Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 39 (1879), ab Seite: 85. (Quelle)
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Stöber, Joseph (Kupferstecher, geb. in Wien am 13. Juni 1768, gest. ebenda 12. März 1852). Sein Vater war Straßenpächter, und der Sohn sollte sich dem Kanzleidienste widmen. Nachdem er aber die Gymnasial- und Humanitätsclassen beendet, siegte die Liebe zur Kunst, und er trat in die k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien ein, wo er sich zunächst unter Hubert Maurer’s Leitung im Zeichnen, dann aber unter Schmutzer im Kupferstechen ausbildete. Zwölf Jahre, innerhalb deren er zwei Preise errang, arbeitete er unter des Letzteren Führung und eignete sich die gründlichsten technischen Kenntnisse an. Um diese Zeit trat in Wien das seinerzeit vielgenannte und auf die Entwicklung des Wiener Kunstlebens nicht ganz ohne Einfluß gebliebene Kunst- und Industrie-Comptoir ins Leben, mit welchem Stöber einen Vertrag abschloß, in Folge dessen er als Director der von ihm gegründeten geographischen Kupferstecherschule angestellt wurde. Auf diesem Posten war Stöber durch dreizehn Jahre in verdienstlichster Weise thätig; er bildete mehrere tüchtige Schüler im Kartenstich heran, und eine stattliche Zahl vortrefflicher Karten gingen unter seiner Leitung aus dieser Anstalt hervor. Nachdem dieselbe sich aufgelöst hatte, war Stöber wieder auf sich selbst gestellt, und er widmete sich fortan dem Stiche von Vignetten kleinerer Blätter für in- und ausländische Taschenbücher, Almanache, Ausgaben deutscher [86] Dichter u. s. w., wobei es natürlich, da für den Lebensunterhalt gearbeitet wurde, weniger galt, die Interessen der Kunst zu fördern, als recht viel zu schaffen. Und in der That, mit Ausnahme der Almanach-Blätter, unter denen namentlich die für Clauren’s „Vergißmeinnicht“, an welchem Taschenbuche Vater und Sohn zu gleicher Zeit thätig waren, durch sorgfältige Ausführung sich auszeichnen, tragen die meisten anderen Arbeiten sichtlich mehr das Gepräge des freilich tüchtig geschulten Handwerks, als jenes der Kunst. Joseph Stöber arbeitete viel, theils nach eigenen Zeichnungen, theils nach Zeichnungen verschiedener Wiener Künstler, unter denen wir S. Perger, Joh. Ender, W. A. Rieder, Führich, Mor. von Schwind, aber auch manche auswärtige, wie: von Ramberg, Höcker, L. Wolf, Opiz und Andere finden. Sein Sohn Franz hat ihn in künstlerischer Bedeutung weit überholt. Außer ihm hat er aber noch manchen tüchtigen Künstler herangebildet, so im geographischen Fache Joseph Fischer und Borstingl, als Kupferstecher im eigentlichen Sinne aber Leopold Bayer, Joseph Jung, Johann und Leopold Müller, seine Schwiegersöhne Hoffmann und Kovatsch, und Zinke. Stöber erreichte das hohe Greisenalter von 83 Jahren und starb nur wenige Jahre vor seinem Sohne, dessen Talent er in edelster Weise sich hatte entfalten sehen.

Uebersicht der vorzüglichsten Arbeiten von Joseph Stöber. Hauptblätter. „Blumen-Altar“. Nach J. D. de Heem. Mit christlich-allegorischer Einfassung (gr. Qu.-Fol.). Es gibt davon Abdrücke mit und ohne Widmung. Die Widmung ist an P. Ruttenstock, Prälaten in Klosterneuburg, gerichtet. – „Kaiser Franz II. auf dem Meierhofe Broullière während des Marsches vom 1. auf den 2. Juni 1794“. – „Kaiser Franz überreicht dem bürgerlichen Officiers-Corps am 7. April 1793 einen silbernen Becher“. – „Pallas“. Mit Helm und Schwert. Kniestück. Nach dem Gemälde von Lenz in der Galerie des Fürsten Kaunitz. Davon gibt es schwarze und colorirte Exemplare (Qu.-Fol.). – „Amor, auf dem Ruhebette träumend, mit dem Bogen in der herabgesunkenen Hand“. Punctirt und braun gedruckt (4°.). – Bildnisse. Der Schauspieler Müller als Greis im „Bruderzwist“ von Kotzebue. Friedr. Matthaei del. (Fol.). Davon gibt es Abdrücke mit der Annonce des Schauspielers und dem Druckfehler 1081 statt 1801 und Abdrücke mit der richtigen Jahreszahl. – Iffland 1799 (4°.). – Kaunitz. – Pauline Fürstin Schwarzenberg. – Stollberg. – Blätter zu Bilderwerken. „Sechzig bildliche Vorstellungen aus der Bibel“. Mit historischem Texte begleitet von J. R. Zappe (Wien 1820; mit verändertem Titel ebenda 1828, C. Gerold, 8°.). Die Zeichnungen zu diesem Werke lieferte Stöber’s Schwiegersohn Johann Ender (nicht Endner, wie ihn Nagler nennt), und an 50 Stiche hat Stöber ausgeführt. – „Sechzig Abbildungen und Lebensbeschreibungen der Heiligen“. Nach W. A. Rieder’s Zeichnungen in Stahl gestochen (Wien, bei Müller, 8°.). Bei mehreren derselben half ihm sein Sohn Franz mit, der z. B. auf dem Blatte „St. Julia“ [siehe die Uebersicht der Arbeiten von Franz Stöber, Nr. 199] zugleich mit dem Vater als Stecher bezeichnet ist. Ein colorirtes Exemplar dieses Werkes, dessen Text von Silbert [Band XXXIV, S. 291] verfaßt ist, befindet sich in der Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien. – „Kupfersammlung der vorzüglichsten deutschen classischen Dichter.“ Herausgegeben von J. Stöber. 3 Lieferungen zu Bürger’s, Schiller’s und Goethe’s Gedichten (Wien 1832, 8°.). – „Ovid’s Verwandlungen in Kupfer vorgestellt und mit den nöthigen Erläuterungen versehen“ (Wien 1791–1793; auch ebenda 1817, 4°.). Der Text zu diesem Werke ist in Wien bei Alberti gedruckt. J. Stöber lieferte zu demselben den größten Theil der Blätter (75); die übrigen sind von Blaschke, Gerstner, Mansfeld u. A. gestochen. – Ferner stach er die Blätter zu Wieland’s und Klopstock’s im Verlage bei Göschen [87] in Leipzig (8°.) erschienenen Werken. Endlich sind von ihm auch gestochene „Englische Vorschriften“ (Wien und Pesth 1815, Qu.-Fol.) erschienen. – Almanachblätter. Im „Freund des schönen Geschlechte“ (Wien). Jahrgang 1822: „Liebe und Freundschaft“. – „Dandamis und Amizek“. – „Der kluge Arzt“. – „Das Hexenwerk“. – „Die Waldcapelle“, zwei Blätter. Alle sechs nach Zeichnungen von S. Perger. – Im „Taschenbuche zum geselligen Vergnügen“. 1825: Zur Erzählung „Der Nachtwächter von St. Johann“. Von Fr. Kuhn. Nach Zeichnung von H. Ramberg. – 1827: „Kaiser Friedrich der Rothbart“. Nach Zeichnung von H. Ramberg. – 1829: „Maria Theresia zu Preßburg den 11. September 1741“. – „Friedrich II. erklärt den Prinzen Leopold von Dessau auf dem Schlachtfelde zum Feldmarschall“. – „Der Aufstand der Bürger in Genua gegen das österreichische Militär“. Alle drei nach Joh. Ender. – Für das „Rheinische Taschenbuch“. Herausgeg. von Dr. Adrian. 1829: „Der St. Romans-Brunnen“. Roman von Walter Scott. – Für das Taschenbuch „Vergißmeinnicht“. Herausgegeben von Clauren. 1819: „Jesus Christus, mein Guido!“. Nach Zeichnung von L. Wolf zur Erzählung „Der Liebe reinstes Opfer“. – 1822: „Schmetterlingsjäger“. Nach H. Ramberg zur Erzählung „Das Dijonröschen“. – „Das Testament“. – „Gott sei mit euch“. – „Der Park“ (sic). Alle drei zur Erzählung „Die Fraueninsel“. – 1823: „Die Fellner und ewig und immer die Fellner“. Zur Erzählung „Der Generalbevollmächtigte“. – „Liegt unser Christpüppchen nicht da wie ein schlummernder Engel?“. – „Näher, näher!“. – „Wie sonderbar, wie so ganz sonderbar“. Alle drei zur Erzählung „Vater unser, der du bist im Himmel, oder Christpüppchen“. – 1824: „Hebe dich weg, Satanas!“. Zur Erzählung „Der Fastnachtball“. – „Sie kennen doch, Durchlaucht, die Geschichte dieser ehernen Löwin?“. – „Wo sind wir denn?“. Beide zur Erzählung „Gräfin Cherubin“. – 1825: „Wir wollen uns beide nicht streiten“. – „Ein Mädchen, das keine Wassersuppe kochen kann, ist zu bedauern?“. Beide zur Erzählung „Der Gram der Liebe hat sie getödtet“. – „So wie dieser dachte sie sich die Brüder Lehrlinge in den Bau-Logen der uralten Vorzeit“. – 1826: „Ihre Excellenz erlauben gnädigst“. – „Ach, du lieber Gott, was ist das für ein niedliches Mädchen!“. Dieses und das vorige nach Zeichnungen von W. A. Rieder. – „Mein mir ewig treuer Ambrosius“. Zur Erzählung „Das Vater-Erbe“. – 1827: „Und wär’ es auch zehntausend mehr, es wöge doch keine Unschuld auf“. – „Frieden wollen wir stiften“. Nach Zeichnungen von W. A. Rieder zur Erzählung „Der Friedhof von Wüstenbrück“. – 1828: „Conradine“. – „Und ihre Lichtscheuen werden flehen vor ihm“. Nach Zeichnungen von Joh. Ender zur Erzählung „Die drei Waisen“. – „Musjeken, dat müssen Se nich thun!“. Nach Joh. Ender zur Erzählung „Das Lilofischchen“. – „Du hast gerettet uns das Leben und gehalten Dein ehrlich Wort“. Nach Joh. Ender zur Erzählung „Das alte Schloß in Marienlinde“. – 1831: Ohne Unterschrift. Eine auf ein Kissen mit dem linken Arme sich lehnende Frauengestalt, die Rechte neben auf einem Tische befindlichen Rosen. Nach Joh. Ender. Zur Erzählung „Angelica Lindholm“. – Im Taschenbuche „Helena für 1837“ (Bunzlau, Appun): Drei Blätter nach Zeichnungen von Höcker zum Romane „Die Venetianer“ von Herloßsohn. – Zum Taschenbuche „Urania“. 1827: „Der Roman“. – „Die Wirklichkeit“. Zwei Blätter nach Zeichnungen von G. Opiz. – 1830: „Der Liebeszauber“. – „Der Ritter und sein Liebchen“. Beide zu Bürger’s Gedichten nach Zeichnungen von G. Opiz. – Im Taschenbuche „Rosen“. Herausgegeben von Spindler. 1827: „Laßt uns kosend die Anmuth des Morgens genießen“. Zu „Itals Brunnenfahrt“. Altdeutsche Novelle von Georg Döring. – 1831: „Marie und Anna“. Nach Joh. Ender zu „Lorbeer und Myrthe“. Künstler-Novelle von M. Niesner. – „Cäcilie“. Nach J. Führich. Zur Erzählung „Das Opfer“. Von Georg Döring.
Quellen zur Biographie. (Hormayr’s Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.). XVII. Jahrg. (1826), Nr. 152 und 153, S. 815. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVII, S. 384. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 208.