Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wolf, Heinrich
Band: 58 (1889), ab Seite: 15. (Quelle)
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18. Georg Wolf, auch Volf geschrieben, ein zeitgenössischer ungarischer Sprach- und Geschichtsforscher, zur Zeit correspondirendes Mitglied der sprach- und schönwissenschaftlichen Classe der königlich ungarischen Akademie der Wissenschaften, der schon manche dankenswerthe Arbeit veröffentlicht hat. Er ist ein eifriger Mitarbeiter an der von Gabriel Szarvas seit 1871 mit Unterstützung der ungarischen Akademie herausgegebenen sprachwissenschaftlichen Zeitschrift „Magyar Nyelvőr“, d. i. Ungarischer Sprachwart. Dann hielt er in den Sitzungen der ungarischen Akademie vom 3. Februar und 24. März 1879 zwei Vorträge über den sogenannten „Jordanszky-Codex“, eine Handschrift, benannt nach dem Raaber Bischof, in dessen Besitz sie gewesen, gegenwärtig Eigenthum der Primatialbibliothek in Gran. Dieser Codex enthält die zweitälteste ungarische Bibelübersetzung, welche gewöhnlich dem Ladislaus Bátori (gest. um 1470) zugeschrieben wird. Im oberwähnten „Magyar Nyelvőr“ veröffentlichte Wolf im VIII. Bande (1879) im Juli-, August- und September-Hefte einen ausführlichen literarisch-kritischen Essay über Johann Arany’s prosaische Schriften. In der Akademiesitzung vom 24. Jänner 1881 las er einen Vortrag über den Schreiber der „Margarethenlegende“, worin er nachwies, daß derselbe nicht, wie bisher angenommen wurde, ein Dominicanermönch, sondern eine Nonne, Namens Lea Náskai sei, welche dieselbe um 1510 auf der Margaretheninsel schrieb. In der Sitzung vom 21. Februar 1881 aber las er über das älteste ungarische Buch, den sogenannten „Ehrenfeld-Codex“, aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In der Sitzung vom 5. Jänner 1885 hielt er einen Vortrag über die Frage: „Von wem haben die Ungarn [16] lesen und schreiben gelernt?“, in welchem er gegen Oskar Asbóth’s in einem früheren Akademievortrage ausgesprochene Ansicht: die Ungarn hätten die Kunst des Lesens und Schreibens zuerst von den čechischen Glaubensbekehrern überkommen, auftrat, dieselbe völlig verwarf und mit schlagenden Gründen bewies, daß die Ungarn zugleich mit dem Christenthum und der ungarischen Aussprache des Latein, welches seit dem 11. Jahrhundert nach Ungarn gekommen, auch die Kunst des Lesens und Schreibens von den Italienern des venetianischen Gebietes empfangen haben. –