermögen hatte, so gehört es doch in Ansehung seines Vermögens noch zu den ansehnlichsten unter den ländlichen Kirchen, wie solches Hr. Sup. Künneth in seiner 1782 zu Bindloch gehaltenen und zu Baireut in 8. gedruckten Einweihungspredigt S. 17. bezeuget.

S. 127 sagt der Hr. V. bey Berneck: Hier und in Arzberg sind Lebküchner, zwey Brüder, die im ganzen Lande die besten Lebkuchen, und weisse und braune Pfeffernüßchen machen etc.

Diese Nachricht will ich auf ihrem Wehrt und Unwehrt beruhen und der Beurtheilung| derer überlassen, die sich mit diesen Beckereyen mehr zu unterhalten pflegen. Mir fiel nur dabey der Schild des Niederländischen Seifensieders ein, mit der Aufschrift:

Helv Got in Gnaden,
Hie wird ok Seepe gesaden.

Zum wenigsten will man in den umliegenden Gegenden behaupten, daß die Lebkuchen des Gefreeser Lebküchners Schwab jene Bernecker und Arzberger an Schmackhaftigkeit und Güte übertreffen.

S. 128. „Rechts sahen wir auf der äussersten Höhe des Berges ein Raubschloß.“ Dabey bemerke ich, daß nicht alle jetzt in Ruinen zu erkennende Bergschlösser unserer Alten von Adel schlechthin Raubschlösser genennet werden können, ob wohl nicht zu läugnen ist, daß vielmahls einige Bewohner derselben sich aus dem Stegreif genähret und Rauberey getrieben haben. Dieses Berneck gehörte ehehin zur Herrschaft Plassenberg, und besaßen es die von Wallenrod, welche bey den Herzogen von Meran das Hofmarschallamt bekleideten, vermöge ihres Amts, sammt andern in der Nähe befindlichen Gütern. Soll auch nach einer alten Tradition einmahl einer von Wallenrod daraus Raubereyen getrieben haben, daher er das| Schloß verlor und es wieder zur Herrschaft gezogen wurde, mit der es an die Grafen von Orlamünde und von diesen an die Burggrafen zu Nürnberg kam, die es zum Theil wieder an die von Wallenrod und andere von Adel verliehen, zum Theil auch dem Amtmann zu Berneck und Stein zur Wohnung einwiesen; so können doch dessen noch übrige Rudera schwerlich unter die Denkmahle eines ehemahligen Raubschlosses gerechnet werden, weil diese Gebäude mehrentheils weit jünger sind und nicht mehr in die Zeiten reichen, wo die Edelleute nach eigener Willkür andere zu befehden in unsern Gegenden noch die Gewalt hatten, sondern schon lange dem Landesherrn unterthänig gemacht worden waren. Sonst kann von diesen wüsten Bergschlössern bey Berneck im V. Fach der Longol. Beschäftigungen, und neuerlich Henze in dem vortrefflichen historischen Versuch mehrers nachgelesen werden.

S. 130. In der Gefreeser Nachbarschaft wird der haltsamste Schiefer gebrochen. Dieser Schieferbruch ist wohl 2 Stunden von Gefrees ostwärts hart an der Gränze des Amts Sparneck zwischen Walpenreut und Markt Zell.

| Daselbst: Daß sonst nicht weit von Gefrees Bären gefangen wurden und daß der Bärenfang noch stehe. Dieser ist bey dritthalb Stunden von Gefrees zwischen Weissenstadt und Zell von jedem dieser Orte eine halbe Stunde, nicht weit von dem nun eingefallenen Schlosse Waldstein zu suchen.

S. 131. sagt er von der Chaussee von Gefrees aus, sie sey so gleich, wie ein Tisch. Da nun dieses unmöglich von diesem Wege gelten kann; so mag der Herr V. vielleicht einen andern von Baireut in die 6 Ämter führenden Weg im Sinne gehabt haben, der weiter rechts von Goldkronach auf der Höhe des Gebirgs gehet und der Tisch genennet wird.

Ebendaselbst: Wir erblickten an der Straße einige Eisenhämmer etc. Dieses ist nur der Knopfhammer, welcher nur in einem Zerrenfeuer bestehet und daher auch nicht immer gehet.

Ebendaselbst: Die höchste Brücke in Teutschland. Diese dafür angegebene Brücke gehet nicht über die Eger, sondern über den Kressenbach, und ist auch nach der darüber ertheilten Erklärung noch nicht die höchste, sondern die oberhalb dem Dorfe Voitsumra,| welche der Hr. V. passirte, als er bey seiner Rückreise nach S. 324. ff. hinter diesem Dorfe von der Chaussee links abwich und bergauf über den Tischweg auf das neue Wirthshaus und Goldkronach ging. Denn je näher eine Brücke nach dieser Erklärung am Ursprung eines Flusses liegt, desto höher muß sie geachtet werden, und so geht über die eigentliche Eger schon im Dorfe Weissenhaid eine Brücke, und ist die an der Landstraße die zweyte, folglich auch nicht die höchste.

S. 132. saget er von dem Weissenstädter See, daß er 300 Tagwerk in sich enthalte. So hat freylich Brusch behauptet, und andere ihm nachgeschrieben; aber nach einer im Jahr 1783 vorgenommenen Ausmessung hat er nur 1051/4 Tagwerk, zu 360 Quadratruthen gerechnet.

Ebendaselbst: Die nordwestliche Stadtmauer macht einen Theil seines Randes aus. Ist falsch, sondern nur die südwestliche Seite der Stadtmauer ist in der Nachbarschaft des Sees, aber zum wenigsten hundert Schritte von demselben auf einer ziemlich steigenden Anhöhe entfernt, und sind Gärten, Städel und ein Fuhrweg, der ehehin der Stadtgraben war, dazwischen.

| S. 133. Die Eger fällt an dem Stadtthor unter etc. Es ist dieses ein sehr breiter mit einem doppelten Rechen versehener Abfall des Sees, durch eine Brücke, welche drey und nicht bloß einen Schwibbogen, der aus einem einzigen Stein gehauen seyn soll, hat. Woher diese Legende genommen seyn mag, kann ich nicht sagen. Pachelbel gedenket p. 143. eines langen Steins unter dem Weiherthor, welchen die 4 Räder des Wagens betreffen müssen, und dieses ist in unsern Gegenden keine Seltenheit. Wollen aber diese Reisende den Schlußstein unter dem Schwibbogen der Brücke betrachtet und keine Fuge bemerket haben; so mag wohl der auf den Augen liegende Schlaf es verursachet haben. Jezt siehet man noch Steine und Fugen genug.
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S. 135. Das Städtchen mag im grauen Alterthum, da es zwischen zween Buhlern um die Kaiserkrone den Ausspruch that etc. etc. Ist eine Legende aus Bruschen und Pachelbeln p. 147, die keine Wahrscheinlichkeit hat. Schwerlich stand damahls nämlich A. 984. dieser Ort, schon und noch weniger war er eine Stadt, da er noch im 14ten Jahrhundert Weissenkirchen hieß. Zudem ist die Königsheide, wo das Lager gestanden| seyn soll, gar nicht hier, sondern eine gute Stunde über Nemmersdorf gegen die warme Steinach zur rechten Hand zu suchen.

Daselbst: An der Vorderseite des Rathhauses weht eine fliegende Fahne etc. Es ist dieses in allen Städten und Märkten des Baireutischen Oberlandes und auch andern Gegenden ein sehr gewöhnliches Zeichen, daß entweder ein Markttag sey oder etwas zur gewöhnlichen Zeit öffentlich feil geboten werden soll.

S. 138. Ober und Unterrößla – – es gehört theils einem Herrn von Wallenfels, theils dem reichen Spital zu Wunsiedel. Oberrößla gehört ausser der Kirche, Pfarre, Schule und dem Burggut zu den zwey Waldenfelsischen Rittergütern, aber Unterrößla unmittelbar der Landesherrschaft. Das Spital zu Wunsiedel hat nur das Rittergut Oberhöchstädt mit dem, was an Lehen zu Braunersgrün, Hauenreut und Hebanz dazu gehört, aber in Rößla nichts.

S. 139. Bernstein. Hier tranken wir ein ganz herrlich Quellwasser. Ist so herrlich nicht, noch weniger ist nach diesem Dorfe der Anfang einer Chaussee zu suchen, wenn man es nicht spottweise sagen will.| Denn weil die Rittergutsbesitzer in dieser Gegend nicht dazu helfen wollen, so ist der Strassenbau von Rößla an bis Schirnding und Arzberg zur Zeit noch unterlassen worden.

S. 142. Thiersheim – – Die Kirche mit ihren 2. Thürmen. Ist nur einer und hat dieser von Morgen her ein ganz schiefes Ansehen, weil die darauf gesetzte Italiänische Haube nicht mit dem untern Mauerwerk einstimmt und ganz auf die Seite geschoben ist. Für den andern Thurm mögen sie eine an der Ecke der Kirche zur Empor führende steinerne Schneckentreppe angesehen haben.

S. 143. Wenn der Reisende hier von den Thiersheimer Einwohnern sagt: „sie sind gutmüthig, vierschrötige, aber unlustige Leute;“ S. 148. von den Arzbergern behauptet: „den Einwohnern sieht man es selbst an, daß sie mehr Bürger und Handwerker als Bauern sind und keine Nahrungssorgen haben. Sie haben ein heiteres munteres Gesicht und bisweilen Burgermeisterbräuche; sie kleiden sich weit stattlicher als ihre nächsten Nachbarn, die Thiersheimer, frisiren sich zum Theil, reden ein besseres Teutsch und sind gesellschaftlicher und manierlicher,“ und S. 205. von den Selbern angibt: „die Einwohner sind von einem| derben Schlag, meistens große, nervichte, starkknochichte Menschen, die zu robuster und harter Arbeit gemacht und dazu vor allen Bewohnern der 6 Ämter vorzüglich geneigt sind. Ihr Blick ist feurig, keck und oft so stechend, daß man ihn nicht aushalten kan. Sie sind nicht so beliebt, wie die Arzberger, aber auch nicht so ausgebildet und manierlich, nicht so schüchtern und niedergeschlagen, wie die Thiersheimer, sondern hitzig und aufbrausend und größtentheils roh:“ so mag dieses wohl zum Theil wahr seyn und von einigen Einwohnern dieser Märkte gelten, aber nicht von allen kann man es durchgängig und im Allgemeinen sagen. So sind Thiersheims Bürger an ihren Feyertagen und in der Schenke so lustig, heiter und munter, als die Arzberger, nur machen sie sich der erstern nicht so viel und sind in der letztern nicht so häufig als diese, weil sie überhaupt arbeitsamer und mehr auf die Entrichtung der herrschaftlichen Abgaben und ihre Selbsterhaltung bedacht sind, auch ihr Bier nicht selbst austrinken, sondern durch auswärtigen Verlag einen Erwerb suchen und erhalten wollen: da die Arzberger überhaupt mehr zum Luxus in der Kleidung und Lebensart als alle Einwohner anderer Orte der 6 Ämter geneigt sind, da sie| auch durch ihr Gewerbe mit Eisenstein, Kalch und Handwerkproducten mehr auswärtiges baares Geld dahin ziehen und sehr mit Ausländern gemengt sind; so läßt sich etwan in Ansehung der Ausbildung und Manierlichkeit wohl mehr vortheilhaftes von ihnen sagen, als von ihren Nachbarn, die nur bey sich selbst ihre Nothdurft suchen müssen. Daß die Selber Burger aufbrausend und hitzig sind, mag zum Theil wahr seyn, sonderlich wenn man sie nach der im Baierischen Erbfolgekrieg 1778 vorgefallenen Nachkomödie beurtheilen will, woran aber der gewöhnliche Kirchweihrausch bey dem vorgeblichen Einfall der Geisauischen Freypartey mehr Ursach gewesen seyn mag. Ihnen aber eine Rohheit vor andern Schuld zu geben, trage ich billig Bedenken, weil sie 1787, als ein Wahnsinniger vor den Augen seines Vaters in einen tiefen Weiher gesprungen und ertrunken war, damit, daß sie ohne Weigerung den Unglücklichen herausnahmen, nach Haus trugen und ordentlich zur Erde bestatteten, mehr Sittsamkeit und Aufklärung, als alle andere sechsämterische Einwohner in Städten, Märkten und Dörfern bewiesen haben, wo noch immer dergleichen Personen durch den Fallmeister beerdiget werden müssen.
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| S. 146. Der am Marktthor zu Arzberg vorbeyeilende und zum Theil durch den Ort fließende Bach ist der von Norden herkommende Flittersbach und nicht der Rößlaufluß, welcher von Abend herkommt und sich an der mittägigen Seite von Arzberg gegen Morgen mit seinem Lauf wendet, nachdem er ausserhalb des Markts sich mit dem Flittersbach vereiniget und die sogenannte große Mühle bedienet hat.

S. 154. Brand etc. In dem Dorfe ist weder ein Schmelzofen, noch ein Eisenhammerwerk, sondern oberhalb demselben ist ein Stabhammer, und bey dem ordentlichen Hammergut Welsau der hohe Ofen.

Von S. 155. an wird das Alexandersbad so beschrieben, wie es damahls und schon in D. Schmidts Briefen eines Reisenden zu Hof gedruckt enthalten war. Was davon gemeldet wird, ist Wahrheit, nur hat seit dieser Zeit die Gegend noch mehrere Schönheit und Bequemlichkeit erhalten, nämlich noch 2 herrschaftl. Gebäude an den beyden Seiten des Brunnens, theils zum Vergnügen der Gäste, theils zum Baden und Gebrauch für solche, die nicht im obern Haus ordentlich logiren, sondern nur ab- und zu gehen wollen,| und die Alee gehet nun bis nach Wunsiedel.

S. 158. Luxburg, nicht Luxenburg liegt von Wonsiedel aus gegen Süden, aber vom Brunnen gegen Westen.

S. 162. Die Brunnenkrüge macht der Töpfer Weid zu Wonsiedel aus dem bey Kotenbibersbach gefundenen Thon, welche das Wasser wohl conserviren, ob sie schon weder die Weise noch die Härte der Coblenzer Krüge haben.

S. 170. Kobalt wurde nicht nur bey Arzberg, sondern auch an mehreren Orten der 6 Ämter, sonderlich bey Schönwald, häufig gefunden, und nicht bloß in Böhmen, sondern auch auf dem inländischen Blaufarbenwerk probirt, allezeit bemerket, daß er zu viel Magnesia oder Braunstein bey sich führe, und nur erst durch Zusatz eines guten und ächten Kobalts zu einer feinen blauen Schmalte gebracht werden könne. Einen ächten Kobalt hat die Grube der fürstliche Vertrag bey Kotenbiebersbach geliefert, davon der Centner auf ein böhmisches Blaufarbenwerk um 10. fl und der 6te Antheil der Grube um 300 fl nach dem 24. fl Conventionsfuß verkauft wurde.

| S. 171. eine Steinkohlengrube ist hier. Davon will Niemand etwas wissen, wenn man nicht die unter den Alaunschiefern befindlichen metallisirten Holze dafür ausgeben will, welche zum Theil zwar einige Härte und Glanz erhalten haben, aber auch größtentheils nur andern Holzkohlen gleichen und zum Brennen nicht gebraucht werden können.

S. 177. wird bey Schottenhof die große Wildbahn gerühmt, welche niemahls da war, und um deren willen nie ein Fremder dahin ging.

S. 182. Waldsassen soll seinen Namen von der waldischen Gegend haben, die ehemals die Sassen bewohnten.

Nicht unbillig fragt man: wer waren diese Sassen, da die Geschichte nichts von ihnen weiß? Cisterciensermönche kamen dahin und bauten unter Vergünstigung Markgraf Theobalds von Vohburg einen Sitz und Wohnung im Wald an der Wendern, und waren also im Wald gesessene Mönche, daher wurde das Kloster und der neuangelegte Ort Waldsitz, Waldsasse genennt. Dergleichen Benennungen finden sich noch mehrere.

Daselbst: Das Frauenkloster ist eingegangen. Ist nie eins daselbst gewesen,| welches sonst Brusch wohl bemerkt haben würde.

S. 184. Die 5 Hofschargen. Diese sind 1) der Oberhauptmann, der sich meistens in München aufhält, weil er einen Titel von dem dortigen Hof hat.

Diese Nachricht ist ganz falsch. Der Oberamtmann hält sich nie in München auf, wenn er nicht in Angelegenheiten des Klosters dahin geschickt ist. Er hängt ganz von dem Prälaten ab und ist kein Priester.

S. 193. Die Wandreb, heißt Wondra oder Wundra, wie schon Brusch in der Beschreibung des Fichtelbergs S. 35. geschrieben hat.

S. 202. Der Heilandsstein gehört nicht unter die Sandsteine, sondern ist vielmehr ein in der Gegend häufiger Granit.

S. 203. Eisenhammer. Die Gegend oder das Amt Selb hat keinen Eisenhammer, da der Schwarzenhammer nebst den übrigen an der Eger gelegenen, dem Wendenhammer und Wellerthal, auch ehehin Händelhammer zum Amt Thierstein gehören und der Weissenbacher Hammer längst eingegangen ist.

S. 204. Was hier vom Weberhandwerk, Baumwollenweberey und Spinnerey| gesagt wird, gilt wohl von den meisten 6 ämterischen Orten, da nunmehr fast allenthalben baumwollene Tücher für die Fabrikanten in Schwarzenbach an der Saal, Oberkotzau, Hof, Mönchberg und Zell, und Cattun nach Plauen, letztere aber auch zu Oberrößla für die Fabrik und Druckerey zu Erlang nebst Tüchern gewebet werden, und man nicht leicht ein Haus, sonderlich in den in dem Ritterschaftlichen und auch im Landesherrschaftl. ganz neu angebauten Dörfern und Häusern, als dem Walddorfe bey Unterhöchstädt, Leutendorf bey Grafenreut, Grünheid und Sophienreut bey Schönwald, Neuhausen bey Thierstein, dem jenseit der Cössein gelegenen Theil des Dorfs Brand, dem Schloßberge bey Thierstein und Birkenbühl, auch Tiefenbach bey Oberredwiz, ohne ganz von Baumwollenspinnern und Webern besetzt zu seyn, antreffen wird.

S. 206. Durchbohrte Maschinen. Dieses sind runde mehr als eine gute Elle lange Stäbe und werden Pfeifen genennet.

S. 211. Der Sauerbronnen bey Schönwald wird von dem Landvolk in derselben Gegend noch immer, wie ein jeder anderer, getrunken. Ehehin war er noch bekannter und 1715 vom D. Hechtel zu Hof in einer eigenen Abhandlung examinirt und zum Trinken| und Baden empfohlen. S. Grossens Verzeichnis der im Baireutischen Fürstenthum befindlichen mineralischen Wasser, in Oetters Samml. hist. Nachr. I. B. S. 91.

S. 213. Nicht ein 2ter Eisenhammer wird beym Schwarzenhammer angelegt, sondern nur der sonst in der Nähe des hohen Ofens situirte ist weiter davon hinab um des Wassers willen erbauet worden.

S. 214. Das Jagdschloß, wie es jetzt ist, hat wohl Markgraf Friedrich erst 1754. bauen und das Rondel samt den Waldalleen zur Parforcejagd anlegen lassen, sich auch jährlich etliche Wochen da aufgehalten. Der Nachfolger Markgraf Friedrich Christian war nur etliche Mahle da, und Markgraf Christian Ernst baute 1704 das erste Haus dahin, da ehehin dieser Herr und die vorhergehenden Landesfürsten, wenn sie ein Lustjagen in der Gegend hielten, ordentlich auf den Schlössern zu Thierstein oder Hohenberg residirt hatten.

S. 214. eine Färberey etc. Ist aus dem Verkauf nichts geworden und war letzteres wohl nur eine Chimäre eines Projectmachers.

S. 215. Raubschloß. Thierstein ist nie dergleichen gewesen und haben die Herren| von Nothaft solches ruhig besessen, bis sie es verkauften.

S, 217. eiserne Gitterthor. Ist nur von weichem Holz, nicht von Eisen.

Ebendaselbst: deren Eisenstufen Silber halten sollen. Einige der dasigen Eisensteine haben eingesprengten Kies, ob aber dieser silberhaltig sey, wird billig in Zweifel gezogen, zumahl, da man noch nicht mit Gewißheit bestimmen kann, daß er Alaun oder Vitriol halte. Was im übrigen vom Pfarrer Fichtner und seiner Silberschmelzerey gesagt wird, gehört zu den Träumen dieses Mannes, der mit seinem Laboriren und Gold- und Lebenstinkturmachen, auch andern Versuchen seiner Frauen Vermögen, so wie sein Herr Nachbar in Arzberg, zusetzte, und bis er sein Silber aus Eisensteinen würde gebracht haben, noch manche Klafter Holz gebraucht hätte, daher er in Baireut mit seiner Probe und seinem Gesuch so wenig Gehör fand. Der Kalchofen würde wohl Silber und Gold, und dieses noch mehr bey freyer fürstlicher Holzabgabe hergegeben haben, auch wohl der an die Hammerwerke verkaufte Eisenstein, aber nicht des Pfarrers Geheimniß, welches mit ihm ohne Schaden der Nachwelt wohl abgestorben seyn darf.

| S. 296. Luchsburg und Kornberg. Letzteres soll vielleicht Cössein oder Schneeberg heisen, denn der Kornberg ist bey 4 Stunden von erstern gegen Nordost davon entfernt.

S. 315. Nicht der Wunsiedler Rath, sondern das dasige Hospital hat in dem obern Theil des Dorfs Höchstädt ein Schloß und Rittergut.

Ebendaselbst: der Schneider Sommerer ist es nicht allein, der hier die Baumwollenspinnerey verlegt, sondern auch andere in dem sogenannten Walddorf aufgestellte Factoren.

Ebendaselbst: Hebanz eigentlich Habinz. Letztere Benennung zeiget ein anderes bey Marktleuten liegendes Dorf, nämlich Habnit an, nicht dieses Hebanz.

S. 317. Eprechstein, eigentlich Ruprechtstein. Da in allen alten und neuen Urkunden Epprechtstein, Eckebrechtstein geschrieben wird, so sehe ich nicht, warum es eigentlich Ruprechtstein heißen soll.

S. 319. Der Russische Saame ist eben der vorhergedachte Tonnenlein, welcher schon vor vielen Jahren von dem Wirth Clarner nebst dem Quedlinburger in hiesige Gegend gebracht und mit Nutzen gebauet wurde. Weil er in Tonnen verwahrt ankam, so nannten| ihn die Landleute davon, und weil er sehr theuer war, hießen sie ihn auch Ducatenlein.

S. 320. Was hier von dem Gemüthscharakter der Kirchenlamizer Bürger gesagt wird, gilt von allen Städten und Märkten der 6 Ämter und nicht von diesen allein. Was ihnen aber von der Absicht des am Tisch hangenden hölzernen Hammers gesagt wurde, war sicher nur eine Spaßrede des sie begleitenden Freundes.

S. 322. Was der Herr V. aus erhaltenen Nachrichten von Schwarzenbach an der Saal bemerket, ist ziemlich richtig, bis auf die vom Kaufmann Müller daselbst. Dieser macht wohl große Geschäffte mit Baumwolle und Türkischen Garn, läßt aber das wenigste selbst spinnen und verweben, sondern verkauft sie nur an Weber und Fabrikanten, die dann mehrere Weberstühle damit versorgen und starken Handel und Verschluß nach Bamberg auf die Messen damit treiben.

S. 325. Kreusenüzbeere, ist hier unerhört, wohl aber werden sie auch Hölperla genennet.

S. 329. Das Dorf Nemmersdorf hat nie einer Familie von Reizenstein gehört, sondern nur das dort befindliche von Laineckische| Schloß hat, da das ehemahlige Rittergut schon lange zur fürstl. Kammer gezogen war, ein da gewesener fürstl. Oberamtmann von Reizenstein erhalten.

S. 362. Das Schloß in Himmelkron ließ Markgraf Georg Friedrich Carl, welcher sich der Reigerbeize halber oft dort aufhielt, bauen.

Was noch im 2ten Theil dieses 1788 herausgekommenen Tagbuchs S. 10 von dem Alaunwerke bey Seussen nachgehohlet wird, will ich Bergverständigen und Mineralogen zur Beurtheilung überlassen, so wie alles andere, was er von andern Baireutischen Orten und Gegenden angemerket hat, denen zur Berichtigung hingeben, die an jenen Orten näher zu Hause sind und bessere Erfahrungen, als diese vorbey eilenden, anstellen können.